„Ich bin jemand, der sich für Menschenrechte einsetzt“
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Vom Flüchtlingskind zum Top-Fußballer: Neven Subotić ist einen weiten Weg gegangen aus den Wirren des Jugoslawien-Kriegs bis zur WM-Teilnahme. Jetzt engagiert er sich für sauberes Wasser in Äthiopien, wo gerade Bürgerkrieg ist und Menschen fliehen.
Neven Subotić ist Fußballprofi, zweifacher deutscher Meister, Pokalsieger, ehemaliger serbischer Nationalspieler. Doch Fußball im Fernsehen zu gucken, "gehört nicht zu meinen Hobbys", erklärt der 33-Jährige, darum habe er die gerade zu Ende gegangene Fußball-EM "zu null Prozent verfolgt".
Dabei hat der Fußball immer wieder eine entscheidende Rolle im Leben des Neven Subotić gespielt. Als Kleinkind fand er mit seiner Familie auf der Flucht vor dem Krieg in seiner Heimat Jugoslawien Unterschlupf im Vereinsheim des TSV Schwarzenberg im Schwarzwaldort Schömberg, bei dem sein Vater kickte.
Durch den Sport in die Gesellschaft gefunden
Seine Familie habe sich "durch den Sport definiert und dadurch den Zugang in die Gesellschaft geschafft". Doch als Neven zehn Jahre alt war, sollten die Subotićs abgeschoben werden aus Deutschland, zurück in die Heimat, die er nicht kannte, nach Bosnien-Herzegowina. Ein Schock, von dem bis heute eine gewisse Bitterkeit bei dem Sportler geblieben ist.
Stattdessen ging es in die USA, wo für die Familie wie in Deutschland zwar das Geld knapp war, aber Sicherheit winkte. Und Erfolg: Als 15-Jähriger wird Subotić beim Kicken auf einer Parkwiese von einem Fußballtrainer entdeckt, der ihn in der US-amerikanischen Jugendnationalmannschaft unterbringt.
Jürgen Klopp: Trainer und zweiter Vater
Und als Subotić zwei Jahre später beim Bundesligisten Mainz 05 unterschreibt, nimmt seine sportliche Karriere richtig Fahrt auf. Seinem Trainer und Mentor Jürgen Klopp, der für ihn eine Art zweiter Vater ist, folgt er vom Rhein zu Borussia Dortmund, gewinnt mit dem BVB zwei Deutsche Meisterschaften und den DFB-Pokal.
Einen ganz besonderen Fußballmoment erlebt Subotić bei der WM 2010: Als Mitglied der serbischen Nationalmannschaft schlägt er die DFB-Auswahl – darunter viele gute Bekannte aus der Bundesliga – mit 1:0; für ihn ein Gefühl von Gerechtigkeit nach der Erfahrung als Kind, aus Deutschland abgeschoben zu werden.
Sauberes Wasser für Äthiopien
Gerechtigkeit spielt auch eine Schlüsselrolle im anderen Leben des Neven Subotić, das für ihn immer wichtiger wird: Er ist Gründer und Leiter der Neven Subotic Stiftung, die in Äthiopien Brunnen baut für die Landbevölkerung. Für ihn geht es dabei um das "Menschenrecht auf Zugang zu sauberem Wasser".
Das ist für Subotić "nicht nur etwas, was ich ab und zu mal mache, sondern es ist die Personifizierung von mir selbst in einer Organisation". Damit die Spendengelder vollständig bei den Bedürftigen ankommen, zahlt er die Verwaltungskosten für seine Stiftung aus eigener Tasche – mehrere hunderttausend Euro sind das im Jahr, auch für einen Profifußballer kein Pappenstiel.
Doch derzeit tobt ein Bürgerkrieg im Norden Äthiopiens, die Projekte dort sind bedroht, mehrere lokale Mitarbeiter einer Partnerorganisation wurden getötet. Aber Subotić, das ehemalige Flüchtlingskind, will weitermachen, denn er sei "jemand, der sich für Menschenrechte einsetzt".
(pag)