"Gewinner war nicht Putin, sondern die Bevölkerung"
Russland ist nicht Putin, Putin ist nicht Russland. Das habe die WM deutlich gemacht, sagt Politologin Evgeniya Bakalova. Land und Leute hätten sich freundlich und ruhig präsentiert – und gezeigt, dass man Staat und Gesellschaft trennen müsse.
War die Vergabe der Fußball-WM an Russland richtig? Oder trägt ein solches Großereignis dazu bei, ein autoritäres Regime zu legitimieren? Darüber wurde im Vorfeld der Weltmeisterschaft viel diskutiert. Jetzt, am Ende der WM zeige sich, dass solche Bedenken unbegründet waren, meint Evgeniya Bakalova vom Leibniz-Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS).
Eine Art Beispiel für Normalität
Denn der Gewinner der Spiele sei "nicht wirklich Putin", sondern "die Bevölkerung Russlands". Präsident Wladimir Putin habe während der WM sogar an Popularität verloren. Regierungs- und Staatspatriotismus sei also von nationalem Stolz und nationaler Einheit "getrennt worden".
Fast eine Million Fans sind zur Fußball-Weltmeisterschaft nach Russland gereist, haben gefeiert, gejubelt – und das Land von einer freundlichen, ruhigen Seite kennengelernt. Die Polizei habe sich "ganz gut benommen", so Bakalova. Auch zwischen den Fußballfans gab es keine großen Zusammenstöße. Und so sei die WM auch ein Beispiel "für die Normalität" gewesen – für ein anderes Russland.
Hoffnung auf eine weltoffenere Gesellschaft
Nun bestehe die Hoffnung, dass die Offenheit in der russischen Gesellschaft auch nach der Weltmeisterschaft anhalte, das sich das Land weiter "nicht von Xenophobie und Fremdenfeindlichkeit geprägt, sondern weltoffen und freundlich zeigen kann". Ob dies gelingt, sei im Moment allerdings schwer zu beurteilen, meint Bakalova. Für die Zivilgesellschaft in Russland sei die Weltmeisterschaft wohl eher "ein kurzfristiges Ereignis, das keine großen Wirkungen entfalten wird".
(lk)