Fritz Lang-Biografie

Liebhaber des Kinos und der Frauen

Ausschnitt eines Plakates zu Fritz Langs Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder".
Ausschnitt eines Plakates zu Fritz Langs Film "M - Eine Stadt sucht einen Mörder". © picture alliance / dpa / Nestor Bachmann
Von Manuela Reichart |
Fritz Lang prägte die Kinogeschichte mit Filmen wie "Metropolis" oder "M.". Er galt als Tyrann am Set, als kompromissloser Perfektionist. In seiner Biografie "Ich bin ein Augenmensch" schildert Norbert Grob auch Langs zweite Passion: die Frauen.
Als er am 2. August 1976 mit 86 Jahren starb, hoch verehrt und fast blind, titelte die Los Angeles Times: "Fritz Lang, Filmperfektionist, ist tot!" Lang sei zeitlebens "ein Berliner mit Wiener Wurzeln. Und später ein Amerikaner mit preußischer Prägung. Ein Wanderer zwischen den Welten. Ein fanatischer Augenmensch" gewesen, fasst der Mainzer Filmwissenschaftler Norbert Grob das Leben des großen Regisseurs in seiner umfassenden, klugen Biografie zusammen.
Ein Mann, der das Kino prägte wie wenige vor und nach ihm, der die großen Filme der Weimarer Republik schuf ("Die Nibelungen" und "Metropolis"), der auf geniale Weise den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm schaffte ("M"), der Nazi-Deutschland floh und in Amerika eine neue Karriere begann, die ihn ganz nach oben brachte in der Gunst des Publikums und der Studios, aber auch scheitern und seinen Ruf aufs Spiel setzen ließ.
Pedant und Perfektionist
Fritz Lang war ein großer und reflektierter Kinokünstler, aber er war kein besonders umgänglicher Mann, er galt als Tyrann am Set, als Pedant und Perfektionist, der das Budget überzog, der keine Kompromisse eingehen wollte, letzteres aber – vor allem – in der Endphase seiner Karriere immer wieder tun musste, um überhaupt noch Filme drehen zu können.
Seine Leidenschaft und sein Können, seine Interessen und Phantasien galten allein dem Kino. Und – und das betont diese Biografie, die trotz der Nennung von vielen Affären und prominenten Amouren in ihrer Diskretion der Haltung Langs folgt – seine zweite heftige Passion gehörte den Frauen.
Der Regisseur, Schriftsteller und Filmproduzent Fritz Lang (1890-1976) auf einem undatiertem Foto.
Der Regisseur, Schriftsteller und Filmproduzent Fritz Lang (1890-1976) auf einem undatiertem Foto.© dpa / picture alliance
Ein Leben, geprägt durch Kino und Erotik
Norbert Grob, der ein profunder Kenner des filmischen Werks von Lang ist, entwirft ein Leben, das im und durch das Kino und durch die Erotik geprägt wurde. Er hat alle Spuren und biografischen Notizen verfolgt, umfangreich recherchiert in Zeitzeugnissen und Briefen.
Er entwirft in diesem Buch nicht nur eine Lebens-, sondern auch die Kinogeschichte des 20.Jahrhunderts, die ohne Fritz Lang nicht denkbar ist.
Lebensgeschichte als Filmgeschichte
Genaue Filmbeschreibungen und eine Einführung ins amerikanische Studiosystem des "Classical Hollywood" leistet der Autor ebenso kundig wie er Lebensbedingungen von Schauspielern und Drehbuchautoren beschreibt und zeitgeschichtliche Einordnungen leistet.
Fritz Langs großzügige Unterstützung von Kollegen, die dem Naziterror entfliehen mussten, wird dabei ebenso ausführlich erwähnt wie die immer wieder zitierte Version über seine überstürzte Emigration richtig gestellt wird.
Gerne hat Lang erzählt, wie er im Büro von Goebbels auf dessen Angebot, d e r Regisseur der Nazi-Bewegung zu werden, reagiert habe, nämlich sofort in den nächsten Zug nach Paris gestiegen sei. Norbert Grob weist nach, dass es so schnell (und dramatisch – wie Lang die Anekdote immer wieder ausmalte) nicht zuging.
Wo und wie der Regisseur - der mit seinen späten deutschen Filmen Ende der 1950er-Jahre zwar Kassenerfolge erzielte, aber von der Kritik verschmäht worden war - seine persönliche Signatur in sein Werk einfügte wie ein Maler, das erfährt man auch: In jedem seiner Filme ist seine Hand zu sehen.

Norbert Grob: Fritz Lang – ich bin ein Augenmensch, Die Biografie
Propyläen, Berlin 2014
447 S., 26.- Euro

Mehr zum Thema