Friedenspreis für Aleida und Jan Assmann

"Nicht jede Gegenstimme verdient Respekt"

Jan und Aleida Assmann, die Friedenpreisträger des Deutschen Buchhandels auf der Frankfurter Buchmesse
Jan und Aleida Assmann, die Friedenpreisträger des Deutschen Buchhandels auf der Frankfurter Buchmesse © imago / epd
René Aguigah im Gespräch mit Anke Schaefer |
Das Forscherpaar Aleida und Jan Assmann ist in der Frankfurter Paulskirche mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt worden. Die Dankesrede war auch ein eindringliches Plädoyer für die Verteidigung unserer Grundwerte.
Zum Abschluss der Frankfurter Buchmesse sind die Kulturwissenschaftler Aleida und Jan Assmann mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet worden. In ihrer Dankesrede in der Frankfurter Paulskirche machte sich das Ehepaar angesichts des zunehmenden Nationalismus für Solidarität stark. Nationalistische Politik schüre Hass auf Schwächere und Fremde.

"Es muss unstrittige Überzeugungen geben"

Aleida Assmann plädierte für die unerschrockene Verteidigung von Grundwerten: "Es muss unstrittige Überzeugungen und einen Grundkonsens geben - wie die Verfassung, die Menschenrechte, die Gewaltenteilung mit der Unabhängigkeit des Rechts und der Medien. Nicht jede Gegenstimme verdient Respekt. Sie verliert diesen Respekt, wenn sie darauf zielt, die Grundlagen für Meinungsvielfalt zu untergraben."
Jan Assmann sagte in seinen Ausführungen: "Was uns verbindet, wie zum Beispiel Herkunft, Religion, Überzeugungen oder Projekte, ist zugleich auch das, was uns trennt. Eine Schlüsselfrage ist deshalb: Wie exklusiv oder inklusiv ist dieses nationale 'Wir', das durch Identität und Identifikation entsteht?"

"Die Nation ist kein heiliger Gral"

Die Erinnerungskultur sei den Preisträgern in ihrer Rede ebenfalls wichtig gewesen, berichtete unser Literaturkritiker René Aguigah. Aleida Assmann betonte: "Die Nation ist kein heiliger Gral, sondern ein Verbund von Menschen, die sich erinnern und Verantwortung übernehmen. Beschämend ist allein die Geschichte, nicht aber die befreiende Erinnerung an sie, die wir mit den Opfern teilen."
Auch das Private habe bei der Preisverleihung eine Rolle gespielt, sagte René Aguigah. Der Laudator Hans-Ulrich Gumbrecht, der mit dem Paar befreundet ist, betonte, dass Aleida und Jan Assmann sich "aus der Erfahrung großer Verschiedenheit" heraus liebten. Das Ehepaar ist seit 50 Jahren miteinander verheiratet. Ihre private Verbindung kontrastierte laut Aguigah mit dem repräsentativen Ort der Preisverleihung - der Paulskirche, Wiege der deutschen Demokratie.
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