Frühwarnung für Epileptiker
Etwa alle zwei Wochen wird der 26-jährige Australier Jason Dent von einem schweren Krampfanfall heimgesucht. Er leidet unter Epilepsie. Seit einem neuartigen Eingriff am Gehirn wird er über einen Pager vor einem Anfall gewarnt - und hat wieder Kontrolle über sein Leben.
Das zentrale Nervensystem des Menschen: Jedes Überlegen, jede Gemütsregung und jede Bewegung werden dort verarbeitet. Gedankenschnell. Dank Milliarden von Nervenzellen, die, sozusagen, unter Strom stehen. Doch ist das zentrale Nervensystem gestört wird der gleichmäßige, elektrische Fluss abrupt unterbrochen. Alle Reize entladen sich gleichzeitig. Ärzte nennen es einen epileptischen Anfall, einen Kurzschluss. Als ob im Gehirn eine Sicherung durchbrennen würde.
"Es fühlt sich so an, als wäre ein Gewitter in deinem Gehirn", beschreibt der Australier Jason Dent einen Anfall. Jason leidet unter schwerer Epilepsie. Medikamente helfen ihm nicht, auch keine Operation. Etwa alle zwei Wochen hat er einen Krampfanfall. Völlig willkürlich, ohne Vorwarnung, verliert Jason sein Bewusstsein. Seine Augen sind weit geöffnet, aber er ist ohne Orientierung, verwirrt - und er reagiert nicht, wenn er angesprochen wird. Jasons ganzer Körper ist außer Kontrolle. Er zuckt, als bekäme er Stromstösse, seine Hände zittern, immer wieder wirft er den Kopf zurück in den Nacken.
Ein solcher Anfall dauert oft nur Sekunden, manchmal aber auch länger als eine Minute. Hinterher erinnert sich Jason an nichts. Epilepsie bestimmt seinen Alltag. Er kann nicht Autofahren, kochen oder alleine schwimmen gehen. Selbst ohne Begleitung die Straße zu überqueren kann für ihn lebensgefährlich sein. Jason ist 26, seine Mutter Helen aber muss sich rund um die Uhr um ihn kümmern – wie um einen Fünfjährigen.
"Wir machen uns ständig Sorgen, dass etwas passieren könnte. Wir lassen ihn nicht aus den Augen. Andauernd fragen wir uns: 'Wo ist er? Was macht er? Ist er in Ordnung?' Es ist frustrierend, wie abhängig er von uns ist. Sein größter Wunsch ist wieder Cricket zu spielen – seinen Lieblingssport. Er war todtraurig, dass er das nicht konnte."
Das Reden überlässt Jason seiner Mutter Helen. Sie erzählt, wie er sich in Melbourne, beim St. Vincent’s-Krankenhaus, freiwillig gemeldet hat: Gesucht waren Testpatienten für ein neuartigen Gerät, das ein Leben mit Epilepsie leichter machen sollte. Jason wurde von Mark Cook, dem Chefneurologen, als erster Empfänger ausgewählt. Für Cook hat Epilepsie etwas Heimtückisches: Sie ist selten tödlich, aber ihre Folgen sind oft lebensgefährlich.
"Rechnet man die Zeit zusammen, die ein Epileptiker unter einem akuten Anfall leidet, dann sind das – über ein Jahr gesehen – oft nur ein paar Minuten. Über ein ganzes Leben verteilt ist das eine sehr kurze Zeit. Aber wenn sie ein Auto hätten, das immer wieder unerklärlich nicht mehr funktioniert, dann wäre es gefährlich, damit zu fahren. So ähnlich ist es bei einem Menschen mit Epilepsie."
Der Eingriff war eine Weltpremiere. So ungewöhnlich, dass er mitgefilmt wurde. Während der dreistündigen Operation brachten die Chirurgen Elektroden an Jasons Gehirn an und verbanden sie unter der Haut – den Nacken hinab – mit einem Gerät in Jasons Brust. Der Apparat, der aussieht wie ein Herzschrittmacher, misst die elektrischen Ströme im Gehirn und leitet jede Spannungsänderung an einen kleinen Kontroll-Pager weiter.
Der etwa Zündholzschachtel große Pager kann, wie ein Mobiltelefon, am Gürtel getragen werden und hat drei Lichter. Sie warnen den Patienten vor einem möglichen Krampfanfall. "Blau" steht für eine geringe, "weiß" für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit – und das rote Licht leuchtet auf, wenn das Risiko sehr hoch ist. Seit Jason das Gerät trägt, wurde er nicht mehr von einem epileptischen Anfall überrascht. "Das Frühwarnsystem scheint zu funktionieren", sagt Neurologen Mark Cook, "und ich bin sicher: Es wird auch Leben retten."
"Wenn das Gerät eine Warnung anzeigt, kann der Patient ein Medikament einnehmen, das den bevorstehenden Anfall schnell unter Kontrolle bringt – das ist der wohl größte Vorteil. Es bleibt aber auch genug Zeit, um sich auf einen Anfall einzustellen: Verwandte benachrichtigen, einen Arzt aufsuchen und so weiter. Der Betroffene kontrolliert sein eigenes Schicksal. Dieses Gerät wird hoffentlich das Leben vieler Patienten von Grund auf verändern."
Vor Monaten konnte er nur vom Spielfeldrand aus zusehen, jetzt aber trainiert Jason Dent wieder mit Helm, Schläger und dicken Beinschonern für die nächste Begegnung seines Cricketteams. "So glücklich war er seit Jahren nicht", sagt seine Mutter. Jason ist nicht geheilt. Er hat weiter Epilepsie, wahrscheinlich für den Rest seines Lebens. Aber was er daraus macht, das bestimmt nicht länger seine Krankheit – sondern er selbst.
"Jetzt weiß ich, dass er sicher ist – ich muss mir nicht mehr so viele Sorgen machen. Endlich hat er wieder Kontrolle über alles, was er tut. Die Ungewissheit, die er jeden Tag hatte, ist vorbei. Und das ist wundervoll."
"Es fühlt sich so an, als wäre ein Gewitter in deinem Gehirn", beschreibt der Australier Jason Dent einen Anfall. Jason leidet unter schwerer Epilepsie. Medikamente helfen ihm nicht, auch keine Operation. Etwa alle zwei Wochen hat er einen Krampfanfall. Völlig willkürlich, ohne Vorwarnung, verliert Jason sein Bewusstsein. Seine Augen sind weit geöffnet, aber er ist ohne Orientierung, verwirrt - und er reagiert nicht, wenn er angesprochen wird. Jasons ganzer Körper ist außer Kontrolle. Er zuckt, als bekäme er Stromstösse, seine Hände zittern, immer wieder wirft er den Kopf zurück in den Nacken.
Ein solcher Anfall dauert oft nur Sekunden, manchmal aber auch länger als eine Minute. Hinterher erinnert sich Jason an nichts. Epilepsie bestimmt seinen Alltag. Er kann nicht Autofahren, kochen oder alleine schwimmen gehen. Selbst ohne Begleitung die Straße zu überqueren kann für ihn lebensgefährlich sein. Jason ist 26, seine Mutter Helen aber muss sich rund um die Uhr um ihn kümmern – wie um einen Fünfjährigen.
"Wir machen uns ständig Sorgen, dass etwas passieren könnte. Wir lassen ihn nicht aus den Augen. Andauernd fragen wir uns: 'Wo ist er? Was macht er? Ist er in Ordnung?' Es ist frustrierend, wie abhängig er von uns ist. Sein größter Wunsch ist wieder Cricket zu spielen – seinen Lieblingssport. Er war todtraurig, dass er das nicht konnte."
Das Reden überlässt Jason seiner Mutter Helen. Sie erzählt, wie er sich in Melbourne, beim St. Vincent’s-Krankenhaus, freiwillig gemeldet hat: Gesucht waren Testpatienten für ein neuartigen Gerät, das ein Leben mit Epilepsie leichter machen sollte. Jason wurde von Mark Cook, dem Chefneurologen, als erster Empfänger ausgewählt. Für Cook hat Epilepsie etwas Heimtückisches: Sie ist selten tödlich, aber ihre Folgen sind oft lebensgefährlich.
"Rechnet man die Zeit zusammen, die ein Epileptiker unter einem akuten Anfall leidet, dann sind das – über ein Jahr gesehen – oft nur ein paar Minuten. Über ein ganzes Leben verteilt ist das eine sehr kurze Zeit. Aber wenn sie ein Auto hätten, das immer wieder unerklärlich nicht mehr funktioniert, dann wäre es gefährlich, damit zu fahren. So ähnlich ist es bei einem Menschen mit Epilepsie."
Der Eingriff war eine Weltpremiere. So ungewöhnlich, dass er mitgefilmt wurde. Während der dreistündigen Operation brachten die Chirurgen Elektroden an Jasons Gehirn an und verbanden sie unter der Haut – den Nacken hinab – mit einem Gerät in Jasons Brust. Der Apparat, der aussieht wie ein Herzschrittmacher, misst die elektrischen Ströme im Gehirn und leitet jede Spannungsänderung an einen kleinen Kontroll-Pager weiter.
Der etwa Zündholzschachtel große Pager kann, wie ein Mobiltelefon, am Gürtel getragen werden und hat drei Lichter. Sie warnen den Patienten vor einem möglichen Krampfanfall. "Blau" steht für eine geringe, "weiß" für eine erhöhte Wahrscheinlichkeit – und das rote Licht leuchtet auf, wenn das Risiko sehr hoch ist. Seit Jason das Gerät trägt, wurde er nicht mehr von einem epileptischen Anfall überrascht. "Das Frühwarnsystem scheint zu funktionieren", sagt Neurologen Mark Cook, "und ich bin sicher: Es wird auch Leben retten."
"Wenn das Gerät eine Warnung anzeigt, kann der Patient ein Medikament einnehmen, das den bevorstehenden Anfall schnell unter Kontrolle bringt – das ist der wohl größte Vorteil. Es bleibt aber auch genug Zeit, um sich auf einen Anfall einzustellen: Verwandte benachrichtigen, einen Arzt aufsuchen und so weiter. Der Betroffene kontrolliert sein eigenes Schicksal. Dieses Gerät wird hoffentlich das Leben vieler Patienten von Grund auf verändern."
Vor Monaten konnte er nur vom Spielfeldrand aus zusehen, jetzt aber trainiert Jason Dent wieder mit Helm, Schläger und dicken Beinschonern für die nächste Begegnung seines Cricketteams. "So glücklich war er seit Jahren nicht", sagt seine Mutter. Jason ist nicht geheilt. Er hat weiter Epilepsie, wahrscheinlich für den Rest seines Lebens. Aber was er daraus macht, das bestimmt nicht länger seine Krankheit – sondern er selbst.
"Jetzt weiß ich, dass er sicher ist – ich muss mir nicht mehr so viele Sorgen machen. Endlich hat er wieder Kontrolle über alles, was er tut. Die Ungewissheit, die er jeden Tag hatte, ist vorbei. Und das ist wundervoll."