Fußball-WM in Katar
Unser Autor Thorsten Jabs will sich seine Fußballbegeisterung nicht nehmen lassen - auch nicht bei Spielen der umstrittenen WM in Katar. © dpa / picture alliance / Adam Davy
Warum ich mir die Spiele doch ansehe
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Der Umgang mit Arbeitsmigranten, die Unterdrückung der LGBTQ-Community und eingeschränkte Frauenrechte: Die Fußball-WM in Katar ist umstritten – manche wollen sie boykottieren. Unser Kollege Thorsten Jabs gehört nicht dazu.
1982, im Alter von neun Jahren, begann meine Faszination für die Deutsche Fußball-Nationalmannschaft so richtig. WM-Halbfinale, 3:1 für Frankreich in der Verlängerung, Klaus Fischer gleicht mit einem Fallrückzieher – ja, mit einem Fallrückzieher in einem WM-Halbfinale! – zum 3:3 aus.
WM-Halbfinale 1982 als magisches Erlebnis
Danach Elfmeterschießen mit einem weinenden Ulli Stielike, einem umstrittenen Torwarthelden Toni Schumacher und, als Krönung für mich als HSV-Fan, mit Horst Hrubesch, der vor seinem entscheidenden Elfmeter ganz cool den Ball nicht einmal anfassen will und verwandelt. Was für ein magisches Erlebnis.
Danach kamen noch viele dazu, wie das Sommermärchen 2006 und die WM-Titel 1990 und 2014. Seit mehr als 40 Jahren spiele ich im Verein Fußball, also im Deutschen Fußball-Bund. Vielleicht liegt es daran, dass ich hinter der DFB-Elf stehe.
Spieler werden zu Legenden
Klar ist für mich: Bei einer Fußball-WM kommen Spieler aus allen Erdteilen und vor allem die Größten dieses Sports zusammen und werden zu Legenden - wie Pélé oder Maradona, Beckenbauer oder Zidane.
Legendär sind für mich inzwischen auch die Funktionäre – allerdings im negativen Sinne. Von Korruption geprägt werden Turniere an autokratische Staaten vergeben, in denen Menschenrechte kaum etwas zählen. Das ist unerträglich. Auch daher verspüre ich vor der WM in Katar keine sehr große Aufregung. Mich ärgert eine Weltmeisterschaft im Winter und in der Wüste.
Das spannendste und emotionalste Sportereignis
Aber als Fan und Amateursportler kann ich nicht anders: Wenn der Ball rollt, steigt die Spannung automatisch. Dann möchte ich die Spiele sehen, etwa politisch brisante wie USA gegen Iran – am liebsten in Ruhe, denn ich bin kein großer Anhänger von Public Viewing.
Ich möchte die Helden und die Dramen, taktische Finessen und Rumpelfußball, neue Sterne und alte Stars live vor dem Fernseher erleben. Eine Fußball-Weltmeisterschaft ist für mich das größte, spannendste und emotionalste Sportereignis auf unserem Planeten - dort werden Geschichten geschrieben und Legenden geboren.
Deswegen kommt ein TV-Boykott für mich nicht in Frage, denn ich möchte mich intensiv daran erinnern können - wie an das magische Halbfinale 1982.