"Terrorismus kennt keine geografischen Grenzen"
Der türkische Präsident Erdogan fordert, beim Kampf gegen den Terror "Worte in Taten umzusetzen". Beim G20-Gipfels in Antalya wird es nach den Attentaten von Paris nun wohl eine veränderte Tagesordnung geben.
Einen Tag vor Beginn des G20-Gipfels sind auf dem Flughafen von Antalya die ersten Maschinen der Staats- und Regierungschefs gelandet. Ihre Ankunft fiel weniger überschwänglich aus, als das bei solchen Gipfeln üblich ist. Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff etwa war anzusehen, dass dies ein ernster Gipfel wird, überschattet von den Terrorattacken von Paris.
José Ángel Gurría, Generalsekretär der Industriestaatenorganisation OECD, sprach heute im Vorfeld des Gipfels eigentlich über Strategien gegen Steuervermeidung von großen Unternehmen. Am beherrschenden Thema kam aber auch er nicht vorbei. Und das wollte er auch gar nicht. Der Sitz der OECD befindet sich in Paris.
Terrorismus sei ein Fluch, mit dem die Gesellschaft seit einigen Jahren leben müsse. Leider, sagte Gurría. Und dann deutete er an, dass in wirtschaftlicher Ungleichheit, eine Ursache für den Terrorismus liege:
"Organisationen wie die OECD müssen sich die sozialen Gründe für dieses Phänomen anschauen. Wir müssen verhindern, dass frustrierte junge Männer und Frauen sich komplett von ihren Werten trennen, von ihren Familien, von ihren Ländern. Wir müssen verhindern, dass sie illoyal werden und dann für die unwürdigsten Ziele kämpfen."
Recep Tayyip Erdoğan, Präsident der Türkei, forderte die Staats- und Regierungschefs auf, den Kampf gegen den Terrorismus zur Priorität zu machen:
"Wir sind, was den Terrorismus betrifft, an einem Punkt angelangt, an dem Worte in Taten umgesetzt werden müssen. Ich sage das als Staatspräsident eines Landes, das seit über 30 Jahren gegen Terrorismus kämpft. Terrorismus kennt keine geografischen Grenzen, keine Religion oder Nation. Er gefährdet alle gleichermaßen."
Der türkische Präsident hatte am Samstag mit seinem französischen Kollegen François Hollande telefoniert. Dieser sagte seine Teilnahme am G20-Gipfel ab und schickt stattdessen seinen Außenminister.
Wirtschaftsthemen rücken in den Hintergrund
Ursprünglich wollten die Staats- und Regierungschefs am Sonntagabend über sogenannte "globale Herausforderungen" sprechen. Dabei soll es unter anderem um den Krieg in Syrien und den Kampf gegen den IS gehen. Nach den Anschlägen von Paris könnte dieses Thema nun aber noch mehr Raum einnehmen.
Die klassischen Wirtschaftsthemen des Gipfels – Steuerpolitik, Bankenregulierung, gerechteres Wirtschaftswachstum – dürften in den Hintergrund rücken. Sie wurden jedoch bereits über Monate von Delegationen vorbereitet und können relativ schnell verabschiedet werden.
Die Sicherheitsvorkehrungen auf dem G20-Gipfel waren bereits vor den Anschlägen von Paris sehr hoch. Im Oktober hatten Terroristen in Ankara mehr als 100 Menschen getötet. Der Gipfelort Belek bei Antalya ist weitgehend abgeriegelt. Auf 13.000 Teilnehmer des Gipfels kommen 12.000 Sicherheitskräfte.