Von Helikopter-Eltern und Buschhyänen
In Deutschland ist der Schulweg meist nicht sonderlich gefährlich. Dennoch geht nur noch die Hälfte der Grundschüler allein zur Schule. In anderen Ländern dagegen müssen sich Kinder auf dem Schulweg vor Hyänen fürchten - oder davor, erschossen zu werden.
Eunice und ihr Bruder Julius leben in Kenia, sie haben eine Schulweg von einer Stunde zu bewältigen. Die beiden frühstücken nichts weiter als ein Glas Tee. Auf dem Weg fürchten sie sich vor wilden Tieren.
Giraffen und Hyänen kreuzen den Schulweg
"Die Giraffen können Dich mit ihren Vorderbeinen treten. Das fühlt sich an wie eine heftige Ohrfeige. Nach den Hyänen musst Du einen Stein werfen. Wenn Du wegrennst, verfolgen sie Dich, aber wenn Du den Stein schmeißt, lassen sie Dich vorbei."
Trotz allem lieben die beiden die Schule. Denn dass sie überhaupt lernen dürfen, ist ein Privileg.
Die Seilbahn als Schulbus ins Tiroler Tal
Nadine lebt wie die beiden Massai-Kinder aus Kenia in den Bergen, allerdings in Südtirol. Ihr Schulweg ist auch beschwerlich, aber sie kann mit einer Seilbahn fahren, mit der nicht nur Schulkinder, sondern auch Milch, Käse und Touristen befördert werden. Angst hat sie nicht. Sie kennt alle und alle kennen sie. Man hilft sich gegenseitig, wenn es mal schwierig wird - zum Beispiel im Winter bei hohem Schnee.
Mit dem Elterntaxi zur Schule in L.A.
In Los Angeles leben Addie, William und Merrick. Es ist völlig normal, dass ihr Vater sie morgens mit dem Auto zur Schule fährt, obwohl der Weg nur fünf Minuten dauert. Alle Eltern machen das so.
Die drei fürchten sich vor Obdachlosen und Drogenabhängigen, die unter einer Brücke leben, an der sie vorbei müssten, wären sie allein unterwegs.
"Ich könnte auch mit meinem Roller fahren, das macht sogar Spaß, aber unter der Brücke, da ist dieser lange Tunnel und da ist es sehr dunkel. Da habe ich Angst."
"Ich könnte auch mit meinem Roller fahren, das macht sogar Spaß, aber unter der Brücke, da ist dieser lange Tunnel und da ist es sehr dunkel. Da habe ich Angst."
Schüsse auf dem Schulweg in Guatemala
Wilson bringt niemand mit dem Auto, obwohl sein Schulweg in Guatemala-City so gefährlich ist, dass er immer damit rechnen muss, erschossen zu werden.
Viele Kinder in Guatemala verlassen die Schule nach wenigen Jahren, weil die Eltern Angst haben, dass ihren Kindern auf dem Schulweg etwas zustößt. Banden und die Drogenmafia beherrschen weite Teile der Stadt.
"Sobald du in der Schule angekommen bist, denkst du: Gott sei Dank. Alles ist gut gegangen."
"Sobald du in der Schule angekommen bist, denkst du: Gott sei Dank. Alles ist gut gegangen."
Früh selbstständig: Schulweg in Schweden
In Göteborg hingegen ist der Schulweg schon Teil des Lernens – je früher desto besser sollen die Kinder allein und selbständig losziehen. Luka fährt mit öffentlichen Verkehrsmitteln eine halbe Stunde bis zu seiner Schule, er muss sogar umsteigen.
Angst hat er nie. Fast nie.
"Einmal habe ich ein bisschen Angst gekriegt. Da hat die Straßenbahn mitten auf dem Weg angehalten. Der Schaffner hat gesagt: Irgendwas ist falsch, die Türen funktionieren nicht mehr. Wir waren eingesperrt. Aber nach einer Viertelstunde war alles wieder gut."
"Einmal habe ich ein bisschen Angst gekriegt. Da hat die Straßenbahn mitten auf dem Weg angehalten. Der Schaffner hat gesagt: Irgendwas ist falsch, die Türen funktionieren nicht mehr. Wir waren eingesperrt. Aber nach einer Viertelstunde war alles wieder gut."