Saudi-Arabien

Wie ein Sportprojekt in Riad gefördert wird

06:36 Minuten
Senioren-Fußballer in Riad
Jeden Montag spielen Teams der Masters Group Riad gegeneinander. © Maximilian Rieger
Von Maximilian Rieger |
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Christiano Ronaldo, Karim Benzema, Neymar: Das sind drei Fußballstars, die nach Saudi-Arabien gewechselt sind. Die Regierung will aber auch die Bewegung der Menschen fördern und Sportprojekte vorantreiben - wie die Masters Group Riad.
Sie sind nicht mehr die Jüngsten. Aber ein gemütlicher Alt-Herren-Kick ist das hier nicht.
Es geht um den Sieg in einer Hobbyliga für Fußballer, die älter als 35 Jahre sind. Sieben gegen Sieben auf einem Kunstrasenplatz mitten in Riad. Der Platz befindet sich in einer Art Innenhof von einer Schule.

Die Masters Group Riad trifft sich immer montags

An drei Seiten ragen hohe Mauern mit Fangnetzen in die Luft - nicht weit vom Spielfeld entfernt, Flutlicht erleuchtet den Platz - es fühlt sich ein bisschen an wie in einem Fußballkäfig. Hier treffen sich jeden Montag die Spieler der Masters Group Riad und spielen in verschiedenen Teams gegeneinander.
“Wir haben mit einem Turnier für Ü35-Spieler angefangen. Und das war ein Erfolg. Und da haben wir gedacht: Warum machen wir das nicht jede Woche?“
Erzählt mir Mohamad Abdulaziz. Er ist einer der Gründer der Gruppe und ihr Hauptorganisator. Inzwischen sind über 3700 Menschen in der Gruppe, Kontakt halten sie vor allem online.

"Einige lieben einfach den Fußball"

“Wir haben einen Spieler, der für die ägyptische U16 gespielt hat. Jetzt ist er aber über 40. Ein anderer hat für das palästinensische Nationalteam gespielt, der ist fast 40. Und einige lieben einfach den Fußball.“
Und das sieht man. An den Füßen einiger Spieler scheint der Ball zu kleben, hin wieder wird auch gern mal die Hacke genutzt. Und obwohl richtige Sprints selten sind – Standfußball ist das hier nicht.
Deshalb muss Abwehrspieler Nabil auch kurz mal durchschnaufen.
“Wenn du unser erstes Spiel vor sechs Jahren gesehen hättest, hättest du gesagt: Für das Team gibt’s keine Hoffnung. Aber jetzt können wir mehr laufen, besser Fußball spielen, weil wir wissen, wie jeder sich bewegt. Das ist einfach eine sehr gute Gruppe geworden.“

Über den Fußball neue Freunde finden

Nabil ist aus Jordanien, vor einigen Jahren ist er nach Saudi-Arabien gekommen, um in der IT-Branche zu arbeiten. Für ihn war die Gruppe auch ein Weg, neue Freunde zu finden. Gerade in einem fußballbegeisterten Land wie Saudi-Arabien.

Die sind hier verrückt nach Fußball. Früher war es das einzige Entertainment, jetzt hat die Regierung es auf ein neues Level gehoben. Und das bedeutet den Saudis und Menschen wie mir, die hier wohnen, sehr viel. Fußball bedeutet alles.

Nabil aus Jordanien

Der Wohlstand in Saudi-Arabien hat aber auch dazu geführt, dass viele Menschen übergewichtig sind.

Regierung will Menschen zu mehr Sport bewegen

Die Regierung um Kronprinz Mohammed bin Salman möchte das mit ihrem Regierungsprogramm ändern.
In der Vision 2030 spielt Sport deshalb eine wichtige Rolle: Saudi-Arabien soll nicht nur eine international erfolgreiche Sportnation werden, sondern bis 2030 sollen 40 Prozent der Menschen im Land mindestens einmal pro Woche Sport treiben. Im Moment machen das nur 13 Prozent.
Mohammed gehört nicht dazu. Er ist 43 - und spielt praktisch jeden Tag Fußball. Langsam merke er aber, wie die Jüngeren schneller seien und mehr Kraft hätten, sagt er. Sein Team liegt inzwischen mit mehreren Toren zurück.
Senioren-Fußballer spielen in Riad, Saudi-Arabien
Die Masters Group ist offiziell vom Verband "Sports for All" als Projekt anerkannt.© Maximilian Rieger

Immer mehr Hobbyfußballer in Saudi-Arabien

Mohammed findet es trotzdem gut, dass es immer mehr andere Hobbyfußballer gibt, die sich für Spiele und Turniere treffen.
„Das haben wir lange Zeit hier so nicht gehabt. Das hat sich geändert. Wir haben viele Turniere hier und da, an denen wir teilnehmen. Das ist sehr gut!“
Die steigende Anzahl solcher Turniere ist ein sichtbares Zeichen für die Öffnung, die in manchen gesellschaftlichen Bereichen von Regierungschef Mohammed bin Salman vorangetrieben wird.

Verband "Sports for All" soll Projekte fördern

Ein Vehikel dafür ist der Verband „Sports for All“, der 2018 gegründet wurde. Der Verband soll Projekte vorantreiben, die Menschen in Bewegung bringen.
Projekte, wie die Masters Group. Die Gruppe ist offiziell anerkannt, das hilft bei der Sponsorensuche. Und der Verband stellt den Spielern kostenlos Plätze für Turniere zur Verfügung. Auch durch die Arbeit von „Sports for All“ gibt es inzwischen in ganz Saudi-Arabien diverse Gruppen wie die in Riad.
Nirgendwo mache es aber so viel Spaß wie in Riad, sagt Mohammed.

Hier spielen wir freundlich, nicht übertrieben hart. Ich habe viele andere Gruppen besucht. Da gibt es Probleme, da gibt es Schlägereien. Hier gibt es das nicht. Und das ist das wichtigste.

Mohammed

Freundschaftlicher Zusammenhalt in der Gruppe

Der freundschaftliche Zusammenhalt ist tatsächlich spürbar, zumindest vor und nach dem Spiel. Während des Spiels gibt es durchaus auch mal das ein oder andere lautere Wort. Aber im Grunde seien sie alle hier, um Spaß zu haben und etwas für ihre Gesundheit zu tun, beschreibt Mohammed.
“Wir haben ein Motto: Alter ist nur eine Zahl. Wir versuchen, alle  zusammen zu bekommen. Und wenn jemand zu viel zu tun hat, dann versuchen wir, ihn trotzdem zu motivieren - und sagen, dass die Gesundheit wichtiger ist als alles andere.“
Und so nimmt er die Niederlage am Ende auch gelassen hin, während das Team von Mohamad Abdulaziz feiern kann. Der Organisator des Abends hat inzwischen größere Träume. In Europa gibt es eine ganze Turnierserie für Ü35-Teams.
“Als wir ein gutes Team zusammen hatten, kam Corona. Und für 2023 habe ich zu spät davon erfahren. Wir brauchen ja Visa und all die Dinge. Aber ich hoffe, 2024 können wir an so einem Turnier teilnehmen.“

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