"Wichtig ist der Glaube an ein gutes Ende"
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140 Tage war Marc Wallert in der Gewalt islamistischer Geiselnehmer auf den Philippinen. Heute, nach knapp 20 Jahren, vermittelt er, wie man Krisen meistern und sogar an ihnen wachsen kann. Dafür gebe es allerdings keinen Königsweg.
Im Jahr 2000 entführten Terroristen der islamistischen Gruppe Abu Sayyaf den Göttinger Marc Wallert mit seinen Eltern während eines Tauchurlaubs. Zusammen mit weiteren Geiseln wurden sie im Dschungel der philippinischen Insel Jolo festgehalten. Wallert, der damals 27 Jahre alt war, kam nach 140 Tagen frei.
Die traumatische Erfahrung habe er vor allem durch den Glauben an ein gutes Ende durchgestanden, sagte er im Gespräch mit Deutschlandfunk Kultur:
"Wichtig ist an der Stelle, guten Optimismus nicht mit schlechtem Optimismus zu verwechseln. Was man nicht machen darf in Krisen - das ist ganz wichtig - das ist, davon auszugehen, dass es morgen einfach vorbei ist, sondern wirklich sich für eine lange Zeit vorzubereiten."
"Positives Denken kann tödlich sein"
"Positives Denken kann tödlich sein", so Wallert weiter. Nämlich dann, wenn man reale Gefahren ignoriere. Jeder habe aber seine Strategie, mit einer solchen Extremsituation umzugehen, jeder müsse seine "Superkraft" finden: "Es gibt nicht den einen, den Königsweg, sondern viele Wege."
Wallert, der heute als Resilienzexperte Seminare gibt, empfiehlt: "Jeden Abend für das zu danken, was an dem Tag gerade positiv war." Das sei eine "wunderbare Art, Resilienz, also seine innere Widerstandskraft, zu trainieren."
(bth)