Friedler: Quandts haben von Ausbeutung der Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge profitiert
Die Familie Quandt gehört zu den reichsten Unternehmerfamilien Deutschlands. Über ihre Familiengeschichte und die Verstrickung mit dem NS-Regime ist am Donnerstag ein Film im NDR-Fernsehen zu sehen. Autor Eric Friedler greift darin auch das lange Schweigen der Quandts auf.
Joachim Scholl: Die Dokumentation läuft heute Abend im Programm des NDR-Fernsehens. In einem Studio in Hamburg begrüße ich jetzt Eric Friedler. Zusammen mit Barbara Siebert hat er diesen Film konzipiert und gedreht. Guten Tag, Herr Friedler!
Eric Friedler: Guten Tag!
Scholl: Wir haben gerade gehört von der Reaktion der Familie Quandt auf die Erstausstrahlung vor sechs Wochen, als Ihr Film in einer kürzeren Fassung in der ARD lief. Die Familie will sich nun ihrer Geschichte stellen. In einem entsprechenden Statement heißt es: Wir sind uns als Familie einig, dass wir mit diesem Teil unserer Geschichte offen und verantwortungsvoll umgehen. Jahrzehnte lang haben die Quandts eben geschwiegen und auch jede Stellungnahme verweigert. Das hat Ihr Film nun erreicht, Herr Friedler. Sind Sie damit zufrieden?
Friedler: Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Man kann doch damit zufrieden sein, obgleich, wenn man mit den Opfern oder auch mit Historikern spricht, gibt es auf die Reaktion auch unterschiedliche Reaktionen. Es ist eine gewissermaßen widersprüchliche Reaktion der Quandts, denn einerseits dementieren sie nicht die in der Dokumentation gezeigten Fakten, aber andererseits sagen sie zum Beispiel nicht klar und deutlich, ja, es hat Konzentrationslager gegeben. Und nun soll ein von der Familie bestimmter Historiker die Unternehmensgeschichte im Dritten Reich aufarbeiten. Aber man darf nicht vergessen, dass es ja schon Historiker erforscht haben, dass es ein KZ in Hannover-Stöcken gab, dass es KZ-Häftlinge in Quandts Werken in Berlin, in Wien, in Polen gab und schufteten und dass eben auch Tausende Zwangsarbeiter in anderen Werken waren. Und das sind eben Fakten. Und gerade Opfer, die Opfer, mit denen wir jetzt auch noch mal für die 90-minütige Version – wir haben ja die Reaktion der Quandts versucht, noch einmal aktuell aufzugreifen – erscheint das Ganze als eine Fortsetzung des Schweigens mit anderen Mitteln.
Scholl: Lassen Sie uns mal über die Fakten Ihres Films sprechen. Inwieweit waren die Unternehmen der Quandts in das System der NS-Arbeit verstrickt, oder wie kamen sie eigentlich dazu? Es heißt ja auch immer so in der Familiengeschichte, man hat die Zwangsarbeiter uns aufgedrängt.
Friedler: In der Familiengeschichte heißt das das gar nicht großartig, also es gibt keine großen Firmenschriften, die überhaupt diese Zeit erwähnen. Es gibt lediglich Äußerungen von Günther Quandt, der diese Sache möglicherweise geäußert hat, aber aufgedrängt, also da kann man immer sagen, man hat einem die Sachen aufgedrängt, man hatte keine andere Wahl. Man hatte immer eine andere Wahl, denn ein KZ in dieser Zeit, wo Häftlinge in einem Werk arbeiten mussten und dann zurück ins Barackenlager kamen, das nannte man Vernichtung durch Arbeit. Und ich denke, Vernichtung durch Arbeit, dafür hatte man immer eine andere Wahl.
Scholl: Nun heißt es auch, dass der damalige Patriarch Günther Quandt nicht unbedingt ein glühender Nazi war, er hätte sich wie so viele Industrielle mit den neuen Machthabern arrangiert. War er also nicht nur ein Mitläufer wie viele andere?
Friedler: Nun, er war einer der größten Rüstungsindustriellen des Dritten Reichs mit Flick und Krupp und Thyssen und allen anderen. Das ist eigentlich absurd, dass einer der größten Rüstungsindustriellen des Dritten Reichs als Mitläufer eingestuft wurde. Denn er hat partizipiert und eben auch zum Teil profitiert und viel auch nach dem Krieg durchs Raster der alliierten Justiz.
Scholl: Der Filmemacher Eric Friedler im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur über den Film "Das Schweigen der Quandts". Herr Friedler, nun hat es in der Vergangenheit schon etliche wissenschaftliche Studien über die Familie Quandt gegeben, Sie haben es vorhin auch schon erwähnt, und 2002 eine große Biografie von Rüdiger Jungbluth. Dieser wiederum hat nun in einem sehr umfangreichen Artikel in der "Zeit" von letzter Woche Ihren Film kritisch beleuchtet, gelobt auch. Aber Rüdiger Jungbluth kritisiert etwa manche Schlussfolgerungen, die Sie zögen in diesem Film. Dass Ihr Film etwa andeutet, dass riesige Quandt’sche Vermögen sei hauptsächlich braunes Geld, dabei hätten die Quandts, so Rüdiger Jungbluth, schon seit dem Ersten Weltkrieg ihren enormen Reichtum erwirtschaftet. Was sagen Sie denn zu dieser Kritik?
Friedler: Also ich sehe das überhaupt nicht als Kritik, weil Rüdiger Jungbluth ist a) Fachberater dieses Films und tritt auch in dem Film auf, zweitens kritisiert er eigentlich gar nichts, weil er ja auch selber ganz klar ausspricht, dass die Quandts von der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen profitiert haben und auch dieses Vermögen in die neue Zeit hinübergebracht haben. Und da gibt es nicht nur eindeutige Indizien, sondern eindeutige Fakten. Also das erklärt er ganz klar. Worauf er noch mal aufmerksam macht, ist, dass die Quandts auch vor dem Dritten Reich vermögend waren, und wir sprechen ja ganz explizit von Teilen der Herkunft des Vermögens und nicht vom gesamten Vermögen. Weil das Vermögen, was sie vor dem Dritten Reich hatten – sie waren schon sehr reich in der Weimarer Republik –, haben sie eben kulminiert, und sie gingen sozusagen von der Diktatur in die Demokratie über und konnten ihr Vermögen retten. Dass natürlich nicht alles aus Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen kam, das ist nun völlig klar, und da sind wir uns völlig einig.
Scholl: Die Familie Quandt hat sich bei den Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter beteiligt, BMW und Altana, hier haben die Quandts die Anteilsmehrheit, waren sogar federführend bei der Stiftung-Initiative. Das steht doch, Herr Friedler, eigentlich in so einem kleinen Widerspruch zu dieser schuldabweisenden Haltung, die die Familie an den Tag legt. Wir haben gerade ja auch ein anderes Beispiel mit dem Contergan-Prozess und der Firma Grünenthal. Warum fällt es solchen Unternehmen eigentlich immer so auffallend schwer, sich mit den dunklen Stellen der Vergangenheit auseinanderzusetzen, ist das ein unausgesprochener Kodex? Was sind Ihre Erfahrungen, Sie haben ja auch Familienmitglieder getroffen während Ihrer Recherchen zu dem Film?
Friedler: Ich weiß nicht, ob es ein Kodex ist, ich glaube, dass die Familie Quandt ohnehin sehr, sehr diskret ist und sehr, sehr verschwiegen zu allen Lebensbereichen, aber eben auch zur Vergangenheit. Wir haben ja unzählige Anfragen gestellt an die Familie, dass sie bitte eine Stellungnahme abgeben sollen zu der Rolle von Günther und seinem Sohn Herbert Quandt, der ja auch später BMW zu dem machte, was BMW heute ist, und zu seiner Rolle im Dritten Reich. Und das würde abschlägig beschieden. Vielleicht ist es peinlich, vielleicht ist es die Angst um Prestigeverlust, aber ich möchte einfach betonen, es geht nicht ums Geld. Und die Opfer, denen geht es auch nicht ums Geld. Es geht um die historische Wahrheit. Es ist eine Sache, Geld zu geben, damit man beispielsweise während der Zwangsarbeiterfonds-Debatte – da gab es ja die großen Sammelklagen aus Amerika –, dass man dann Geld gibt, um möglicherweise auch weiterhin gute Geschäfte in den USA zu machen. Aber was mit den anderen Firmen im Dritten Reich, die sie besessen haben, was davor war, darüber schweigen sie weiterhin. Und die Quandts haben sich nie diesen historischen Fakten gestellt, und sie haben nie etwas eingestanden. Ganz im Gegenteil. Als die ehemaligen Opfer damals beispielsweise 1972 Kontakt aufnehmen wollten, um eine finanzielle Unterstützung zu bekommen, fühlten sie sich eher belästigt, haben ja sogar gesagt, man erinnert sich an nichts mehr. Also als man was hätte tun können, haben sie bei den unmittelbaren Opfern nichts getan.
Scholl: Die Quandts haben jetzt eigens den Bonner Historiker Joachim Scholtyseck für die Aufarbeitung dieser Geschichte engagiert. Sie soll lückenlos, umfassend und vorurteilsfrei sein. Versprechen Sie, Eric Friedler, sich davon mehr Einsicht, mehr Klarheit?
Friedler: Na klar, wenn ein Historiker so was jetzt endlich nach 60 Jahren aufarbeitet, kann man sich immer natürlich mehr Erkenntnisse erhoffen. Nur eins ist noch mal klar zu machen: Einige Historiker haben einiges schon aufgearbeitet zu ihren Fachbereichen. Was jetzt beispielsweise Hannover angeht oder was die (…) in Berlin angeht usw. Und vieles wurde eben noch nicht aufgearbeitet. Und alle jene Lücken haben wir wiederum versucht, durch zusätzliche Recherchen zu füllen. Aber ich denke, natürlich, wenn die ein eigenes Firmenarchiv haben, sind wir alle sehr dran interessiert, was dieses eigene Firmenarchiv hervorbringt. Und es ist natürlich jetzt nicht an mir, darüber zu urteilen, welche tatsächliche Schuld da jetzt am Ende rauskommt.
Scholl: Auf jeden Fall werden die Ergebnisse interessant sein, die Joachim Scholtyseck dann publizieren kann, darf oder wird. "Das Schweigen der Quandts", heute Abend läuft der Film von Eric Friedler und Barbara Siebert im Programm des NDR-Fernsehens in voller Länge von 90 Minuten um 21 Uhr. Ich danke Ihnen, Herr Friedler, für das Gespräch.
Friedler: Ich danke Ihnen auch.
Eric Friedler: Guten Tag!
Scholl: Wir haben gerade gehört von der Reaktion der Familie Quandt auf die Erstausstrahlung vor sechs Wochen, als Ihr Film in einer kürzeren Fassung in der ARD lief. Die Familie will sich nun ihrer Geschichte stellen. In einem entsprechenden Statement heißt es: Wir sind uns als Familie einig, dass wir mit diesem Teil unserer Geschichte offen und verantwortungsvoll umgehen. Jahrzehnte lang haben die Quandts eben geschwiegen und auch jede Stellungnahme verweigert. Das hat Ihr Film nun erreicht, Herr Friedler. Sind Sie damit zufrieden?
Friedler: Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Man kann doch damit zufrieden sein, obgleich, wenn man mit den Opfern oder auch mit Historikern spricht, gibt es auf die Reaktion auch unterschiedliche Reaktionen. Es ist eine gewissermaßen widersprüchliche Reaktion der Quandts, denn einerseits dementieren sie nicht die in der Dokumentation gezeigten Fakten, aber andererseits sagen sie zum Beispiel nicht klar und deutlich, ja, es hat Konzentrationslager gegeben. Und nun soll ein von der Familie bestimmter Historiker die Unternehmensgeschichte im Dritten Reich aufarbeiten. Aber man darf nicht vergessen, dass es ja schon Historiker erforscht haben, dass es ein KZ in Hannover-Stöcken gab, dass es KZ-Häftlinge in Quandts Werken in Berlin, in Wien, in Polen gab und schufteten und dass eben auch Tausende Zwangsarbeiter in anderen Werken waren. Und das sind eben Fakten. Und gerade Opfer, die Opfer, mit denen wir jetzt auch noch mal für die 90-minütige Version – wir haben ja die Reaktion der Quandts versucht, noch einmal aktuell aufzugreifen – erscheint das Ganze als eine Fortsetzung des Schweigens mit anderen Mitteln.
Scholl: Lassen Sie uns mal über die Fakten Ihres Films sprechen. Inwieweit waren die Unternehmen der Quandts in das System der NS-Arbeit verstrickt, oder wie kamen sie eigentlich dazu? Es heißt ja auch immer so in der Familiengeschichte, man hat die Zwangsarbeiter uns aufgedrängt.
Friedler: In der Familiengeschichte heißt das das gar nicht großartig, also es gibt keine großen Firmenschriften, die überhaupt diese Zeit erwähnen. Es gibt lediglich Äußerungen von Günther Quandt, der diese Sache möglicherweise geäußert hat, aber aufgedrängt, also da kann man immer sagen, man hat einem die Sachen aufgedrängt, man hatte keine andere Wahl. Man hatte immer eine andere Wahl, denn ein KZ in dieser Zeit, wo Häftlinge in einem Werk arbeiten mussten und dann zurück ins Barackenlager kamen, das nannte man Vernichtung durch Arbeit. Und ich denke, Vernichtung durch Arbeit, dafür hatte man immer eine andere Wahl.
Scholl: Nun heißt es auch, dass der damalige Patriarch Günther Quandt nicht unbedingt ein glühender Nazi war, er hätte sich wie so viele Industrielle mit den neuen Machthabern arrangiert. War er also nicht nur ein Mitläufer wie viele andere?
Friedler: Nun, er war einer der größten Rüstungsindustriellen des Dritten Reichs mit Flick und Krupp und Thyssen und allen anderen. Das ist eigentlich absurd, dass einer der größten Rüstungsindustriellen des Dritten Reichs als Mitläufer eingestuft wurde. Denn er hat partizipiert und eben auch zum Teil profitiert und viel auch nach dem Krieg durchs Raster der alliierten Justiz.
Scholl: Der Filmemacher Eric Friedler im Gespräch mit Deutschlandradio Kultur über den Film "Das Schweigen der Quandts". Herr Friedler, nun hat es in der Vergangenheit schon etliche wissenschaftliche Studien über die Familie Quandt gegeben, Sie haben es vorhin auch schon erwähnt, und 2002 eine große Biografie von Rüdiger Jungbluth. Dieser wiederum hat nun in einem sehr umfangreichen Artikel in der "Zeit" von letzter Woche Ihren Film kritisch beleuchtet, gelobt auch. Aber Rüdiger Jungbluth kritisiert etwa manche Schlussfolgerungen, die Sie zögen in diesem Film. Dass Ihr Film etwa andeutet, dass riesige Quandt’sche Vermögen sei hauptsächlich braunes Geld, dabei hätten die Quandts, so Rüdiger Jungbluth, schon seit dem Ersten Weltkrieg ihren enormen Reichtum erwirtschaftet. Was sagen Sie denn zu dieser Kritik?
Friedler: Also ich sehe das überhaupt nicht als Kritik, weil Rüdiger Jungbluth ist a) Fachberater dieses Films und tritt auch in dem Film auf, zweitens kritisiert er eigentlich gar nichts, weil er ja auch selber ganz klar ausspricht, dass die Quandts von der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen profitiert haben und auch dieses Vermögen in die neue Zeit hinübergebracht haben. Und da gibt es nicht nur eindeutige Indizien, sondern eindeutige Fakten. Also das erklärt er ganz klar. Worauf er noch mal aufmerksam macht, ist, dass die Quandts auch vor dem Dritten Reich vermögend waren, und wir sprechen ja ganz explizit von Teilen der Herkunft des Vermögens und nicht vom gesamten Vermögen. Weil das Vermögen, was sie vor dem Dritten Reich hatten – sie waren schon sehr reich in der Weimarer Republik –, haben sie eben kulminiert, und sie gingen sozusagen von der Diktatur in die Demokratie über und konnten ihr Vermögen retten. Dass natürlich nicht alles aus Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen kam, das ist nun völlig klar, und da sind wir uns völlig einig.
Scholl: Die Familie Quandt hat sich bei den Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter beteiligt, BMW und Altana, hier haben die Quandts die Anteilsmehrheit, waren sogar federführend bei der Stiftung-Initiative. Das steht doch, Herr Friedler, eigentlich in so einem kleinen Widerspruch zu dieser schuldabweisenden Haltung, die die Familie an den Tag legt. Wir haben gerade ja auch ein anderes Beispiel mit dem Contergan-Prozess und der Firma Grünenthal. Warum fällt es solchen Unternehmen eigentlich immer so auffallend schwer, sich mit den dunklen Stellen der Vergangenheit auseinanderzusetzen, ist das ein unausgesprochener Kodex? Was sind Ihre Erfahrungen, Sie haben ja auch Familienmitglieder getroffen während Ihrer Recherchen zu dem Film?
Friedler: Ich weiß nicht, ob es ein Kodex ist, ich glaube, dass die Familie Quandt ohnehin sehr, sehr diskret ist und sehr, sehr verschwiegen zu allen Lebensbereichen, aber eben auch zur Vergangenheit. Wir haben ja unzählige Anfragen gestellt an die Familie, dass sie bitte eine Stellungnahme abgeben sollen zu der Rolle von Günther und seinem Sohn Herbert Quandt, der ja auch später BMW zu dem machte, was BMW heute ist, und zu seiner Rolle im Dritten Reich. Und das würde abschlägig beschieden. Vielleicht ist es peinlich, vielleicht ist es die Angst um Prestigeverlust, aber ich möchte einfach betonen, es geht nicht ums Geld. Und die Opfer, denen geht es auch nicht ums Geld. Es geht um die historische Wahrheit. Es ist eine Sache, Geld zu geben, damit man beispielsweise während der Zwangsarbeiterfonds-Debatte – da gab es ja die großen Sammelklagen aus Amerika –, dass man dann Geld gibt, um möglicherweise auch weiterhin gute Geschäfte in den USA zu machen. Aber was mit den anderen Firmen im Dritten Reich, die sie besessen haben, was davor war, darüber schweigen sie weiterhin. Und die Quandts haben sich nie diesen historischen Fakten gestellt, und sie haben nie etwas eingestanden. Ganz im Gegenteil. Als die ehemaligen Opfer damals beispielsweise 1972 Kontakt aufnehmen wollten, um eine finanzielle Unterstützung zu bekommen, fühlten sie sich eher belästigt, haben ja sogar gesagt, man erinnert sich an nichts mehr. Also als man was hätte tun können, haben sie bei den unmittelbaren Opfern nichts getan.
Scholl: Die Quandts haben jetzt eigens den Bonner Historiker Joachim Scholtyseck für die Aufarbeitung dieser Geschichte engagiert. Sie soll lückenlos, umfassend und vorurteilsfrei sein. Versprechen Sie, Eric Friedler, sich davon mehr Einsicht, mehr Klarheit?
Friedler: Na klar, wenn ein Historiker so was jetzt endlich nach 60 Jahren aufarbeitet, kann man sich immer natürlich mehr Erkenntnisse erhoffen. Nur eins ist noch mal klar zu machen: Einige Historiker haben einiges schon aufgearbeitet zu ihren Fachbereichen. Was jetzt beispielsweise Hannover angeht oder was die (…) in Berlin angeht usw. Und vieles wurde eben noch nicht aufgearbeitet. Und alle jene Lücken haben wir wiederum versucht, durch zusätzliche Recherchen zu füllen. Aber ich denke, natürlich, wenn die ein eigenes Firmenarchiv haben, sind wir alle sehr dran interessiert, was dieses eigene Firmenarchiv hervorbringt. Und es ist natürlich jetzt nicht an mir, darüber zu urteilen, welche tatsächliche Schuld da jetzt am Ende rauskommt.
Scholl: Auf jeden Fall werden die Ergebnisse interessant sein, die Joachim Scholtyseck dann publizieren kann, darf oder wird. "Das Schweigen der Quandts", heute Abend läuft der Film von Eric Friedler und Barbara Siebert im Programm des NDR-Fernsehens in voller Länge von 90 Minuten um 21 Uhr. Ich danke Ihnen, Herr Friedler, für das Gespräch.
Friedler: Ich danke Ihnen auch.