Friedrich Schorlemmer

"Heilig ist mir das Wunder des Lebens"

Der Theologe Friedrich Schorlemmer, aufgenommen am 19. Oktober in Magdeburg.
Der Theologe Friedrich Schorlemmer © picture alliance / ZB / Jens Wolf
Von Georg Gruber |
Der evangelische Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer freut sich über das Weihnachtswunder. "Diese Szene von Weihnachten, wie sie Lukas aufschreibt, das ist für mich Heiligkeit des Lebens", sagt er.
Friedrich Schorlemmer (70) ist evangelischer Theologe und Bürgerrechtler:
"Was mir heilig ist: Heilig ist mir das Wunder des Lebens, das Wunder des Lebens wie es die Weihnachtsgeschichte bei Lukas erzählt. Das da geborene Kind strahlt, strahlt Glück aus, wird angestrahlt von einer Mutter, wird behütet durch einen Vater, wird begrüßt durch raue Hirten, wird besungen durch ein Lied vom Himmel: Friede auf Erden, für die Menschen seines Wohlgefallens. Diese Szene von Weihnachten, wie sie Lukas aufschreibt, das ist für mich Heiligkeit des Lebens."
"Heilig ist mir aber auch ein anderes Wunder, das ich immer wieder in jedem Frühjahr erlebe, und denke jedes Jahr, das erlebe ich zum ersten Mal. Dieses Jahr wieder: Der Mai, der ist mir heilig, der ist zwar durch unsere Klimaveränderung schon in den April gerückt, aber dass das alles, das Verdorrte, das Blattlose, das Graue sich ins Grün verwandelt. Und die gelben Wiesenblumen dazu und das Rot einer Rose. Und das Duften von Maiglöckchen, dass ich das erspüren, erriechen, ertasten kann, das frische Gras, eine Rose, die riecht, die duftet. Das Leben ist ein wunderbares Geheimnis und heilig ist mir diese immer wieder aufblühende Schöpfung. Und deswegen muss ich gegen die aufstehen, die die Grundlagen dieser Schöpfung zerstören durch effiziente und gnadenlose Ausbeutung aller Güter des Lebens."
"Aber wer etwas für heilig hält, weiß auch was böse ist. Und wer etwas für gut und richtig hält und etwas für, ja, etwas für das man auf die Knie gehen kann, wer das in sich spürt, der muss auch die Sorge darum haben, dass das bleibt und dafür kämpfen. Aber nur der, dem etwas heilig ist, wird auch kämpfen für das, was ihm heilig ist. Und zwar mit Mitteln, die nicht dem widersprechen, was ihm heilig ist."
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