Fußball-WM in Katar
Die fast drei Meter hohe Statur des FIFA-Pokals in Doha ist eine Auftragsarbeit des katarischen Geschäftsmanns Hamad Al Suwaidi, um die Fußball-WM 2022 zu unterstützen. © picture alliance / AA / Mohammed Dabbous
Kicken, Geschäfte und Menschenrechte
53:40 Minuten
Vor Beginn der Fußball-WM in Katar hält sich die Vorfreude eher in Grenzen. Die schlechte Lage der Menschenrechte in dem Golfstaat überschattet das Turnier - wie so oft belastet Politik ein sportliches Großereignis. Muss das sein?
Ob es eine gute Idee war, die Endrunde der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 der Männer an Katar zu vergeben? Daran scheiden sich die Geister, seit die FIFA vor zwölf Jahren diese Entscheidung getroffen hat. Da ist zum einen die Hitze in dem Wüstenstaat, weswegen nun erst im Herbst gekickt wird, in klimatisierten Stadien.
Zudem sind beim Bau dieser Sportstätten vermutlich Hunderte, vielleicht gar Tausende Arbeiter ums Leben gekommen. Die Arbeitsbedingungen für zumeist im Ausland angeworbene Kräfte gelten in Katar als teilweise menschenunwürdig, inzwischen soll es in einigen Bereich Verbesserungen geben.
Knackpunkt LGBTQ-Community
Auch mit der Einhaltung der Menschenrechte hapert es in dem autoritär regierten Golfstaat: Die Meinungsfreiheit ist eingeschränkt, die Rechte der Frauen sind es ebenfalls, Homosexualität wird bestraft.
Die auch für Sport zuständige Bundesinnenministerin hat darum gerade mit einer DFB-Delegation Katar besucht und vermeldete Fortschritte bei den Reformprozessen in dem Emirat. Die Sicherheit anreisender Fans sei gewährleistet, sagt Nancy Faeser, unabhängig von Religionszugehörigkeit und sexueller Orientierung.
Trotz aller Bedenken wird der Ball also ab dem 20. November rollen und die deutsche Nationalmannschaft wird mit von der Partie sein.
Sport, Politik und Gasexporte
Wäre ein Boykott der WM besser gewesen? Oder sollten Sport und Politik getrennt werden? Kann das sportliche Großereignis den Wandel in Katar voranbringen? Können die aus freiheitlicheren Ländern kommenden Fans etwas bewegen, sollten die Fußballspieler mit politischen Gesten Stellung beziehen – etwa mit Regenbogenbinden an den Trikots oder Trauerflor für die gestorbenen Bauarbeiter?
Oder geht es ohnehin vor allem ums Geschäft? Um die Geldmaschine Fußball – und um das Gas, das Katar in alle Welt exportiert, auch nach Deutschland?
Es diskutieren:
Luise Amtsberg (Bündnis90/Die Grünen), Beauftragte der Bundesregierung für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe
Sebastian Sons, Islamwissenschaftler mit dem Schwerpunkt Golfstaaten, Center for Applied Research in Partnership with the Orient (CARPO)
Stefan Osterhaus, Sportkorrespondent der Neuen Zürcher Zeitung in Deutschland