"Für viele Reliquien gibt es keine zwingenden Beweise"
Als eine "besondere Begegnung mit Jesus Christus" hat Joachim Schmiedl, Professor für Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 in Trier bezeichnet. Weil die Reliquie so selten gezeigt werde - im 20. Jahrhundert gar nur drei Mal. Ob der Heilige Rock echt ist, ist bis heute umstritten.
Dieter Kassel: Genau 500 Jahre ist es her, dass der sogenannte heilige Rock im Trierer Dom das erste Mal öffentlich zu sehen war, deshalb beginnt heute die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012. Und das ist nicht nur etwas besonderes wegen dieses Jubiläums, sondern weil es bis heute nur sehr, sehr selten Gelegenheit gibt, diese Reliquie zu sehen. Im vergangenen, dem 20. Jahrhundert wurde sie ganze drei Male ausgestellt.
Nichts Genaues weiß man nicht - es gibt Zweifel an der Echtheit dieser Reliquie, es gibt Zweifel daran, wo sie denn eigentlich hergekommen sein soll und, und, und. Ich habe kurz vor der Sendung versucht, diese Zweifel auszuräumen, und zwar im Gespräch mit Joachim Schmiedl. Er ist Professor für Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar in der Nähe von Koblenz, und er ist in der dortigen Fachgruppe historische Theologie zuständig für mittlere und neue Kirchengeschichte. Und meine erste Frage an Professor Schmiedl lautete, ob er denn nun ganz sicher erklären könnte, wie diese Reliquie überhaupt ausgerechnet nach Trier gekommen ist.
Joachim Schmiedl: Wenn wir das wüssten. Es gibt in Trier sehr viele Lokaltraditionen, die sich vor allem mit der Kaiserin Helena verbinden, der Mutter Konstantins des Großen. In Trier ist ja heute noch die Konstantinsbasilika zu sehen, und Kaiserin Helena war eine große Verehrerin Jesu. Sie ist ins Heilige Land gereist, sie hat von dort viele Reliquien mitgebracht und hat die auf ihre Lieblingsstädte verteilt: Konstantinopel, die Gründung ihres Sohnes, Rom und auch Trier, denn Trier war zu dieser Zeit eine der Hauptstädte des Römischen Reiches. Wir wissen, dass sie auch Reliquien nach Trier gebracht hat, es gibt auch Berichte über Gewänder Christi in Trier, aber wir haben aus dieser Zeit weder schriftliche Zeugnisse noch monumentale Zeugnisse. Wir wissen erst seit 1196, dass es eine Tuchreliquie gibt, die damals in den neuen Hochaltar in den Ostchor des Trierer Doms übertragen wurde.
Kassel: Wenn nun aber am Ende des 12. Jahrhunderts diese Reliquie im Trierer Dom war - Sie haben das ja so beschrieben, ab da kann man halbwegs gesichert davon ausgehen -, warum ist die dann mehrere Jahrhunderte nicht öffentlich gezeigt worden? Und verbunden damit die Frage, warum ist sie dann 1512 plötzlich gezeigt worden?
Schmiedl: Sie ist an einige Personen gezeigt worden, besondere Gäste - Kaiser Karl IV. etwa -, aber sie ist nie öffentlich gezeigt worden. Vielleicht hängt das einfach auch mit der Scheu zusammen, eine solche wertvolle Reliquie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Vielleicht hatte auch Trier einfach zu der damaligen Zeit nicht die nötige Kapazität, um regelmäßige Wallfahrten durchzuführen. Es gab unregelmäßige Zeigungen aus Anlass des Besuchs kirchlicher und weltlicher Würdenträger.
1512 hielt Maximilian I. einen Reichstag in Trier ab. Auch das war eine ganz große Besonderheit, denn normalerweise fanden die Reichstage in anderen Städten statt. Und Kaiser Maximilian bemühte sich dann darum, diesen Heiligen Rock, von dessen Existenz er wusste, sich zeigen zu lassen, und Erzbischof Richard von Greiffenklau nutzte die Gelegenheit, daraus auch eine öffentliche Zeigung zu machen. Die fand dann regelmäßig statt, zunächst jährlich, dann im Sieben-Jahres-Rhythmus. Das ging bis 1545, dann setzte sich auch in Trier zeitweise die Reformation durch, und die Zeigungen unterblieben dann für längere Zeit.
Kassel: Reformation ist ein Stichwort, Professor Schmiedl: Strenggenommen ist es ja so, dass der Reliquienkult etwas katholisches ist. Martin Luther hat den auch mit großer Vehemenz abgelehnt. Nun ist es aber in der Vergangenheit - ich meine jetzt das 20. Jahrhundert, diese drei Gelegenheiten - so gewesen, dass immer viele Protestanten auch an den Wallfahrten teilgenommen haben, und man erwartet das auch in diesem Jahr. Warum ist denn diese Reliquie offenbar auch für die evangelischen Christen so bedeutend?
Schmiedl: Hier müssen wir auf die biblischen Grundlegungen zurückgehen. Im Johannesevangelium wird ja berichtet von der Kreuzigung Jesu, und es heißt dort, dass seine Kleider verteilt wurden, vier Teile wurden daraus gemacht und an die Soldaten verteilt, und ein Stück, der Leibrock Jesu, das Untergewand, die Tunika, man weiß es nicht genau, jedenfalls ein Gewand, das von oben bis unten ohne Naht durchgewebt war, wurde verlost.
Und seit der Frühzeit der Kirche, seit dem dritten Jahrhundert, heißt es, dass gerade diese Tunika Christi das Symbol der kirchlichen Einheit ist. Später hat man dann auch noch das mit den Fragen um die Person Jesu Christi verbunden und hat darin ein Symbol gesehen für die Einheit von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus. Und noch später hat man - das war Alkuin von York, der am Hofe Karls der Großen war, er hat eine Deutung dieser Kleider insgesamt gebracht. Er hat gesagt, die vier Teile der Kleider sind ein Zeichen für die über die ganze Welt verbreitete Kirche. Die Tunika ist ein Zeichen, dass die Kirche eins sein soll.
Von daher hat es auch eine ökumenische Bedeutung bekommen im 20. Jahrhundert. Gerade bei der Wallfahrt 1959 hat man in dem Gebet, das damals formuliert wurde und das nachher auch in den Gebetsschatz der Trierer Kirche eingegangen ist, formuliert: Gedenke deiner Christenheit und führe zusammen, was getrennt ist. Es war eine Wallfahrt, die kurz nach der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils stattfand. Und damals verbanden sich sehr viele Hoffnungen auf die Ökumene, auf die Verständigung mit den nichtkatholischen Christen damit. Den zweiten Teil dieses Gebetes - und führe zusammen, was getrennt ist - hat man ja jetzt wieder als Motto dieser Wallfahrt 2012 aufgegriffen.
Kassel: Und über diese Wallfahrt reden wir heute im Deutschlandradio Kultur mit dem Theologen Joachim Schmiedl. Herr Schmiedl, es stellt sich natürlich eine einfache Frage, von der ich aber jetzt schon weiß, es gibt keine einfache Antwort, nämlich die Frage: Ist diese Reliquie eigentlich echt? Denn Beweise dafür, dass dieses Stück Stoff einmal wirklich Jesus Christus getragen hat, die gibt es natürlich nicht.
Schmiedl: Beweise haben wir bei anderen Reliquien auch nicht. Aber die Frage nach der Echtheit der Reliquien wird oft dem Charakter dieser Reliquien gar nicht so gerecht, denn diese Reliquien sind Zeugnisse des Glaubens - Zeugnisse des Glaubens von Menschen aus früheren Zeiten, teilweise sehr lange zurückreichenden Zeiten. Es gibt auch ein religionsgeschichtliches Motiv: Im Teil ist immer das Ganze gegenwärtig. Und das bedeutet im Blick auf Reliquien, dass Reliquien auch geteilt werden können und dass die einzelnen Teile dann genau so die Verbindung zu dem heiligen Ereignis herstellen. Das ist nicht nur christliche Anschauung, das findet man in anderen Religionen auch. Und deshalb kommt es im Christentum immer wieder vor, dass es viele Teile derselben Reliquie an verschiedenen Orten gibt. Und für viele Reliquien gibt es keine zwingenden Beweise, dass sie sich tatsächlich auf Jesus zurückführen lassen. Aber es spricht auch bei vielen Überlieferungen nichts dagegen, dass es wirklich so sein könnte.
Kassel: Erlauben Sie mir zum Schluss eine persönliche Frage. Sie sind ja Wissenschaftler, aber Sie sind natürlich auch selbst gläubiger Christ. Wenn Sie - vielleicht jetzt vor Ihrem geistigen Auge einfach nur, für den Moment geht es ja praktisch nicht - wenn Sie an die Reliquie denken, wenn Sie sie vor Ihrem Auge auferscheinen lassen, sind Sie dann auch emotional berührt?
Schmiedl: Ja, ich bin emotional berührt. Es ist eine Reliquie, die nur sehr selten gezeigt wird, und von daher ist das eine ganz besondere Begegnung mit dem Jesus Christus, den wir gläubig bekennen, und es ist für mich auch ein Zeichen, dass Kirche über die Jahrhunderte hinweg existiert. Und gerade die Heilig-Rock-Wallfahrten nach Trier zeigen, dass sich sowohl aktuelle Ereignisse und überzeitlicher Glaube ganz gut miteinander vertragen. Jede Wallfahrt hatte ihre eigenen Akzente und jede Begegnung mit dem Ursprung ist auch immer wieder eine Antwort auf Fragen und Probleme der Kirche von heute, und das sind auch Glaubensprobleme.
Kassel: Die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 beginnt heute. Das bedeutet, dass es eine Menge Veranstaltungen gibt in Trier, noch bis zum 13. Mai, so lange dauert die Wallfahrt nämlich. Aber im Kern bedeutet das vor allen Dingen natürlich, dass der heilige Rock, dass die Reliquie zu sehen ist für jeden Mann und jede Frau, die sie sehen möchte, und zwar täglich von 10:30 bis 21:00 Uhr im Trierer Dom. Wir haben über die Geschichte dieser Reliquie und natürlich auch über ihre Gegenwart mit Joachim Schmiedl gesprochen, Professor für Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Herr Schmiedl, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch!
Schmiedl: Vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Nichts Genaues weiß man nicht - es gibt Zweifel an der Echtheit dieser Reliquie, es gibt Zweifel daran, wo sie denn eigentlich hergekommen sein soll und, und, und. Ich habe kurz vor der Sendung versucht, diese Zweifel auszuräumen, und zwar im Gespräch mit Joachim Schmiedl. Er ist Professor für Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar in der Nähe von Koblenz, und er ist in der dortigen Fachgruppe historische Theologie zuständig für mittlere und neue Kirchengeschichte. Und meine erste Frage an Professor Schmiedl lautete, ob er denn nun ganz sicher erklären könnte, wie diese Reliquie überhaupt ausgerechnet nach Trier gekommen ist.
Joachim Schmiedl: Wenn wir das wüssten. Es gibt in Trier sehr viele Lokaltraditionen, die sich vor allem mit der Kaiserin Helena verbinden, der Mutter Konstantins des Großen. In Trier ist ja heute noch die Konstantinsbasilika zu sehen, und Kaiserin Helena war eine große Verehrerin Jesu. Sie ist ins Heilige Land gereist, sie hat von dort viele Reliquien mitgebracht und hat die auf ihre Lieblingsstädte verteilt: Konstantinopel, die Gründung ihres Sohnes, Rom und auch Trier, denn Trier war zu dieser Zeit eine der Hauptstädte des Römischen Reiches. Wir wissen, dass sie auch Reliquien nach Trier gebracht hat, es gibt auch Berichte über Gewänder Christi in Trier, aber wir haben aus dieser Zeit weder schriftliche Zeugnisse noch monumentale Zeugnisse. Wir wissen erst seit 1196, dass es eine Tuchreliquie gibt, die damals in den neuen Hochaltar in den Ostchor des Trierer Doms übertragen wurde.
Kassel: Wenn nun aber am Ende des 12. Jahrhunderts diese Reliquie im Trierer Dom war - Sie haben das ja so beschrieben, ab da kann man halbwegs gesichert davon ausgehen -, warum ist die dann mehrere Jahrhunderte nicht öffentlich gezeigt worden? Und verbunden damit die Frage, warum ist sie dann 1512 plötzlich gezeigt worden?
Schmiedl: Sie ist an einige Personen gezeigt worden, besondere Gäste - Kaiser Karl IV. etwa -, aber sie ist nie öffentlich gezeigt worden. Vielleicht hängt das einfach auch mit der Scheu zusammen, eine solche wertvolle Reliquie in der Öffentlichkeit zu zeigen. Vielleicht hatte auch Trier einfach zu der damaligen Zeit nicht die nötige Kapazität, um regelmäßige Wallfahrten durchzuführen. Es gab unregelmäßige Zeigungen aus Anlass des Besuchs kirchlicher und weltlicher Würdenträger.
1512 hielt Maximilian I. einen Reichstag in Trier ab. Auch das war eine ganz große Besonderheit, denn normalerweise fanden die Reichstage in anderen Städten statt. Und Kaiser Maximilian bemühte sich dann darum, diesen Heiligen Rock, von dessen Existenz er wusste, sich zeigen zu lassen, und Erzbischof Richard von Greiffenklau nutzte die Gelegenheit, daraus auch eine öffentliche Zeigung zu machen. Die fand dann regelmäßig statt, zunächst jährlich, dann im Sieben-Jahres-Rhythmus. Das ging bis 1545, dann setzte sich auch in Trier zeitweise die Reformation durch, und die Zeigungen unterblieben dann für längere Zeit.
Kassel: Reformation ist ein Stichwort, Professor Schmiedl: Strenggenommen ist es ja so, dass der Reliquienkult etwas katholisches ist. Martin Luther hat den auch mit großer Vehemenz abgelehnt. Nun ist es aber in der Vergangenheit - ich meine jetzt das 20. Jahrhundert, diese drei Gelegenheiten - so gewesen, dass immer viele Protestanten auch an den Wallfahrten teilgenommen haben, und man erwartet das auch in diesem Jahr. Warum ist denn diese Reliquie offenbar auch für die evangelischen Christen so bedeutend?
Schmiedl: Hier müssen wir auf die biblischen Grundlegungen zurückgehen. Im Johannesevangelium wird ja berichtet von der Kreuzigung Jesu, und es heißt dort, dass seine Kleider verteilt wurden, vier Teile wurden daraus gemacht und an die Soldaten verteilt, und ein Stück, der Leibrock Jesu, das Untergewand, die Tunika, man weiß es nicht genau, jedenfalls ein Gewand, das von oben bis unten ohne Naht durchgewebt war, wurde verlost.
Und seit der Frühzeit der Kirche, seit dem dritten Jahrhundert, heißt es, dass gerade diese Tunika Christi das Symbol der kirchlichen Einheit ist. Später hat man dann auch noch das mit den Fragen um die Person Jesu Christi verbunden und hat darin ein Symbol gesehen für die Einheit von Gottheit und Menschheit in Jesus Christus. Und noch später hat man - das war Alkuin von York, der am Hofe Karls der Großen war, er hat eine Deutung dieser Kleider insgesamt gebracht. Er hat gesagt, die vier Teile der Kleider sind ein Zeichen für die über die ganze Welt verbreitete Kirche. Die Tunika ist ein Zeichen, dass die Kirche eins sein soll.
Von daher hat es auch eine ökumenische Bedeutung bekommen im 20. Jahrhundert. Gerade bei der Wallfahrt 1959 hat man in dem Gebet, das damals formuliert wurde und das nachher auch in den Gebetsschatz der Trierer Kirche eingegangen ist, formuliert: Gedenke deiner Christenheit und führe zusammen, was getrennt ist. Es war eine Wallfahrt, die kurz nach der Ankündigung des Zweiten Vatikanischen Konzils stattfand. Und damals verbanden sich sehr viele Hoffnungen auf die Ökumene, auf die Verständigung mit den nichtkatholischen Christen damit. Den zweiten Teil dieses Gebetes - und führe zusammen, was getrennt ist - hat man ja jetzt wieder als Motto dieser Wallfahrt 2012 aufgegriffen.
Kassel: Und über diese Wallfahrt reden wir heute im Deutschlandradio Kultur mit dem Theologen Joachim Schmiedl. Herr Schmiedl, es stellt sich natürlich eine einfache Frage, von der ich aber jetzt schon weiß, es gibt keine einfache Antwort, nämlich die Frage: Ist diese Reliquie eigentlich echt? Denn Beweise dafür, dass dieses Stück Stoff einmal wirklich Jesus Christus getragen hat, die gibt es natürlich nicht.
Schmiedl: Beweise haben wir bei anderen Reliquien auch nicht. Aber die Frage nach der Echtheit der Reliquien wird oft dem Charakter dieser Reliquien gar nicht so gerecht, denn diese Reliquien sind Zeugnisse des Glaubens - Zeugnisse des Glaubens von Menschen aus früheren Zeiten, teilweise sehr lange zurückreichenden Zeiten. Es gibt auch ein religionsgeschichtliches Motiv: Im Teil ist immer das Ganze gegenwärtig. Und das bedeutet im Blick auf Reliquien, dass Reliquien auch geteilt werden können und dass die einzelnen Teile dann genau so die Verbindung zu dem heiligen Ereignis herstellen. Das ist nicht nur christliche Anschauung, das findet man in anderen Religionen auch. Und deshalb kommt es im Christentum immer wieder vor, dass es viele Teile derselben Reliquie an verschiedenen Orten gibt. Und für viele Reliquien gibt es keine zwingenden Beweise, dass sie sich tatsächlich auf Jesus zurückführen lassen. Aber es spricht auch bei vielen Überlieferungen nichts dagegen, dass es wirklich so sein könnte.
Kassel: Erlauben Sie mir zum Schluss eine persönliche Frage. Sie sind ja Wissenschaftler, aber Sie sind natürlich auch selbst gläubiger Christ. Wenn Sie - vielleicht jetzt vor Ihrem geistigen Auge einfach nur, für den Moment geht es ja praktisch nicht - wenn Sie an die Reliquie denken, wenn Sie sie vor Ihrem Auge auferscheinen lassen, sind Sie dann auch emotional berührt?
Schmiedl: Ja, ich bin emotional berührt. Es ist eine Reliquie, die nur sehr selten gezeigt wird, und von daher ist das eine ganz besondere Begegnung mit dem Jesus Christus, den wir gläubig bekennen, und es ist für mich auch ein Zeichen, dass Kirche über die Jahrhunderte hinweg existiert. Und gerade die Heilig-Rock-Wallfahrten nach Trier zeigen, dass sich sowohl aktuelle Ereignisse und überzeitlicher Glaube ganz gut miteinander vertragen. Jede Wallfahrt hatte ihre eigenen Akzente und jede Begegnung mit dem Ursprung ist auch immer wieder eine Antwort auf Fragen und Probleme der Kirche von heute, und das sind auch Glaubensprobleme.
Kassel: Die Heilig-Rock-Wallfahrt 2012 beginnt heute. Das bedeutet, dass es eine Menge Veranstaltungen gibt in Trier, noch bis zum 13. Mai, so lange dauert die Wallfahrt nämlich. Aber im Kern bedeutet das vor allen Dingen natürlich, dass der heilige Rock, dass die Reliquie zu sehen ist für jeden Mann und jede Frau, die sie sehen möchte, und zwar täglich von 10:30 bis 21:00 Uhr im Trierer Dom. Wir haben über die Geschichte dieser Reliquie und natürlich auch über ihre Gegenwart mit Joachim Schmiedl gesprochen, Professor für Theologie an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar. Herr Schmiedl, ich danke Ihnen sehr für das Gespräch!
Schmiedl: Vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.