Für die Katz …
Diesmal geht es um die Redensarten: Das ist für die Katz, da schlag doch gleich einer den Ofen ein, du treulose Tomate, die Kirche im Dorf lassen, einen Reibach machen und das ist (nur) 08/15.
Das ist für die Katz!
Was hat die Katz mit Vergeblichkeit zu tun, mit dem Misslingen und enttäuschten Hoffnungen, eben all das, was man mit der Redensart in Worte fassen kann? Neben dem Hund begleitet die Katze den Menschen schon durch Jahrtausende, und sie wird deshalb in vielen Sprichwörtern und Redensarten verwendet. Über tausend zählt die umfangsreichste Sprichwörtersammlung von Wander; übertroffen wird die tierisch hohe Zahl nur von den Hunde-Wendungen.
Die Katze sollte außerhalb des alten Ägyptens, wo sie teils Heiligkeit erreichte, vor allem Mäuse fangen. Festessen aus Dosen gab es also nicht, um die Tiere hungrig, gierig und damit nützlich in der Schädlingsbekämpfung zu halten. Wenn sie doch etwas abbekamen, dann war es höchstens etwas, das sonst niemand wollte, etwas Wertloses. Daraus konnte sich die Bedeutung ergeben der Vergeblichkeit entwickeln: Man hat auf eine Sache gebaut, doch nichts ist es damit geworden. Sie ist damit wertlos und für die Katze geeignet.
Besonders beliebt wurde die Wendung durch Fabeln. In der einen geht es um einen Schmied, der es seinen Kunden überlässt, wie viel sie für seine Arbeit bezahlen wollen, und von dem, was er bekommt, will er seine dicke Katze ernähren, die allerdings rasch abmagert und verhungert: Freiwillig gibt niemand gern. In einer anderen ernährt einer seine Katze gleichsam von den Versprechungen der großen Herren und Adligen. Die Folgen kann man voraussehen. Als wieder eine hochgestellte Persönlichkeit dem Manne seiner Gnade versichert, meint der, an solcher sei seine Katz verreckt.
Da schlag doch gleich einer den Ofen ein!
Der ehrwürdige Ausruf des Entzückens, beispielsweise bei unerwartetem, aber sehr erwünschtem Besuch, hängt mit dem bis ins 20. Jahrhundert hinein weit verbreiteten Kachelofen zusammen. Ihn aufzubauen, bedurfte und bedarf es einiger Kenntnisse und vieler Stunden Arbeit, weshalb es noch heute die edle Kunst des Ofensetzers gibt. Wenn man – wie im Ausruf – die Absicht äußerst, den Ofen dennoch vor Freude einzuschlagen oder (so kommt es bei Karl May vor) einzureißen, dann zeigt das, wie übergroß die Glücksgefühle sind, da man selbst eine so aufwendige Arbeit auf sich nähme. Die Wendung gehört zu den vielen Unmöglichkeitsworten, in denen etwas, das normalerweise nie getan würde, als Extremwert gesetzt wird für freudige oder unerfreuliche Ereignisse.
Du treulose Tomate
Wie sollte man nicht an den schlechten Ruf der Italiener unter deutschen Landsern denken, die behaupteten, italienische Panzer hätten nur einen Vorwärts-, aber fünf Rückwärtsgänge. Da sie auch noch die Bündnistreue brachen, konnte man die Wendung auf sie anwenden. Allein, sie ist älter als die Weltkriegszeiten, weshalb es sich doch wohl – eine andere Erklärung fanden die Forscher nicht – nur um die Lust am Stabreim bzw. an der Alliteration handelt. Sinn muss die Verbindung zweier Worte, wovon das eine zur Verlängerung wie zur Verstärkung dient, nicht unbedingt haben. Ein langer Laban oder eine treulose Tomate sind da ähnlich gebaut, auch in dem Punkt, dass man ein ganz gewöhnliches Wort mit einem ungewöhnlicherem verbindet, denn Tomaten gehörten bis weit ins 20. Jahrhundert nicht zu einer allgemein verbreiteten Kost. Eine letzte Erklärung hängt damit zusammen, denn Tomaten waren auch deshalb nicht sonderlich beliebt, weil sie nicht lange hielten. Die rasch verderblichen Paradeiser (wie man in Österreich sagte) erwiesen sich so als treulos.
Die Kirche im Dorf lassen
Das christliche Abendland ist allgemein ohne die Kirche nicht denkbar. Selbst der kleinste Weiler hatte eine Kapelle, ein Dörflein schon eine Kirche, ein Städtchen derer mindesten drei bis vier. Dorf und Kirche, das war eine untrennbare Einheit. Sie aus ihm zu entfernen zu wollen, konnte nur Kopfschütteln hervorrufe.
So konnte im Deutschen die Redensart entstehen, die als Kommentar vor allem in Situationen verwendet wird, wenn jemand etwas geradezu Absurdes, Unerhörtes, Undenkbares äußert. Dann kann man sagen: "Nu lass mal die Kirch im Dorf!" Also, rüttele nicht an felsenfesten Tatsachen.
(s)einen Reibach machen
Das Jiddische und Rotwelsche schenkte uns auch diesen Ausdruck für "Gewinn aus einer Sache ziehen", wobei der negative Beiklang unverkennbar ist. Hier ist jemand gierig. "Rebbach" oder "Rebbes" heißt im Jiddischen – vom Hebräischen ribiyt – Zinsen, Ertrag.
Das ist (nur) 08/15
Ein Maschinengewehr stand hier Pate, das 1908 entwickelt, 1915 verbessert wurde, weshalb es "MG 08/15" genannt wurde. Es handelte sich dabei aber auch um eine Neuerung in militärorganisatorischer Hinsicht, denn es wurde in allen Landesheeren, aus denen sich das deutsche Heer zusammensetzte eingesetzt, nach genormten Maßen auch überall gebaut, so dass diesmal auch Teile untereinander ausgetauscht werden konnte. Das MG war Jahrzehnte im Einsatz, Generationen von Rekruten lernten, es auseinanderzunehmen und zusammenzusetzen: immer und immer wieder. So konnte es intern zum Synonym für stumpfsinnige Routine werden. Allgemein geläufig machte den Ausdruck erst Hellmuth Kirst, der drei Bestseller-Romane schrieb, die alle "08/15" im Titel trugen.
Da haben wir den Salat
Aus dem italienischen Wort "insalata" für alle möglichen kalten, durchmischten Speisen – ursprünglich solche aus Blattsalaten, die einfach zubereitet wurden, nur etwas gesalzen ("insalata" heißt einfach "eingesalzt") wurde im Deutschen das Wort "Salat", bei dem sich die Bedeutung vom Gesalzten auf das Durchmischte verschob. Auf diese Weise konnte es auch einen negativen Beiklang entwickeln, wie er in Kabelsalat oder Bandsalat greifbar ist; also im Sinn von "Mischmasch", "Chos". Eigentlich heißt die Wendung deshalb: "Da haben wir das Durcheinander!"
Mitgefangen, mitgehangen
Oft hört man diesen Ausdruck auch umgekehrt. Um sich die richtige Reihenfolge zu merken, genügt es, sich eine kleine Geschichte aus alter Zeit vor Augen zu führen. Eine Gruppe Raubmörder läuft über Land. Ihr schließt sich zufällig ein Reisender an. Die Wanderer geraten kurz darauf in einen Hinterhalt der Polizei und werden gefangen. Jetzt beteuert unser Reisender seine Unschuld, er habe mit den anderen nichts zu tun. Das half ihm in früheren Jahrhunderten aber nichts. Wer sich in schlechter Gesellschaft aufhielt, wurde ihr gleichgeachtet. Wenn die Gefangenen also den Strick verdienten, dann wurde auch der Reisende mitgehangen.
Das weiß der Geier! / Weiß der Geier!
Sehr beliebt ist der Geier nie gewesen, sieht man von ein paar ägyptischen Kulten ab. Als Aasfresser hat man es nicht leicht. So überrascht es nicht, dass er – wie übrigens auch der von Aberglauben umwobene Kuckuck – als Deckname und Hüllformel für den Teufel verwendet werden konnte, den man ja nicht an die Wand malen sollte, indem man ihn mit Namen nannte. Alle Geier-Ausrufe, zu denen noch "Hol’s der Geier!" "Hol mich / dich der Geier!" könnten also an seine Stelle einfach das Wort "Teufel" setzten. Es sind ja Fluch- und Verwünschungsformeln, in denen es darum geht, dass man etwas Schreckliches wünscht oder anspricht. Was der Teufel weiß, weiß kein Mensch. Kein Mensch sollte es auch wissen wollen, hätte er doch sonst mit dem Teufel zu tun. Also heißt die Wendung auch: "Das weiß niemand! (nur der Teufel)".
Was hat die Katz mit Vergeblichkeit zu tun, mit dem Misslingen und enttäuschten Hoffnungen, eben all das, was man mit der Redensart in Worte fassen kann? Neben dem Hund begleitet die Katze den Menschen schon durch Jahrtausende, und sie wird deshalb in vielen Sprichwörtern und Redensarten verwendet. Über tausend zählt die umfangsreichste Sprichwörtersammlung von Wander; übertroffen wird die tierisch hohe Zahl nur von den Hunde-Wendungen.
Die Katze sollte außerhalb des alten Ägyptens, wo sie teils Heiligkeit erreichte, vor allem Mäuse fangen. Festessen aus Dosen gab es also nicht, um die Tiere hungrig, gierig und damit nützlich in der Schädlingsbekämpfung zu halten. Wenn sie doch etwas abbekamen, dann war es höchstens etwas, das sonst niemand wollte, etwas Wertloses. Daraus konnte sich die Bedeutung ergeben der Vergeblichkeit entwickeln: Man hat auf eine Sache gebaut, doch nichts ist es damit geworden. Sie ist damit wertlos und für die Katze geeignet.
Besonders beliebt wurde die Wendung durch Fabeln. In der einen geht es um einen Schmied, der es seinen Kunden überlässt, wie viel sie für seine Arbeit bezahlen wollen, und von dem, was er bekommt, will er seine dicke Katze ernähren, die allerdings rasch abmagert und verhungert: Freiwillig gibt niemand gern. In einer anderen ernährt einer seine Katze gleichsam von den Versprechungen der großen Herren und Adligen. Die Folgen kann man voraussehen. Als wieder eine hochgestellte Persönlichkeit dem Manne seiner Gnade versichert, meint der, an solcher sei seine Katz verreckt.
Da schlag doch gleich einer den Ofen ein!
Der ehrwürdige Ausruf des Entzückens, beispielsweise bei unerwartetem, aber sehr erwünschtem Besuch, hängt mit dem bis ins 20. Jahrhundert hinein weit verbreiteten Kachelofen zusammen. Ihn aufzubauen, bedurfte und bedarf es einiger Kenntnisse und vieler Stunden Arbeit, weshalb es noch heute die edle Kunst des Ofensetzers gibt. Wenn man – wie im Ausruf – die Absicht äußerst, den Ofen dennoch vor Freude einzuschlagen oder (so kommt es bei Karl May vor) einzureißen, dann zeigt das, wie übergroß die Glücksgefühle sind, da man selbst eine so aufwendige Arbeit auf sich nähme. Die Wendung gehört zu den vielen Unmöglichkeitsworten, in denen etwas, das normalerweise nie getan würde, als Extremwert gesetzt wird für freudige oder unerfreuliche Ereignisse.
Du treulose Tomate
Wie sollte man nicht an den schlechten Ruf der Italiener unter deutschen Landsern denken, die behaupteten, italienische Panzer hätten nur einen Vorwärts-, aber fünf Rückwärtsgänge. Da sie auch noch die Bündnistreue brachen, konnte man die Wendung auf sie anwenden. Allein, sie ist älter als die Weltkriegszeiten, weshalb es sich doch wohl – eine andere Erklärung fanden die Forscher nicht – nur um die Lust am Stabreim bzw. an der Alliteration handelt. Sinn muss die Verbindung zweier Worte, wovon das eine zur Verlängerung wie zur Verstärkung dient, nicht unbedingt haben. Ein langer Laban oder eine treulose Tomate sind da ähnlich gebaut, auch in dem Punkt, dass man ein ganz gewöhnliches Wort mit einem ungewöhnlicherem verbindet, denn Tomaten gehörten bis weit ins 20. Jahrhundert nicht zu einer allgemein verbreiteten Kost. Eine letzte Erklärung hängt damit zusammen, denn Tomaten waren auch deshalb nicht sonderlich beliebt, weil sie nicht lange hielten. Die rasch verderblichen Paradeiser (wie man in Österreich sagte) erwiesen sich so als treulos.
Die Kirche im Dorf lassen
Das christliche Abendland ist allgemein ohne die Kirche nicht denkbar. Selbst der kleinste Weiler hatte eine Kapelle, ein Dörflein schon eine Kirche, ein Städtchen derer mindesten drei bis vier. Dorf und Kirche, das war eine untrennbare Einheit. Sie aus ihm zu entfernen zu wollen, konnte nur Kopfschütteln hervorrufe.
So konnte im Deutschen die Redensart entstehen, die als Kommentar vor allem in Situationen verwendet wird, wenn jemand etwas geradezu Absurdes, Unerhörtes, Undenkbares äußert. Dann kann man sagen: "Nu lass mal die Kirch im Dorf!" Also, rüttele nicht an felsenfesten Tatsachen.
(s)einen Reibach machen
Das Jiddische und Rotwelsche schenkte uns auch diesen Ausdruck für "Gewinn aus einer Sache ziehen", wobei der negative Beiklang unverkennbar ist. Hier ist jemand gierig. "Rebbach" oder "Rebbes" heißt im Jiddischen – vom Hebräischen ribiyt – Zinsen, Ertrag.
Das ist (nur) 08/15
Ein Maschinengewehr stand hier Pate, das 1908 entwickelt, 1915 verbessert wurde, weshalb es "MG 08/15" genannt wurde. Es handelte sich dabei aber auch um eine Neuerung in militärorganisatorischer Hinsicht, denn es wurde in allen Landesheeren, aus denen sich das deutsche Heer zusammensetzte eingesetzt, nach genormten Maßen auch überall gebaut, so dass diesmal auch Teile untereinander ausgetauscht werden konnte. Das MG war Jahrzehnte im Einsatz, Generationen von Rekruten lernten, es auseinanderzunehmen und zusammenzusetzen: immer und immer wieder. So konnte es intern zum Synonym für stumpfsinnige Routine werden. Allgemein geläufig machte den Ausdruck erst Hellmuth Kirst, der drei Bestseller-Romane schrieb, die alle "08/15" im Titel trugen.
Da haben wir den Salat
Aus dem italienischen Wort "insalata" für alle möglichen kalten, durchmischten Speisen – ursprünglich solche aus Blattsalaten, die einfach zubereitet wurden, nur etwas gesalzen ("insalata" heißt einfach "eingesalzt") wurde im Deutschen das Wort "Salat", bei dem sich die Bedeutung vom Gesalzten auf das Durchmischte verschob. Auf diese Weise konnte es auch einen negativen Beiklang entwickeln, wie er in Kabelsalat oder Bandsalat greifbar ist; also im Sinn von "Mischmasch", "Chos". Eigentlich heißt die Wendung deshalb: "Da haben wir das Durcheinander!"
Mitgefangen, mitgehangen
Oft hört man diesen Ausdruck auch umgekehrt. Um sich die richtige Reihenfolge zu merken, genügt es, sich eine kleine Geschichte aus alter Zeit vor Augen zu führen. Eine Gruppe Raubmörder läuft über Land. Ihr schließt sich zufällig ein Reisender an. Die Wanderer geraten kurz darauf in einen Hinterhalt der Polizei und werden gefangen. Jetzt beteuert unser Reisender seine Unschuld, er habe mit den anderen nichts zu tun. Das half ihm in früheren Jahrhunderten aber nichts. Wer sich in schlechter Gesellschaft aufhielt, wurde ihr gleichgeachtet. Wenn die Gefangenen also den Strick verdienten, dann wurde auch der Reisende mitgehangen.
Das weiß der Geier! / Weiß der Geier!
Sehr beliebt ist der Geier nie gewesen, sieht man von ein paar ägyptischen Kulten ab. Als Aasfresser hat man es nicht leicht. So überrascht es nicht, dass er – wie übrigens auch der von Aberglauben umwobene Kuckuck – als Deckname und Hüllformel für den Teufel verwendet werden konnte, den man ja nicht an die Wand malen sollte, indem man ihn mit Namen nannte. Alle Geier-Ausrufe, zu denen noch "Hol’s der Geier!" "Hol mich / dich der Geier!" könnten also an seine Stelle einfach das Wort "Teufel" setzten. Es sind ja Fluch- und Verwünschungsformeln, in denen es darum geht, dass man etwas Schreckliches wünscht oder anspricht. Was der Teufel weiß, weiß kein Mensch. Kein Mensch sollte es auch wissen wollen, hätte er doch sonst mit dem Teufel zu tun. Also heißt die Wendung auch: "Das weiß niemand! (nur der Teufel)".