Hören Sie zu dem Thema auch ein Gespräch mit Rebecca Görmann, eine der Gründerinnen des Podcasts "Frauen reden über Fußball":
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Die Männer im Griff
04:50 Minuten
Inka Grings trainiert seit knapp einem Jahr die Männermannschaft des SV Straelen. An ihrem Ehrgeiz und ihrer Kompetenz gibt es keinen Zweifel. Aber noch ist es ungewöhnlich, dass eine Frau Männern sagt, wo es auf dem Spielfeld lang geht.
Ein Oberligaspiel am Niederrhein. SV Straelen gegen SC Velbert. Eigentlich nichts Besonderes, stünde da nicht eine engagierte TrainerIN an der Seitenlinie:
"Gut gespielt, weiter so, weiter. Dennis bleib vorne, bleib vorne!"
Inka Grings, die ehemalige Nationalspielerin und Rekordtorschützin in der Frauenfußball-Bundesliga, trainiert seit knapp einem Jahr die Männermannschaft des SV Straelen. Den Abstieg aus der Regionalliga West konnte die 41-Jährige nicht mehr verhindern, aber mit einem komfortablem Punktevorsprung ist sie seit Beginn der Rückrunde mit ihren Jungs auf dem besten Wege zum Wiederaufstieg.
"Wenn wir nicht aufsteigen, gibt’s keine Verlängerung", sagt Mäzen und Vereinsboss Hermann Tecklenburg. Er hat die ehrgeizige Trainerin im April letzten Jahres nach Straelen geholt. Auch wenn der Ehemann von Frauen-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg mit der – wie er sagt – rechthaberischen Sturköpfigkeit von Inka Grings nicht umgehen kann, so hält er doch große Stücke auf sie.
"Inka ist ja seit vielen Jahrzehnten ein Profi, Profifußballerin, Profitrainerin, mit dem Druck kann sie umgehen. Sie ist, und das war sie ja schon als Fußballerin, extrem ehrgeizig. Sie macht sicherlich ein professionelles Training und ist als Trainerin ein Profi und ein Vorbild."
Kompetenz steht außer Frage
Mögliche Vorbehalte gegenüber einer Frau als Chefcoach interessieren die gebürtige Düsseldorferin nicht. Inka Grings möchte, genau wie ihre männlichen Kollegen auch, nur eines: gute Arbeit abliefern.
"Wenn die stimmt, dann ist es egal, wer am Spielfeldrand steht, ob ein Mann oder Frau, dann ist erstmal alles super. Der einzige Unterschied ist tatsächlich die Ansprache oder die Sprache untereinander. Das ist sicherlich hier im Männerbereich ein bisschen deutlicher, krasser als vielleicht im Frauenbereich", sagt Grings.
Aber da holt sich die zweifache Europameisterin einfach Rat bei den männlichen Trainerkollegen. "Dann kriege ich eine Antwort und dann ist auch gut."
Inka Grings' fachliche Kompetenz steht außer Frage. Da kann ihr am Niederrhein oder sonstwo in der Oberliga niemand etwas vormachen. Und an Durchsetzungsvermögen bei den Männern mangelt es auch nicht. Von Kindesbeinen an hat sie mit Jungs zusammen Fußball gespielt.
"Als Kind machst du dir eh weniger Gedanken, da spielst du mit deinen Freunden, da interessiert dich ein Geschlecht herzhaft wenig, von daher glaube ich, dass meine Offenheit, meine Direktheit – natürlich auch der Typ – da hilft, weshalb ich diese Reise dann auch gehen will."
Trainerin mit Potenzial für Aufstieg
"Es macht mir sehr viel Spaß hier in Straelen unter Frau Grings zu arbeiten – wie der gesamten Mannschaft –, sie sagt, was wir machen sollen, sie gibt die Taktik vor, wir versuchen das umzusetzen bestmöglich, für mich ist das kein Unterschied", sagt ein Spieler.
Spieler, Fans und Zuschauer sind gleichermaßen zufrieden mit der zurzeit einzigen Trainerin im höherklassigen deutschen Männerfußball, und sie trauen der kompetenten Sportsfrau durchaus noch mehr zu: "Die macht ihre Aufgabe sehr gut. Hoffentlich bleibt es so."
"Ich find das gut, dass mal eine Frau im Männerfußball so ein bisschen Fuß fasst. Inka ist kompetent, hat ein gutes Durchsetzungsvermögen, führt die Mannschaft zum Aufstieg, also was will man mehr."
"Ich glaube, die hat ihre Männer im Griff."
"So Typen wie Inka Grings sind mir lieber als so ein Jürgen Klinsmann, der irgendwie alles schönredet und dann die Brocken hinschmeißt, da ist die viel bodenständiger. Die wird ihren Weg machen, die wird auch noch irgendwie höhere Mannschaften trainieren."
Trainerinnen-Karriere wenig gefördert
Allzu viele ernsthaft entschlossene Frauen, die – so wie sie – einen Trainerjob im Männerfußball anstreben, kann Inka Grings nicht ausmachen. Auch deshalb, weil eine spätere Trainerinnen-Karriere hierzulande noch zu wenig gefördert wird. So konnte die von Männern dominierte Fußballwelt das Eindringen von Frauen in ihre "Domäne" bislang erfolgreich verhindern.
"Aber auch da dreht die Welt sich einfach weiter und das muss man halt einfach erkennen. Aber so weit sind die Herrschaften noch nicht", meint Inka Grings.