"Für uns ist wichtig, dass Stabilität herrscht"
Egal, wer in Ägypten das Sagen haben wird - die deutsche Industrie rechnet weiter mit Aufträgen aus Ägypten: "Es ist ein Hauptabsatzmarkt für unsere Maschinen und Anlagen", sagt Rainer Herret von der Deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer (DAIHK) in Kairo. Allerdings betont er: "In einem demokratischen Umfeld lässt es sich leichter arbeiten".
André Hatting: Ägypten ist nicht nur ein beliebtes Urlaubsziel, auch für die potenzielle Wirtschaft ist beziehungsweise war das Land am Nil sehr attraktiv. Ich bin jetzt verbunden mit Rainer Herret, er ist Geschäftsführer der Deutsch-Arabischen Industrie- und Handelskammer in Kairo, wir haben es mehrfach versucht, ihn telefonisch zu erreichen, das Handynetz ist im Augenblick stark gestört, wir sind froh, dass wir ihn jetzt am Apparat haben. Guten Morgen, Herr Herret!
Rainer Herret: Einen wunderschönen guten Morgen!
Hatting: Herr Herret, wie ist die aktuelle Situation in Kairo, gibt es schon die Demonstrationen, die angekündigten?
Herret: Also die Demonstranten versammeln sich jetzt im Augenblick am Platz der Befreiung und das wird wieder ein Familien-Event. Also da sind Kinder dabei, da sind die Großeltern dabei und man ist also entschlossen, diese eine Million voll zu kriegen.
Hatting: Wie reagieren die deutschen Unternehmen, fliegen sie jetzt alle ihre Mitarbeiter aus?
Herret: Also, ich weiß es von den größeren Unternehmen, die haben aus Haftungsgründen schon vorgestern und gestern angefangen, ihre Entsandtkräfte auszufliegen. Und die deutsche Botschaft hat einen freiwilligen Service angeboten, mit dem sie Frauen und Kinder vor allem nach draußen bringt. Und jeder, der besorgt ist und Angst hat, kann sich dort anmelden, registrieren lassen, und das wird alles ganz ordentlich abgewickelt.
Hatting: Funktioniert das überall problemlos, also zum Beispiel auch in Alexandria? Da gab es ja zuletzt Schwierigkeiten am Flughafen.
Herret: Also an den Flughäfen sind natürlich sehr viele Leute. Man hat gestern auch das Terminal in Kairo geschlossen erstmal, weil zu viele Menschen einfach drin waren, man muss, wenn man mal am Flughafen ist, mit Wartezeiten rechnen. Aber ich habe den Nachrichten allerdings entnommen, dass gestern Nacht die Lufthansa noch einen weiteren Jumbojet in Bewegung gesetzt hat. Ich gehe davon aus, dass es da keine Schwierigkeiten gibt. Auf der anderen Seite, diese Unruhen sind ja nicht gegen Ausländer gerichtet. Also, es ist nicht so, dass wir verfolgt werden, und deswegen ist man auf jeden Fall am Flughafen sicher und eigentlich auch in der Stadt.
Hatting: Sind denn auch von den Demonstrationen und Protesten deutsche Unternehmen und Produktionsstätten betroffen? Man hört ja immer wieder was von Plünderungen von Geschäften.
Herret: Nein, es hat also keine Angriffe auf Fabriken gegeben. Es kann natürlich sein, dass bei Geschäften, wo auch deutsche Waren verkauft werden, die Scheiben eingeschlagen worden sind und Ähnliches, das betrifft aber dann die ägyptischen Handelsvertreter davon. Allerdings ruht die Arbeit in den Fabriken, wir haben einen Generalstreik, und die Plünderungen, die Sie erwähnen, die zwingen natürlich die Ägypter, nachts auf den Straßen zu sein und ihre Häuser zu verteidigen. Deshalb verlangt niemand von denen, dass sie dann zur Arbeit erscheinen.
Hatting: Ägypten ist ein bedeutender Handelspartner für Deutschland.
Herret: Ja.
Hatting: Wird das auch bleiben nach einer Ära, möglicherweise nach Mubarak?
Herret: Da gehe ich eigentlich davon aus. Also wir exportieren so etwas über drei Milliarden Euro Waren und Dienstleistungen pro Jahr nach Ägypten, und die industrielle Infrastruktur ist ja unbeschädigt. Das Leben muss weitergehen, es ist ein Hauptabsatzmarkt für unsere Maschinen und Anlagen, der Bedarf wird weiter da sein, ich rechne nicht damit, dass wir da größere Rückgänge haben. Also im Gegenteil, im letzten Jahr hatten wir noch einen Exportzuwachs von über 20 Prozent.
Hatting: Wie geht es jetzt weiter, abwarten, oder was ist jetzt die Devise?
Herret: Also man muss auf jeden Fall abwarten und sehen, wie sich das heute entwickelt. Das Ziel der Demonstranten ist, den Präsidentenpalast einzunehmen. Der Präsident selber ist dem Vernehmen nach nicht in Kairo, sondern in Sharm el-Sheikh, also persönlich nicht gefährdet. Aber die Symbolik davon, die ist natürlich sehr stark und alles wartet eigentlich auf einen Rücktritt, damit man wieder zur Normalität zurückkehren kann.
Hatting: Mubarak stand ja für Stabilität. Sind Sie als Vertreter der deutschen Wirtschaft für Mubarak oder sympathisieren Sie auch mit einem Wechsel mit den Demonstranten?
Herret: Also, wir müssen mit jedem System auskommen, wir können hier keine politische Entscheidung treffen. In einem demokratischen Umfeld lässt es sich leichter arbeiten, das ist auch ganz klar, aber ...
Hatting: ... das heißt, es war vorher schwer in Ägypten für die deutsche Industrie?
Herret: Es war nicht schwer, aber es ist natürlich leichter in einem multikulturellen und multisozialen Umfeld das zu tun. Aber für uns ist wichtig, da haben Sie vollkommen recht, dass Stabilität herrscht. Und im Augenblick, diese Stabilität ist offensichtlich nicht gegeben.
Hatting: Vielen Dank! Das war Rainer Herret, er ist Geschäftsführer der Deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer, wir telefonierten mit ihm live in Kairo. Herr Herret, ich danke Ihnen für das Gespräch!
Herret: Gern geschehen, alles Gute, schöne Grüße nach Berlin!
Hatting: Ja, Ihnen auch!
Rainer Herret: Einen wunderschönen guten Morgen!
Hatting: Herr Herret, wie ist die aktuelle Situation in Kairo, gibt es schon die Demonstrationen, die angekündigten?
Herret: Also die Demonstranten versammeln sich jetzt im Augenblick am Platz der Befreiung und das wird wieder ein Familien-Event. Also da sind Kinder dabei, da sind die Großeltern dabei und man ist also entschlossen, diese eine Million voll zu kriegen.
Hatting: Wie reagieren die deutschen Unternehmen, fliegen sie jetzt alle ihre Mitarbeiter aus?
Herret: Also, ich weiß es von den größeren Unternehmen, die haben aus Haftungsgründen schon vorgestern und gestern angefangen, ihre Entsandtkräfte auszufliegen. Und die deutsche Botschaft hat einen freiwilligen Service angeboten, mit dem sie Frauen und Kinder vor allem nach draußen bringt. Und jeder, der besorgt ist und Angst hat, kann sich dort anmelden, registrieren lassen, und das wird alles ganz ordentlich abgewickelt.
Hatting: Funktioniert das überall problemlos, also zum Beispiel auch in Alexandria? Da gab es ja zuletzt Schwierigkeiten am Flughafen.
Herret: Also an den Flughäfen sind natürlich sehr viele Leute. Man hat gestern auch das Terminal in Kairo geschlossen erstmal, weil zu viele Menschen einfach drin waren, man muss, wenn man mal am Flughafen ist, mit Wartezeiten rechnen. Aber ich habe den Nachrichten allerdings entnommen, dass gestern Nacht die Lufthansa noch einen weiteren Jumbojet in Bewegung gesetzt hat. Ich gehe davon aus, dass es da keine Schwierigkeiten gibt. Auf der anderen Seite, diese Unruhen sind ja nicht gegen Ausländer gerichtet. Also, es ist nicht so, dass wir verfolgt werden, und deswegen ist man auf jeden Fall am Flughafen sicher und eigentlich auch in der Stadt.
Hatting: Sind denn auch von den Demonstrationen und Protesten deutsche Unternehmen und Produktionsstätten betroffen? Man hört ja immer wieder was von Plünderungen von Geschäften.
Herret: Nein, es hat also keine Angriffe auf Fabriken gegeben. Es kann natürlich sein, dass bei Geschäften, wo auch deutsche Waren verkauft werden, die Scheiben eingeschlagen worden sind und Ähnliches, das betrifft aber dann die ägyptischen Handelsvertreter davon. Allerdings ruht die Arbeit in den Fabriken, wir haben einen Generalstreik, und die Plünderungen, die Sie erwähnen, die zwingen natürlich die Ägypter, nachts auf den Straßen zu sein und ihre Häuser zu verteidigen. Deshalb verlangt niemand von denen, dass sie dann zur Arbeit erscheinen.
Hatting: Ägypten ist ein bedeutender Handelspartner für Deutschland.
Herret: Ja.
Hatting: Wird das auch bleiben nach einer Ära, möglicherweise nach Mubarak?
Herret: Da gehe ich eigentlich davon aus. Also wir exportieren so etwas über drei Milliarden Euro Waren und Dienstleistungen pro Jahr nach Ägypten, und die industrielle Infrastruktur ist ja unbeschädigt. Das Leben muss weitergehen, es ist ein Hauptabsatzmarkt für unsere Maschinen und Anlagen, der Bedarf wird weiter da sein, ich rechne nicht damit, dass wir da größere Rückgänge haben. Also im Gegenteil, im letzten Jahr hatten wir noch einen Exportzuwachs von über 20 Prozent.
Hatting: Wie geht es jetzt weiter, abwarten, oder was ist jetzt die Devise?
Herret: Also man muss auf jeden Fall abwarten und sehen, wie sich das heute entwickelt. Das Ziel der Demonstranten ist, den Präsidentenpalast einzunehmen. Der Präsident selber ist dem Vernehmen nach nicht in Kairo, sondern in Sharm el-Sheikh, also persönlich nicht gefährdet. Aber die Symbolik davon, die ist natürlich sehr stark und alles wartet eigentlich auf einen Rücktritt, damit man wieder zur Normalität zurückkehren kann.
Hatting: Mubarak stand ja für Stabilität. Sind Sie als Vertreter der deutschen Wirtschaft für Mubarak oder sympathisieren Sie auch mit einem Wechsel mit den Demonstranten?
Herret: Also, wir müssen mit jedem System auskommen, wir können hier keine politische Entscheidung treffen. In einem demokratischen Umfeld lässt es sich leichter arbeiten, das ist auch ganz klar, aber ...
Hatting: ... das heißt, es war vorher schwer in Ägypten für die deutsche Industrie?
Herret: Es war nicht schwer, aber es ist natürlich leichter in einem multikulturellen und multisozialen Umfeld das zu tun. Aber für uns ist wichtig, da haben Sie vollkommen recht, dass Stabilität herrscht. Und im Augenblick, diese Stabilität ist offensichtlich nicht gegeben.
Hatting: Vielen Dank! Das war Rainer Herret, er ist Geschäftsführer der Deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer, wir telefonierten mit ihm live in Kairo. Herr Herret, ich danke Ihnen für das Gespräch!
Herret: Gern geschehen, alles Gute, schöne Grüße nach Berlin!
Hatting: Ja, Ihnen auch!