Katar wird schon zahlen
Im Dezember ist es weniger heiß in Katar. Als Termin für eine Fußball-WM in der Wüste ist der Monat nicht schlecht. Doch Europas Topvereine könnten hohe finanzielle Forderungen stellen, weil sie ihre Meisterschaften verschieben müssen. Und damit durchkommen, meint Moritz Behrendt.
Das wird teuer − die Weltmeisterschaft in Katar in der Vorweihnachtszeit wird die kostspieligste aller Zeiten. Nicht nur wegen des Größenwahns im Emirat, sondern auch, weil der Termin die Spielpläne der europäischen Top-Ligen durcheinanderbringt. Das werden wir uns bezahlen lassen, hatte Bayern-Chef Karl-Heinz Rummenigge, als Vorsitzender der Interessensvereinigung der europäischen Clubs, ECA, schon vor der Terminwahl durchblicken lassen. Um den Preis in die Höhe zu treiben, hatte die ECA einen Termin im Frühjahr vorgeschlagen.
Für die Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr hatte die FIFA den Vereinen, deren Spieler in Brasilien vertreten waren, 70 Millionen Dollar als Kompensation gezahlt – am meisten kassierte der FC Bayern, mehr als 1,7 Millionen. Keine Riesensumme im internationalen Fußball, aber wenn man bedenkt, dass die Spieler sonst größtenteils in den Ferien gewesen wären, sind 1,7 Millionen als kleines Urlaubsgeld schon nicht schlecht.
Sechs Spieltage Bundesliga müssten verschoben werden
Wenn nun die WM in die Hauptwettkampfszeit in Europa fällt, dann werden die Clubs anfangen zu rechnen: Was kostet es, wenn mindestens sechs Spieltage in der Bundesliga und drei bis vier in der Champions League verschoben werden müssen. Die Fifa wird sich auf immense Forderungen einstellen müssen, möglicherweise in Milliardenhöhe.
Nun wird der Weltfußballverband mit Geldhamster Sepp Blatter an der Spitze kaum auf die eigenen Einnahmen verzichten wollen. Die Rechnung wird also galant weitergereicht an den Gastgeber.
Und Katar wird zahlen! Das Emirat ist so erpicht darauf, mit Sport-Großereignissen sein Image aufzupolieren, dass es auf ein paar Milliarden mehr kaum ankommt – der Reichtum aus dem Gasexport macht es möglich. Es liegt weiterhin an der internationalen Fußball-Community und auch an den Medien, dass der Glanz der Weltstars nicht die Probleme Katars überdeckt: die schlechte Behandlung von Gastarbeitern und die undurchsichtigen Beziehungen zu militanten islamistischen Gruppen. Auf diese Themen ständig hinzuweisen, bleibt wichtig, unabhängig davon, ob die WM im nun November oder im März beginnt.
Im Sommer wäre Fußball eine Farce
Sportlich ist der anvisierte Termin in der Adventszeit durchaus sinnvoll. Er kollidiert weder mit den Olympischen Winterspielen noch mit dem Ramadan – und eine Weltmeisterschaft im Sommer wäre bei Temperaturen von über 40 Grad zu einer Farce verkommen. Wir hätten auch das gemacht, heißt es aus Katar – die Stadien könne man ja herunterkühlen – mit kaum berechenbaren Kosten für das Klima.
Im Winter wird die Stromrechnung wohl etwas billiger. Dafür ist die Zeit umso kostbarer: Die Nationalmannschaften brauchen eine ausreichende Vorbereitung, um sich für das Turnier zu wappnen. So war für den deutschen Titelgewinn in Brasilien der Masterplan für die Vorbereitung ebenso wichtig wie die Matchpläne von Joachim Löw.
Räumt die FIFA der Vorbereitung nicht genug Zeit ein, dann leidet das sportliche Niveau. Im besseren Fall müssen weitere Bundesliga- und Champions-League-Spiele verlegt werden. Rummenigge und Co. werden auch das auf ihre Rechnung setzen. Katar wird es schon zahlen!