Familiärer Showdown beim Sommertreffen
Familienzwist beim Spätsommertreffen des Front National: Vor zwei Wochen hatte sich Marine Le Pen im parteiinternen Machtkampf gegen ihren Vater Jean-Marie durchgesetzt. Dieser will sich von der Teilnahme am alljährlichen Treffen in Marseille dennoch nicht abhalten lassen.
Der Front National hält im Spät-Sommer traditionell Hof im Süden des Landes. Rund um Marseille leben die Treuesten der Treuen, vor allem Vater Le Pen hat hier seine Freunde, seine Fans. Aber Vater Le Pen wurde im August aus der Partei geworfen, seine Verharmlosung des Holocaust, seine rassistischen Zoten, passen der Tochter und Parteichefin nicht mehr ins Konzept, stören sie auf ihrem Weg Richtung Präsidentschaftskandidatur.
Nun hätte Marine Le Pen auch an diesem Wochenende in Marseille sehr gerne über das Thema der Themen gesprochen, über Einwanderung. Das ist ihre Hausstrecke, nicht erst seit Kurzem.
"Danke Europäische Union! Danke Schengen!",
rief Marine Le Pen in dieser Woche zynisch. Da hatten erneut Flüchtlinge den Fernverkehr in Calais lahmgelegt.
"Die Zuwanderung ist außer Kontrolle,"
sagte die Chefin des Front National in einem Radiointerview, und das will sie auch beim Parteitreffen in Marseille an diesem Wochenende den Anhängern zurufen.
Ihre Rede, die vom Versagen der Regierungen, vom Scheitern der Europäischen Union handeln soll, ihr Auftritt in Marseille wird allerdings vom Familienzwist überschattet werden. Denn Vater Le Pen klopft an die Tür, Jean-Marie Le Pen hat sein Kommen angesagt, trifft sich heute Mittag mit seinen Anhängern in einem Restaurant im 13. Arrondissement und hat das die Medien wissen lassen.
Seine Tochter organisierte eilends einen Pressecocktail, selbe Zeit, anderer Ort. Aber der Vater stiehlt ihr dennoch die Show.
"Jean-Marie Le Pen ist nicht willkommen bei der Sommeruniversität der Partei, er ist aus dem Front National ausgeschlossen worden," stellte die Parteichefin und Tochter des Verstoßenen nochmals klar.
Parteiinterner Sicherheitsdienst steht vor Loyalitätsproblem
Aber Vater Le Pen sagt:
"Ich bin weiterhin Ehrenpräsident der Partei, also habe ich Zutritt".
Die Partei hingegen sagt, nur die Rede der Parteichefin am Sonntag sei öffentlich und Marine Le Pen räumt ein:
"Wenn er kommt, können wir ihn natürlich nicht körperlich abhalten, einzutreten."
Körperlich abhalten könnten ihn die Sicherheitskräfte. Aber vorsorglich hat der Front National die eigenen Sicherheitsleute auf den Prüfstand gestellt. Denn der parteiinterne Ordnungsdienst, der DPS, der durch Skandale in den vergangenen Jahrzehnten berühmt-berüchtigt wurde, war einst von Vater Le Pen gegründet worden und unter den martialisch auftretenden, häufig kahlköpfigen Bodyguards hat Jean-Marie Le Pen viele Freunde. Auch Stéphane Boître wurde vor einem Disziplinargremium des FN in diesen Tagen gefragt, wie er sich verhalten werde, sollte Vater Le Pen vor der Parteitagstür in Marseille stehen. Da er gesagt habe, dass es nicht einfach sei, den Ehrenpräsidenten am Eintritt zu hindern, wurde der Sicherheitsmann aus dem parteiinternen Ordnungsdienst ausgeschlossen.
"Die Anhänger von Jean-Marie Le Pen unter den Sicherheitskräften der Partei werden gerade kalt gestellt."
Von Säuberung spricht der ehemalige Parteisekretär des Départements Bouches-du-Rhône, Laurent Comas, der selbst aus der Partei ausgeschlossen wurde. Marine Le Pen räume auf.
Der Familienstreit wird das Parteitreffen prägen, dennoch sagt Louis Aliot, der Lebensgefährte der Parteichefin, der außerdem Vizepräsident des Front National ist:
"Ich hoffe, das läuft alles anständig ab."