Mit zweierlei Maß
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Nach der Afrika-Stammtisch-Rede sollte Schalke-Aufsichtsratschef Clemens Tönnies mal den Vereinsfans über die Schulter schauen, rät Thomas Wheeler. Die engagieren sich nämlich gegen Rassismus. Da kann der Fleischfabrikant noch lernen.
Haben Sie es schon mitbekommen? Zwei ehemalige Dortmunder Fußballprofis haben sich mächtig im Ton vergriffen. Wenn, dann wahrscheinlich nur am Rande, weil sich gerade alle Medien auf die Afrika-Stammtisch-Rede des Schalker Aufsichtsratschefs Clemens Tönnies gestürzt haben und sich über einen angeblichen Rassisten empören.
Zweifellos: War selten dämlich und plump vom Fleischfabrikanten. Aber muss deshalb gleich wieder reflexartig die Rassismuskeule geschwungen werden? Auf öffentlichen Druck lässt Tönnies sein Amt nun drei Monate ruhen. Und danach, da bin ich mir sicher, erinnern sich Viele gar nicht mehr, was der für einen Schwachsinn vom Stapel gelassen hat.
Humor lässt sich nicht erlernen
Ich habe eine Idee, was der 63-Jährige bis dahin machen kann: Schalkes Fans engagieren sich stark gegen Rassismus. Vielleicht schaut Tönnies denen mal über die Schulter und lernt was dabei. Aber mal was ganz anderes: Wo bleibt eigentlich der Aufschrei zu den Aussetzern der Dortmunder Nobert "Nobby" Dickel, seit Jahren Stadionsprecher beim BVB und Patrick Owomoyela? Dickel hat Fußball spielende Italiener im Internetfernsehen des Vereins in einem Freundschaftsspiel gegen Udine als Itaker beleidigt und Owomoyela parodierte zu allem Überfluss auch noch Adolf Hitler.
Das sollte nun wahnsinnig lustig sein. Aber lieber Patrick, lass Dir eines sagen: Humor lässt sich nicht erlernen, den hat man oder hat man nicht. Für alle, die es vergessen haben: Das ist jener Ex-Nationalspieler, der bei der Weltmeisterschaft 2006 von der NPD mit den Worten "Weiß, nicht nur eine Trikotfarbe" verunglimpft wurde. Dickel und Owomoyela haben übrigens jetzt eine Besinnungspause und dürfen drei Monate keine Spiele mehr im Dortmunder Fan-Radio und im BVB-TV kommentieren. Wenn´s hilft.
Alles schnell vergessen
Ich sage Ihnen jetzt mal was. Ausländerfeindliche Schimpfworte wie "Itaker", "Polacke" oder "Kanake" sind wenig medienwirksam, weil sie leider mittlerweile für Viele zum normalen Sprachgebrauch gehören. Merken Sie was? Es sind wieder ein paar Giftpfeile verschossen worden. Aber wen interessiert das noch, wenn am Freitagabend wieder der Ball rollt - im DFB-Pokal. Welche Ironie, dass Dortmund beim Auftakt gegen Drittligist Uerdingen seinen alten Spieler Kevin Großkreutz trifft. Sie erinnern sich vielleicht noch: Weltmeister Kevin hat auch schon mal Döner als Wurfgeschosse eingesetzt.
Die Vorfälle der letzten Tage werden mit dem Anpfiff schnell vergessen sein, jede Wette! Die menschenunwürdigen Verhältnisse, unter denen Flüchtlinge in den nordafrikanischen Lagern dahin vegetieren, leider auch.