Friedrich Ani: "Die Raben von Ninive - Balladen, andere Gedichte und ein Zwiegespräch"
Suhrkamp Verlag, 2020
172 Seiten, 18 Euro
"Der Dichter hat recht, verdammt"
12:56 Minuten
Friedrich Ani ist für gesellschaftskritische Krimis und seine Lyrik bekannt. Nun hat er einen neuen Gedichtband vorgelegt: "Die Raben von Ninive". Um über etwas schreiben zu können, müsse es ihn tief beschäftigen, sagt Ani.
"Balladen, andere Gedichte und ein Zwiegespräch" lautet der Untertitel von Friedrich Anis neuem Gedichtband "Die Raben von Ninive". Im titelgebenden Text gehe es um eine Stadt, die möglicherweise verflucht sei, berichtet Ani. Um die Geschichte zu erzählen, habe ihn die Form der Ballade gereizt.
Politische Gedichte
Ani stellt in seinem neuen Werk auch Bezüge zu aktuellen politischen Themen her, wie beispielsweise dem NSU-Prozess. In einem Gedicht zählt er die Toten des NSU sogar namentlich auf.
Das Gedicht heißt dann auch Aufzählung: "Es ist nach einem Gedicht von Erich Fried entstanden. Ich habe dieses Gedicht von Fried in die heutige Zeit fortgeschrieben."
Schwarzer Humor kommt in diesen Balladen auch nicht zu kurz. Ani reimt zum Beispiel:
Ein Staatsanwalt in Gera,
der fand es wäre fairer,
das Ermitteln sein zu lassen,
und sich mit Wichtigerem zu befassen.
der fand es wäre fairer,
das Ermitteln sein zu lassen,
und sich mit Wichtigerem zu befassen.
Um ein Gedicht zu schreiben, müsse in ihm etwas passieren, was er nicht steuern könne, sagt Ani. Es müsse ein Ereignis stattfinden, das plötzlich zwei, drei Wörter auslöse, die dann zu einem Vers führten.
Es sei aber nicht seine Art, "jeden Morgen in die Zeitung zu schauen, was verhandelt oder welche Sau durchs Dorf getrieben wird, und dann darüber zu schreiben. Es muss mich schon tief beschäftigen", so Ani.
"Ich wollte beweisen, dass es mich gibt"
Das Titelgedicht "Die Raben von Ninive" beginnt mit den Worten: "Regen ist die Abwesenheit von Seidenstrümpfen".
"Metaphern muss man nicht auf Anhieb kapieren", meint Ani. "Es kann ja aber sein, dass man im Laufe der Zeit sagt: 'Ja, der Dichter hat recht, verdammt'."
Seine ersten Reime habe er bereits mit 10, 12 Jahren geschrieben. "Ich wollte beweisen, dass es mich gibt, dass ich in der Welt bin. Auch wenn ich mich eher schweigsam gegeben habe." Und das Schreiben sei ihm nie schwergefallen. Es sei von selbst gekommen.