"Ich bin so ein komischer Künstler"
Zwölf Millionen Mal wurde der Supermarkt-Clip mit Friedrich Liechtenstein geklickt. Jetzt widmet sich der Musiker wieder der eigenen Kunst. Im Interview erklärt er, warum er seine Werbekarriere beendet hat und vergleicht die Postmoderne mit einem Vollkornbrot.
Friedrich Liechtenstein ist ein echtes Pop-Phänomen unserer Zeit. Seit Jahrzehnten ist er künstlerisch aktiv, wenn auch die meiste Zeit eher im Verborgenen. Sein neues Album schielt nicht auf eine Fortsetzung des Ruhms als Werbeikone und "Mr. Supergeil". Es ist ein Konzeptalbum, das sich mit dem österreichischen Bergort Bad Gastein auseinandersetzt. "Ich lege meine Schablone auf dieses Berg-Idyll", sagt der 1956 in Eisenhüttenstadt geborene Musiker.
Bad Gastein sehe aus wie ein "Wolkenkratzerdorf" und wirke "ein bisschen wie Ost-Berlin nach dem Mauerfall". Damit spielt Liechtenstein auf die zahlreichen leerstehenden Gebäude an. Die plötzliche Prominenz, die das neue Album dem Ort beschert, habe zu rührenden Reaktionen aus dem Ort geführt.
Tatsächlich reagierten auch viele Musikkritiker, etwa in der "Welt" oder der "Süddeutschen Zeitung", voller Überschwang auf das neue Werk. "Ich bin gerne das Gefäß für die Wünsche anderer", sagt der mit Lob überschüttete Sänger über die Artikel, die ihn mal als ironischen Entertainer und mal als Melancholiker beschreiben.
Postmoderne ähnelt einem Vollkornbrot
Er genieße es auch, dass so viele Menschen sich nun mit der Analyse seiner Songs befassen, also mit all den popkulturellen Zitaten und Versatzstücken. Die Postmoderne sei wie ein Vollkornbrot - bei dem es ja auch nicht stört, dass es aus allen möglichen Zutaten besteht.
Klar ist, dass Liechtenstein sich in Zukunft ganz auf seine Musikkarriere konzentrieren will, und nicht auf die als Spaßmacher aus der Werbung. Er hatte das Gefühl, "ein bisschen fremdgesteuert" zu sein. "Ich bin so ein komischer Künstler", sagte er, um zu begründen, was ihm wirklich wichtig ist: "Ich wollte lieber meine eigene Kunst machen."
mau