Für mich bist Du die Schönste!
Höckerige Nasen, faltige Gesichter, kleine Brüste - kaum jemand entspricht dem klassischen Schönheitsideal, sei es dem griechischen oder dem aus Hollywood. Seit etwa 20 Jahren kann aber Mann und Frau zumindest in den reichen Industrienationen etwas dafür tun.
In Deutschland lassen sich mittlerweile jährlich 700.000 Menschen ästhetisch-operativ behandeln. Von der Botox-Spritze gegen Falten über Straffungen der Haut bis hin zur Vergrößerung der Brust - fast alles ist möglich.
Über die Gründe für diese immer teuren und häufig riskanten Eingriffe können selbst die Betroffenen nur unzureichend Auskunft geben.
Über die Gründe für diese immer teuren und häufig riskanten Eingriffe können selbst die Betroffenen nur unzureichend Auskunft geben.
"Es könnte natürlich schöner sein!"
"Ich bin Bettina Schmitz, 45 Jahre. Ich habe vor zwei Jahren eine Bauchdeckenstraffung gehabt und ein Jahr später war die Bruststraffung mit Implantaten. Es war durch zwei Schwangerschaften, ich habe zwei Kinder, ich war früher sehr schlank, Größe 34, und es ist halt immer was zurückgeblieben, trotz Rückbildungskursen, nach der zweiten Schwangerschaft besonders, Sport, Gewichtsabnahme. Eigentlich hatte ich mein Idealgewicht, aber trotzdem ist immer noch eine kleine Rolle am Bauch zurückgeblieben, die nicht wegging.
Das hat mich schon gestört. Ein bisschen belastend war das schon, wenn man vor dem Spiegel stand, man wollte schlank wirken, von der Seite hat es mich immer gestört. Es war schon so, wenn ich im Sommer rausgegangen bin, habe ich schon eine leichte Jacke über dem Arm vorm Bauch getragen habe, um das zu verstecken. Es war jetzt nicht so extrem, aber es hat mich gestört. Ich hätte es gerne weggehabt.
Das mit der Brust-OP, das ist entstanden, als ich dann zu Hause war und Muße hatte. Ich hab dann im Internet geforscht. Man kommt von einem Forum ins andere, liest sich so ein, wie man sich verhalten kann, so ein paar Tipps holen, Narbenpflege und so. Und man sieht dann halt die Bilder, wie schön es doch sein kann. Dann habe ich meinen Mann verrückt gemacht, der war schon total abgenervt. Er hat ja immer gesagt: "Wegen mir musst du das nicht machen!" Er war dann auch besorgt vorher, musste noch mal fühlen "ja, willst Du das jetzt wirklich machen?" Und ich sag: "Ja, wäre schöner, ne?"
Und ich weiß noch, bei den Beratungen sagte der Dr. Velasko damals: "Sie wissen ja, Sie brauchen das nicht wirklich", aber ich hab gesagt: "Es könnte natürlich schöner sein!""
Viele fühlen sich "irgendwie" unattraktiv, verwechseln dies aber oft mit Ängsten oder Hemmungen. Attraktivität beherrscht das soziale Leben. Schöne Kinder bekommen mehr Aufmerksamkeit, attraktive Chefs sind beliebter, wer gut aussieht, ist auf dem Partner- wie Arbeitsmarkt gefragter.
"Ich habe mich von mir aus besser gefühlt, noch nicht einmal für andere. Ich denke, man strahlt dann etwas ganz anderes aus. Man ist ruck zuck angezogen, man findet ruck zuck etwas Passendes. Es macht viel mehr Spaß im Ganzen. Man fühlt sich irgendwie wieder fraulicher, wo vorher viel verloren gegangen ist mit den Kindern. Es bleibt ja einiges zurück und so lebt man wieder auf. Man fühlt sich sicherer, man geht gerader durch die Welt."
Attraktivität hat nur wenig mit Kultur zu tun, sondern ist ein grundlegendes Bedürfnis. Selbst wenige Wochen alte Babys reagieren positiv auf Bilder von Menschen, deren Gesichtsproportionen dem Goldenen Schnitt entsprechen - hässliche Gesichter, nein danke!
Herausforderung Alter
Wie wichtig sind "innere Werte" in einer Diktatur der Schönheit? Und wie geht man mit dem Alter um?
"Mein Name ist Meta Klages, ich bin Rentnerin schon seit 16 Jahren.
Manchmal denkt man: "Och, da haste wieder ein paar Falten mehr!" Es gibt Tage da denken Sie: "Heute gefällst du dir gar nicht. Du hast ja wieder so viele Falten!" Und dann sind es wieder Tage, da fühle ich mich wohl, und dann sehen Sie gar keine Falten. Das hat sich überhaupt nicht geändert. Sie haben mal solche Phasen in jungen Jahren, wo Sie meinen, Sie sehen nicht gut aus und haben Falten - in Wirklichkeit haben Sie gar keine Falten -, und wenn Sie älter werden haben Sie auch wieder so Phasen.
Jetzt durch das Modeln, dann möchte man ja keine Falten haben normal, aber ich bin ja ein Seniormodel, und da muss man halt Falten zeigen. Ja natürlich, dass die Haare ein bisschen dünner werden, das ist schon ein kleines Problem, da muss man dann mit Tricks arbeiten, vielleicht mal mit künstlichen Haaren. Es kommt auf die Ausstrahlung an. Es muss rüberkommen, das Gesicht muss sprechen, auch wenn Falten da sind."
Gefühlschaos und Unsicherheit nach einem Unfall
Unzumutbare Deformierungen, die psychische Erkrankungen nach sich ziehen können oder aber Schönheitsoperationen, die nach einer Krankheit oder einem Unfall durchgeführt werden müssen, werden von Krankenkassen bezuschusst oder auch ganz finanziert.
"Das war drei Uhr nachts. Da wollten wir alle noch in die Disko fahren. Die meisten waren schon unten, und dann war ich noch mit meiner Freundin oben, die hat ihre Jacke geholt. Da kam der Hund zu mir gerannt, hat sich neben mich hingesetzt, weil der mich auch kannte. Es war kein fremder Hund. Dann wollte ich mich gerade zu ihm runter bücken, und dann ist der mir einfach ins Gesicht gesprungen. Das fing aif dem Nasenrücken an, dass die Nase auch zwei Mal gebrochen war, es ging zwei Millimeter entfernt vom Auge der eine Zahn rein, und dann hat der das alles weggebissen bis unters Auge.
Ich habe das erstmal gar nicht bemerkt, ich hatte ja auch Alkohol getrunken, ich hatte Blut an den Fingern und habe gedacht, dass ich vielleicht einen kleinen Kratzer habe, dann bin ich ins Bad gegangen, habe ich den Spiegel geguckt und habe gesehen, dass die ganze Haut runtergeklappt war und dass ich nur noch Knochen im Gesicht hatte, und in dem Moment habe ich dann angefangen zu lachen.
Das fing alles so erst nach drei Wochen an, dass ich drüber nachgedacht habe. Als ich das erst Mal in den Spiegel geguckte habe, da habe ich gedacht, ja Scheiße, aber dass ich das erste Mal darüber nachgedacht habe, dass ich geweint habe und so, das realisiert man erst nach zwei, drei Wochen.
Hass, Trauer, das sind ganz viele Gefühle gewesen, ich habe mich auch verraten gefühlt von vielen Leuten, klar, ich sah nicht mehr aus, wie früher, ich wusste nicht wie ich aussehen werde, ich wusste nicht, wie lange es dauert, man konnte mir auch keine Antworten auf meine Fragen geben, Gefühlschaos würde ich sagen, auf jeden Fall Ungewissheit."
Die Studiogäste der Sendung sind:
Dr. med. Marita Eisenmann-Klein, Chefärztin der Klinik für Plastische und Ästhetische, Hand- und Wiederherstellungs-Chirurgie am Caritas-Krankenhaus St. Josef in Regensburg
Außerdem ist sie Generalsekretärin des Weltverbandes für plastische Chirurgie.
Dr. Dirk Richter, Chefarzt der Abteilung für plastische Chirurgíe am Dreifaltigkeits-Krankenhaus in Wesseling/Köln
Regine Sylvester, Leitende Redakteurin der Berliner Zeitung
Bücher von Regine Sylvester
Bis hierher. Und wie weiter?
Kiepenheuer 2007
Vorgeschriebene Flughöhe
Argon 2002 (gebunden)
Fischer Tb 2004 (Taschenbuch)
Marie weiss Bescheid. Marie weiss immer Bescheid - wenn es um andere Leute geht. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. "Marie trifft Massnahmen, die sie für vorsorglich hält. Sie ist eine zusehends eingeschränkte Person mit grossem Mundwerk. Tut mir Leid - ich halte sie manchmal für eine echte Zicke." Das sagt die Erzählerin, Maries andere, stillere Hälfte. Marie und ich - das sind die wechselnden Strategien einer Frau, die alleine in der Grossstadt lebt, sich mit dem Älterwerden arrangiert und trotzdem einen Ausbruch versucht. Denn plötzlich gibt es einen Mann, der so ganz anders ist.
Soll man so leben?
Argon 2002 (gebunden)
Fischer Tb 2003 (Taschenbuch)
Bücher zum Thema:
Andrea Hauner und Elke Reichart: Bodytalk. Der riskante Kult um Körper und Schönheit
dtv, München 2004, ISBN: 978-3423622035, 10 Euro
Körper als Schicksal wird heute nicht mehr hingenommen. Schönheit gilt als machbar, "mangelnde" Schönheit wird zum persönlichen Versagen. Der Druck auf die Jugendlichen nimmt zu, denn im Gegensatz zum Erwachsenen haben Jugendliche nichts anderes als ihren Körper zur Darstellung ihres sozialen Status und ihrer selbst. Sich mit der eigenen Körperidentität anzufreunden, ist in der Pubertät ohnehin schon schwierig genug, aber in einer Zeit, in der Körper zum Kultobjekt werden, wächst die Orientierungslosigkeit. Der Körper wird zur Dauerbaustelle, der Zwang zur Optimierung wächst, und ständige "Verbesserungen" sind political correct. Die Möglichkeiten scheinen unbegrenzt und alles ist erlaubt.
Aber wer fragt nach den Folgen für Gesundheit und Seele? Immer mehr Jugendliche gehen zum Arzt, um sich verschönern zu lassen. Für das Selbstwertgefühl wird mittlerweile viel investiert. Und auch riskiert. Oft genug mit Unterstützung ehrgeiziger Eltern. Es ist höchste Zeit, eine Bestandaufnahme der aktuellen Situation zu geben und Wege für Jugendliche durch das Labyrinth der Körperinszenierungen zu weisen.
Ulrich Renz: Schönheit. Eine Wissenschaft für sich
Berlin Verlag, Lübeck 2006, ISBN: 978-3833305047, 11 Euro
Die schöne Kellnerin bekommt mehr Trinkgeld als die weniger schöne, der besser aussehende Politiker erhält mehr Stimmen: Schönheit ist ein Skandal! Aber was eigentlich ist "Schönheit"? Eine Entdeckungsreise in das schillernde Reich der Attraktivitätsforschung.
Ein Sachbuch analysiert, dass Schönheit nicht nur im Auge des Betrachters liegt (dkultur, schön leben) kritik
Eine gut aussehende Bedienung bekommt mehr Trinkgeld. Eine attraktive Schülerin hat bei der Bewerbung bessere Chancen. Gut aussehende Mitarbeiter verdienen im Durchschnitt mehr. Hübsche Babys werden öfter gestreichelt. Dieses nüchterne Resümee zieht Ulrich Renz in seinem Buch "Schönheit. Eine Wissenschaft für sich".
Simone Ehm und Sile Schicktanz (Hg.): Körper als Maß?
S. Hirzel-Verlag, Stuttgart 2006, ISBN: 978-3777613826, 12,50 Euro
Neueste medizinische Eingriffe verschieben die Grenzen zwischen Körpereigenem und Körperfremdem und fordern uns heraus, das Verhältnis von Körper und Identität neu zu überdenken: Wie verändert sich das Selbstverständnis des Menschen angesichts der immer vielfältigeren Möglichkeiten, seinen Körper durch Transplantationen, (Neuro-)Prothesen und Schönheitschirurgie zu verändern? Welchen Einfluss haben moderne Techniken auf unser Verständnis von Gesundheit, Krankheit und Normalität? Was zählt eigentlich noch der Kern des Menschen, wenn der Körper immer mehr zum Maß , das heißt zur Orientierung für unser Handeln wird? Und: Was treibt die Menschheit dazu, Körper in immer stärkerem Maße zu manipulieren? Angemessen über Körper und Identität nachzudenken, heißt verschiedenste Perspektiven zusammenzubringen, um die Machbarkeiten der Medizin und die Wunschvorstellungen der Menschen zu verstehen. Dieses Buch gibt mit philosophischen, theologischen, historischen und naturwissenschaftlichen Beiträgen Impulse für die interdisziplinäre Diskussion und die bioethische Auseinandersetzung.
Umberto Eco (Hg.): Die Geschichte der Schönheit
dtv, München 2007, ISBN: 978-3423343695, 24,90 Euro
Was ist schön? Jeder glaubt das zu wissen, und dennoch hat sich die Vorstellung davon, was das Schöne sei, immer wieder verändert. Umberto Eco lässt diese Ideen im Wandel der Zeiten und der Kunst sichtbar werden. Er entwirft ein grandioses Panorama von der Antike bis in die Gegenwart und bezieht alle künstlerischen Ausdrucksformen bis hin zu Industriedesign, Film und Popkultur mit ein. Zahlreiche ausgewählte Texte aus Literatur und Philosophie sowie Zeugnisse von Künstlern begleiten Ecos Wanderung und liefern den "Originalton" aus der Zeit. So entstand eine beeindruckende und unterhaltsame Einführung in die Kunst der Menschheitsgeschichte.
Winfried Menninghaus: Das Versprechen der Schönheit
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3518294161, 13,00 Euro
Die Macht der Schönheit ist die Macht eines ihrer Wahrnehmung eingeschriebenen Versprechens. Menninghaus' Studie untersucht elementare Bestimmungen dieses Versprechens und Eckdaten seiner Geschichte bis zum heutigen Kult von styling und shaping. Sie widmet sich aber auch der Kehrseite von Schönheit und deren möglichem Scheitern. Warum müssen die Protagonisten antiker Schönheitsmythen meist früh sterben? Warum ist die Schönheit des Pfaus zugleich ein Hindernis für diesen? Was also verheißt die Schönheit? Was ist ihr Versprechen? Die Studie kombiniert die Lektüre von Schönheitsmythen mit einer umfassenden Sichtung evolutionstheoretischer Studien zur Funktion ästhetischen Unterscheidens, einer Neubestimmung von Theoremen der philosophischen Ästhetik und geschichtlichen Perspektivierungen von Schönheitseffekten.
Winfried Menninghaus ist Professor für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Freien Universität Berlin.
Andreas Hergovich (Hg.): Psychologie der Schönheit
WUV-Universitätsverlag, Wien 2002 (zur Zeit nicht lieferbar)
Welche physischen Merkmale werden bei Mann und Frau als schön empfunden? Warum wird Attraktivität bei Frauen mit Jugendlichkeit und Körperrundungen und bei Männern mit Status und Dominanz assoziiert? Welche charakterlichen Eigenschaften werden schönen Menschen zugeschrieben? Reagieren Kinder in besonderer Weise auf Schönheit? Welche negativen Folgen sind mit dem "Schönheitswahn" verbunden? Im Kontext kulturhistorischer Betrachtungen antwortet das Buch auf diese und ähnliche Fragen.
Studierende der Psychologie untersuchen die verschiedensten Aspekte des Phänomens Schönheit - beginnend beim antiken Schönheitsbegriff, über Schönheit bei Kant und bei Arthur Schopenhauer bis hin zu feministischen und evolutionspsychologischen Ansätzen.
Susanne Fröhlich und Constanze Kleis: Runzel-Ich. wer schön sein will...
Krüger Verlag, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3810506689, 14,90
Links zum Thema:
Die Definition von Schönheit ist ja keine immanente und objektive Eigenschaft eines Kunstwerks! Jede Epoche, jeder Ort, jede soziale Klasse findet etwas anderes "schön". Man "bildet" sich ein eignes Ideal, entsprechend dem Stilgefühl, dem Zeitgeist der jeweiligen Epoche.
Kleine Geschichte unseres Schönheitsideals
Schönheitsformel stellt eine Auswahl neuester wissenschaftlicher Ergebnisse aus der Attraktivitätsforschung
Beauty-Check stellt die Ergebnisse eines umfangreichen Forschungsprojekts zur Attraktivität von Gesichtern vor. Hier erfährt man was die Schönheit eines Gesichts ausmacht, mit welchen raffinierten Methoden heutzutage Forscher dem Geheimnis der Schönheit auf der Spur sind und welche soziale Macht ein schöner Körper ausübt.
Das Schönheitsportal ist ein Forum unter anderem zu den Themen Brust- und Gesichtsoperationen, Bauchdeckenstraffung und Fettabsaugung.