Spielen für Akzeptanz und Freiheit
04:33 Minuten
Vom Fußballverband im Sudan werden sie diskriminiert, von radikalen Scheichs diffamiert. Die Frauen spielen aber unbeirrt weiter Fußball. Regisseurin Marwa Zein hat über sudanesische Fußball-Aktivistinnen die Doku "Khartoum Offside" gedreht.
Sie trägt Damenschuhe, und ihr langer Rock reicht fast bis auf den staubigen Boden. Ihr Kopftuch verrutscht ein bisschen. Aber die junge Frau lässt sich nicht ablenken. Mit Geschick und Ausdauer jongliert sie einen Fußball. Da hüpft auch gleich das Herz vor Freude, auf einem Parkplatz, irgendwo in der sudanesischen Hauptstadt.
"Khartoum offside" heißt die 75-minütige Dokumentation über die mit Leidenschaft kickenden Frauen im Nordosten Afrikas. Ein Film, der gleichsam begeistert und erschüttert. Denn Fußballspielen ist hier für Frauen eigentlich verboten. Im Sudan herrschen ein islamistisches System und die Scharia. Die Frauen spielen trotzdem. Auf dem Feld sogar in kurzen Hosen.
"Jeder ist nach irgendetwas verrückt. Ich bin verrückt nach Fußball", gesteht eine der Spielerinnen der sudanesischen Bestenauswahl.
Fußball als Männersache
"Als ich die Mädchen traf, habe ich mich total in sie verliebt und ich fühlte gleich: Wow, das ist eine Riesenstory."
Marwa Zein hat das sudanesische Frauenfußballteam mit der Kamera begleitet. Viereinhalb Jahre arbeitete die Regisseurin an ihrem Dokumentarfilm. Auf der diesjährigen Berlinale hatte er Premiere und wurde auch gleich für den Filmpreis der Menschenrechtsorganisation Amnesty International nominiert.
"Es geht eben nicht nur darum, dass Frauen Fußball spielen. Es geht darum, wie insbesondere Frauen den unglaublich diskriminierenden, unfairen Gesetzen begegnen. Auf der Basis dieses politisch-islamischen Regimes ist Fußball nur für Männer und nicht für Frauen. Sie unterstützen keinerlei Sport, der angeblich den Unterschied zwischen Frauen und Männern 'verwischt'. Es ist einfach absurd."
Offizielle Frauen-Nationalelf gibt es nicht
Dass die radikalen Scheichs in ihrer Nachbarschaft Sodom und Gomorrha klagen, wenn die Fußballerinnen trainieren, daran haben sich die Frauen schon gewöhnt. Ihre eigenen Männer, Brüder und Väter stärken ihnen unterdessen den Rücken. Doch bitter ist für sie das doppelzüngige Verhalten des sudanesischen Fußballverbandes.
"Solange die sudanesische Fußballföderation Männerfußball fördert, solange wird sie selbstverständlich auch Frauenfußball fördern", erklärt einer der mächtigen Herren, die sich so weiterhin der finanziellen Hilfe der FIFA sicher sein können.
Doch gleichzeitig wird dem Bestenteam der Fußballfrauen seit Jahren die offizielle Anerkennung als sudanesische Nationalmannschaft verweigert. Mit fadenscheinigen Ausreden, so als könne man den Fußballsport der Frauen nicht ernst nehmen.
"Ihr müsst schon das ganze Jahr über aktiv sein. Da reichen nicht ein paar zufällige Spiele und Events."
Verhaftungen während des Drehs
Dass sie den Widersprüchen der sudanesischen Funktionäre hinterher spürte, machte auch für Filmemacherin Marwa Zein die Arbeit in ihrer Heimat gefährlich. Inzwischen hält sie sich in Deutschland auf.
"Ich bin dreimal während des Drehens verhaftet worden. Es war superproblematisch, voller Ärger und Herausforderungen."
Doch wie die Fußballerinnen blieb auch Marwa Zein hartnäckig am Ball. Ihr Film "Khartoum offside" dokumentiert den Frust, aber auch den unendlichen Kampfgeist und die Lebensfreude der Frauen im Sudan. Auf und neben dem Platz:
"Hey Schiedsrichter, das ist doch eindeutig 'ne rote Karte!"
"Wir haben keine Karten."
"Dann nimm mein rotes T-Shirt, Schiedsrichter!"
"Wir haben keine Karten."
"Dann nimm mein rotes T-Shirt, Schiedsrichter!"