Für die Ohren

Von Norbert Wassmund |
Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo: "Wofür stehst Du?", Peter Sloterdijk: "Philosophische Temperamente", Martin Heidegger: "Von der Sache des Denkens", Jan Fleischhauer: "Unter Linken, von einem, der aus Versehen konservativ wurde", Jürgen Fuchs: "Das Ende einer Feigheit", Thomas Mann: "Mein Wunschkonzert".
Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo: "Wofür stehst Du?", Peter Sloterdijk: "Philosophische Temperamente", Martin Heidegger: "Von der Sache des Denkens", Jan Fleischhauer: "Unter Linken, von einem, der aus Versehen konservativ wurde", Jürgen Fuchs: "Das Ende einer Feigheit", Thomas Mann: "Mein Wunschkonzert".

Wer mit Anfang 50 auf sein bisheriges Leben zurückblickt, der muss viel erlebt, erfahren und – vielleicht auch - geleistet haben. Er wird sich fragen: War es der richtige Weg, den ich gegangen bin? Habe ich meine Ziele erreicht, Erwartungen erfüllt? Zwei Männer "im besten Alter" wollten wissen: "Wofür stehst Du?". Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo kennen sich seit 25 Jahren. Doch erst mit dem gemeinsamen Projekt, so sagen die beiden Journalisten, hätten sie Dinge erfahren, die sie nicht voneinander wussten. Einblicke in familiäre Strukturen, in die Jugendjahre und ihr Werteverständnis. Beide sind politisch denkende Menschen. So nehmen politische Haltungen und Entwicklungen viel Raum in dem Gedankenaustausch ein, den sie zunächst in einem Buch niedergeschrieben und jetzt als Hörbuch veröffentlicht haben.

Ausschnitt 1 Hacke/di Lorenzo

Linkssein war schick in den Jugendjahren der ausgehenden sechziger und in den siebziger Jahren. Da war es leichter zu sagen, ich will die Welt verändern, will gegen Ungerechtigkeiten kämpfen. Für Giovanni di Lorenzo wirkt seine Generation, also die der 50-jährigen, heute seltsam undefiniert. Der Gedankenaustausch mit Axel Hacke ist konsequenterweise auch ein Plädoyer für "Haltung zeigen" und gegen politische Gleichgültigkeit.

Ausschnitt 2 Hacke/di Lorenzo

Hacke/Lorenzo"Wofür stehst Du?" von Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo ist eine interessante Bestandsaufnahme bisheriger Lebensführung und gesellschaftlicher Entwicklung. Subjektiv, auch selbstkritisch, manchmal arg kleinteilig. Eine Anregung zur Suche nach dem, was in unserem Leben wichtig ist.

Das Hörbuch mit 3 CDs, gesprochen von den Autoren, ist im Verlag Antje Kunstmann erschienen.

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Wer kennt sie schon alle, die großen Philosophen, die seit der Antike unser Denken und die Auseinandersetzung mit der Gesellschaft prägen? Peter Sloterdijk tut es. Er stellt 19 von ihnen in einem dreiteiligen Hörbuch vor. "Philosophische Temperamente" nennt er seine Denkerportraits von Platon bis Foucault.

Ausschnitt 1 Sloterdijk

Die "kleinen Studien", wie Sloterdijk seine Texte nennt, sind keineswegs Biographien der prägenden Philosophen. Es sind Deutungen, mit denen er die Vorherrschaft der Sekundärliteratur unterlaufen will. So liefert Peter Sloterdijk gleichsam eine Geschichte der Philosophie, die dem Hörer allerdings eine hohe Aufmerksamkeit abverlangt.

Ausschnitt 2 Sloterdijk

Sloterdijk: "Philosophische Temperamente"Sloterdijk: "Philosophische Temperamente"Peter Sloterdijk erschließt uns kenntnisreich die Philosophen des Abendlandes - auf 3 CDs. Ein Diederichs-Hörbuch.


K U R Z & K R I T I S C H

Freunde der Philosophie, die Frage stellt sich unausweichlich: Wird vor dem Reden noch genug gedacht?

O-Ton Heidegger

…klingt ganz schlicht, was Martin Heidegger da sagt. Sollte dieser Philosoph doch gar nicht so kryptisch und dunkel sein? Man mache die Probe: Je länger man ihm lauscht, desto eindringlicher zeigt sich die Klarheit seiner Gedanken. Und es geschieht ein weiteres: die Heidegger-typische Begriffsbildung und seine Sprach-Musik formen eine einprägsame Melange. Der Vortrag ‚Was heißt Denken’, 1952 in München aufgezeichnet, gab einer Kassette mit seltenen Tondokumenten den Titel, darunter Lesungen von ‚Zeit und Sein’, ‚Gelassenheit’, ‚Der Satz der Identität’ und ‚Die Sprache’. Wieder einmal wird klar: Heideggers Status als einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts bleibt unanfechtbar trotz kontroverser Debatten um seine politische Haltung. Erbaulich, zeitlos, historisch wertvoll. Hören wir also hin:

Heidegger: "Von der Sache des Denkens"Martin Heidegger. Von der Sache des Denkens. Vorträge, Reden und Gespräche aus den Jahren 1952-1969’, Auswahl und Begleittexte von Hartmut Tietjen, 5 CDs, Der Hörverlag.

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Jan Fleischhauer weiß nicht einmal, wann genau es passierte: Daß er sich aus dem linken Mainstream verabschiedete, bis schließlich sein konservatives Coming Out unausweichlich wurde. In seinem Buch ‚Unter Linken’ beschreibt er nur kurz seine Flucht aus dem intellektuellen Juste Milieu, um dann umso gründlicher dessen politische Strategien und Denkwelten zu durchleuchten. Mit einer Fülle von Beispielen…

O-Ton Fleischhauer

Fleischhauer vermutet: Viele sind links, weil es die anderen auch sind - Sozialinstinkt nennt er das. Sein schillerndes Psychogramm ist manchmal witzig, manchmal bitter:

Unter Linken, von einem, der aus Versehen konservativ wurde, von Jan Fleischhauer, 3 CDs, gelesen vom Autor, Rowohlt/Universal.

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Am 19. Dezember wäre der Schriftsteller und Bürgerrechtler Jürgen Fuchs 60 Jahre alt geworden. Aus diesem Anlaß hat die Autorin Doris Liebermann Archivaufnahmen zusammengestellt, die normalerweise nicht zugänglich sind. Die Sammlung enthält Prosa, Gedichte und ein Interview aus Funklesungen mit Jürgen Fuchs, die Ende der 1970er und in den ´80er Jahren von RIAS Berlin und Deutschlandfunk gesendet wurden. Wolf Biermann singt ein Lied für seinen 1999 verstorbenen Freund, und die Nobelpreisträgerin Herta Müller würdigt das Besondere an Fuchs´ literarischer Sprache in einem Schlüsseltext.

(Müller)"Bei Jürgen Fuchs bleibt alles im Besitz seines Klarnamens, und jedes bleibt, wie es wirklich passierte. Keine Fiktion im Inhalt, nur Erfindung im Ausdruck.- Diese spannende literarische Dramaturgie ist dem Erlebten nicht ohne weiteres abzuluchsen, sie muss durch Sprache erfunden und konstruiert werden. Weil dies Jürgen Fuchs so gut gelingt, glaubt man, die Wirklichkeit hat sich in diesen Texten selbst aufgeschrieben."

Fuchs liest aus seinem ersten Gedichtband "Tagesnotizen" von 1979. Es ist die junge Stimme eines unfreiwillig Ausgebürgerten, der Orientierung sucht, genau ein Jahr nach seiner Ankunft in Westberlin.

(Fuchs)"Auf dem Weg zum Briefkasten
Sah ich zwei große Hunde
Auf den Rücksitz
Eines Autos springen
Sie bellten nicht
Sie saßen sofort still
Ich ging weiter
Als sei nichts geschehen"

Zu hören ist Jürgen Fuchs auch mit Auszügen aus seinem Erfolgsroman "Das Ende einer Feigheit" und seinem Gedichtband "Pappkameraden". In seinen Texten kam er sich und anderen schmerzhaft nah. Nur so war wohl die Wahrhaftigkeit seiner Literatur zu haben, die dieses Hörbuch eindrucksvoll vermittelt.

"Jürgen Fuchs: Das Ende einer Feigheit", mit einer Einführung von Herta Müller und mit einem Lied von Wolf Biermann, 2 CDs, Hörbuch Hamburg.

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Ausschnitt 1 Thomas Mann

Thomas Mann über seine Leidenschaft zur Musik. Sie hat im Leben und Werk des großen Schriftstellers immer eine wichtige Rolle gespielt. 1954 hatte er Gelegenheit, über seine Lieblingsmusik in einer Sendung des Süddeutschen Rundfunks zu sprechen und aus seinen Romanen "Der Zauberberg" und Doktor Faustus" zu lesen. Ein seltenes und bemerkenswertes Tondokument, das jetzt als Hörbuch vorliegt.

Ausschnitt 2 Thomas Mann

Musik: Der Beginn von Richard Wagners "Lohengrin", Vorspiel zum 1. Akt, mit dem Tonhalle Orchester Zürich, 1947.
Nur eine Stunde Zeit hatte Thomas Mann, um einige seiner Lieblingsmusiken vorzustellen. Er entzog sich, wie er ironisch anmerkte, gerne der strengen Askese. Die Auswahl, die der 78-jährige gut ein Jahr vor seinem Tode traf, beinhaltete Richard Wagner ebenso wie Franz Schubert, Beethoven und Robert Schumann. Nach der Rundfunk-Aufnahme schrieb er in sein Tagebuch: "Fühlte mich meist auch körperlich sehr hinfällig. Dennoch gelang das musikalische Programmgespräch, teils improvisiert, teils gelesen, recht gut."

Ausschnitt 3 Thomas Mann

Thomas Mann: "Mein Wunschkonzert" Musik: Claude Debussy "Prélude à l’après-midi d’un faune’’, Arturo Toscanini dirigierte das NBC Symphony Orchestra (1953).
Ein Ausschnitt aus dem Hörbuch "Mein Wunschkonzert” von und mit Thomas Mann, aufgenommen 1954. Die knapp einstündige CD ist im Hörverlag herausgekommen.
Cover Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo: "Wofür stehst Du?“
Cover Axel Hacke und Giovanni di Lorenzo: "Wofür stehst Du?“© Verlag Antje Kunstmann
Cover Peter Sloterdijk: "Philosophische Temperamente"
Cover Peter Sloterdijk: "Philosophische Temperamente"© Diederichs Verlag
Cover Martin Heidegger: "Von der Sache des Denkens"
Cover Martin Heidegger: "Von der Sache des Denkens"© Der Hörverlag
Cover Jan Fleischhauer: "Unter Linken, von einem, der aus Versehen konservativ wurde"
Cover Jan Fleischhauer: "Unter Linken, von einem, der aus Versehen konservativ wurde"© Rowohlt/Universal
Cover Jürgen Fuchs: "Das Ende einer Feigheit“
Cover Jürgen Fuchs: "Das Ende einer Feigheit“© Hörbuch Hamburg
Cover Thomas Mann: "Mein Wunschkonzert"
Cover Thomas Mann: "Mein Wunschkonzert"© Der Hörverlag