Kahn, Figo und Beckham bleiben
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Moritz Eggert hat für das Kulturprogramm der Fußball-WM in Deutschland ein Oratorium komponiert. "In der Tiefe des Raumes" wurde 2005 bei der Ruhrtriennale uraufgeführt, nun erscheint es als CD. Auf ein Update hat der Komponist verzichtet.
Der Pianist und Komponist Moritz Eggert und der Librettist Michael Klaus haben vor der WM in Deutschland den Auftrag bekommen, ein Fußballwerk zu kreieren. In der Klassik hätten sich schon etliche Komponisten mit Fußball beschäftigt, so sei Alban Berg fanatischer Fan von Rapid Wien gewesen und Schostakowitsch von ZK Petersburg, sagt Eggert.
Doch: "Ein Fußball-Oratorium gab es tatsächlich noch nicht. Deshalb hatte mich Jürgen Flimm für die Ruhrtriennale gefragt, im Rahmen des Kulturprogramms der WM 2006 das Werk zu schreiben", erinnert sich der Professor an der Münchner Musikhochschule.
Kahn, Figo, Beckham
"Als ich gefragt wurde, war ich einer der wenigen Kollegen der Neuen-Musik-Szene in Deutschland, die sich für Fußball interessierten", sagt er. "Deswegen habe ich das Stück sehr gern geschrieben und auch mit großer Begeisterung." In der Folge hat er auch noch 2007 "Ballack, Du geile Schnitte" nachgelegt und 2008 auch noch ein "Fußballballett" geschrieben, aber danach sei die Schwemme an Aufträgen abgeflaut.
Die CD "In der Tiefe des Raumes" wurde mit den Namen der Profis eingespielt, die bei der Uraufführung gerade die großen Stars waren, obwohl Oliver Kahn, Luis Figo, David Beckham, etc. ihre Karriere inzwischen längst beendet haben. Er habe für die Aufführung der CD auch überlegt, das Stück noch mal zu aktualisieren. "Aber ich habe mich dann doch dazu entschlossen, bei den Originalnamen zu bleiben, weil es dann auch irgendwann ein historisches Dokument ist", sagt Eggert.
Fankultur im Wandel
Das Werk sei letztlich ein Dokument des Fußballs 2005. "Selbstverständlich verändern sich auch die Songs, die in den Stadien gesunden werden, über die Jahre. Vielleicht klingt es im Stadion heute anders." Aber das mache nichts, so der Komponist. "Wir kennen Baseball-Stücke aus den 30er-Jahren", sagt Eggert, "die haben auch Spielernamen von damals und trotzdem hört man diese Lieder heute noch gern, weil es ein Blick in die Geschichte ist".
Das Oratorium erforderte eine opulente Besetzung. Großes Orchester, vier Solisten, Chor und drei Sprecher. Auch deshalb sei es in der Coronazeit nicht zu realisieren gewesen, das Werk noch mal im Umfeld des diesjährigen Fußball-Großereignisses aufzuführen. Gespräche habe es mit dem Münchner Sportreferat gegeben, auch für Aktionen mit seinen Kompositionsstudenten, aber das Wagnis sei dem Amt zu groß gewesen.
(mfu)