Fußball

Premier League – nur noch eine Geldmaschine?

Bastian Schweinsteiger beim Spiel zwischen Manchester United und Tottenham Hotspur am 8. August 2015.
Bastian Schweinsteiger beim Spiel zwischen Manchester United und Tottenham Hotspur am 8. August 2015. © picture alliance / dpa / EPA / Peter Powell
Von Friedbert Meurer |
Sieben Milliarden Euro kassieren die Fußballclubs der Premier League allein für die Fernsehrechte der nächsten drei Spielzeiten. Kein Wunder, dass sie bereits in der Sommerpause 700 Millionen Euro für neue Spieler auf den Kopf gehauen haben.
Erster Spieltag der Premier League. 75.000 Zuschauer in Old Trafford verfolgen im Samstagmittag-Spiel die Begegnung Manchester United gegen Tottenham.
Sebastian Schweinsteiger wird in der 60. Minute eingewechselt. 110 Millionen Euro hat United schon für neue Spieler in der Sommerpause hingeblättert, und der Niederländische Coach Louis van Gaal will noch weiter auf Einkaufstour gehen:
"Das ist ein tolles persönliches Erlebnis für die neuen Spieler, hier in Old Trafford aufzulaufen", erklärt van Gaal nach dem knappen 1:0 Sieg. "Nirgends gibt es doch soviel Applaus allein dafür, dass Schweinsteiger sich an der Seitenlinie warmläuft."
Alles in allem haben die Premier League Clubs in der Sommerpause schon über 700 Millionen Euro für neue Spieler auf den Kopf gehauen. Und es kommt noch besser: ab der nächsten Saison zahlen die beiden Pay-TV-Wettbewerber Sky und British Telecom zusammen mehr als sieben Milliarden Euro für drei Spielzeiten. Selbst der Letztplatzierte wird noch etwa 140 Millionen Euro pro Spielzeit vom Kuchen abbekommen.
Fernsehrechte erzielen astronomische Preise
Tony Putis ist Manager des Liga-Underdogs West Bromwich Albion. Die Premier League bezeichnet er als den phantastischsten Wettbewerb der Welt. "Anders als in Spanien kann bei uns jeder jeden schlagen – alle können z.B. bei Stoke City verlieren."
Dass die Fernsehrechte astronomische Preise erzielen, liegt am Wettbewerb der beiden Rivalen Sky und BT – British Telecom. Beide locken mit der Premier League ihre Internet-Kunden an. Besitzer der Liga sind faktisch neben den Scheichs und Oligarchen also die beiden Internetriesen.
Fachsimpeln in einer der BBC-Sportsendungen: "Die Fans haben doch keinen Bezug mehr zu ihren Vereinen", klagt der Moderator. "Ja", sagt einer der Pundits, wie hier die unzähligen Experten heißen. "Fußballtickets sind teurer als Karten fürs Ballett oder die Oper."
Selbst der Guardian spottet in Richtung Bundesliga
Als der Fußball noch den Fans gehörte – dafür stehen auf der Insel aber auch die Katastrophen von Heysel und Sheffield in den 80er-Jahren. Dann doch lieber erfolgreich als globale Akteure, hallt es den Kritikern entgegen. Der Markt in Asien ist es, der jetzt zählt. Bei Arsenal z.B. werden gezielt indisch-stämmige Sikhs genau hinter Coach Arsène Wenger als Zuschauer plaziert. Das zieht Fernsehkunden in Asien an. Selbst der Guardian spottet in Richtung Bundesliga, dort stünden doch nur junge weiße Männer auf den Rängen und dann auch noch hinter Metallzäunen.
"Die Marke Premier League ist gewaltig und global heute. In Asien, Afrika und Amerika. Deswegen schießen die Gehälter und Fernsehdeals so in die Höhe."
Dass dafür die englische Fußball-Nationalmannschaft erfolglos ist, schmerzt zwar. Doch dafür hat die Kricket-Nationalauswahl gerade die Ashes gegen Australien gewonnen. Und die Rugby-WM in England und Wales steht vor der Tür. Der Fußball mit seinen Rekordsummen ist eine Show, von der fast alle profitieren. Nur die vielen Helfer in den Stadien nicht, die Bier verkaufen oder die Toiletten putzen. Sie bekommen außer bei Chelsea noch nicht einmal den Mindestlohn bezahlt. Dafür ist dann kein Geld mehr da.
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