Wie ist eine gerechte Globalisierung möglich?
Die Proteste während des G20-Gipfels in Hamburg machen deutlich: Es läuft weltpolitisch einiges falsch. Doch was muss sich konkret ändern? Diskussion mit Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik.
Hamburg ist im Ausnahmezustand. Der G20-Gipfel tagt, die Staats-und Regierungschefs der 20 mächtigsten Industrie- und Schwellenländer diskutieren über die drängenden Themen unserer Zeit: darunter die Flüchtlingskrise, den Klimawandel, die Zukunft Afrikas. Seit Wochen laufen die Proteste der Gipfelgegner, auch heute beginnt um 11 Uhr eine große Demonstration. Auf vielen Plakaten wird die Forderung nach einer gerechteren Globalisierung stehen – und sie findet sich auch in den Absichtserklärungen der beteiligten Politiker.
Was aber bedeutet eine "gerechtere Globalisierung"? Was muss sich dafür ändern?
"Die Grundlage von G20 ist, dass die Kooperation zwischen den Nationalstaaten radikal reformiert werden muss",
sagt Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Bonn. Der Politikwissenschaftler ist Co-Vorsitzender der "T20", eines Netzwerks führender Forschungsinstitute der G20-Staaten. Sie haben Empfehlungen für den Gipfel entworfen. Als Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen kennt er das zähen Ringen um Erfolge und Minimalkonsense. Alleingänge und Abschottung wie die "America first"- Politik des amerikanischen Präsidenten sieht er mit Sorge: "Aus den G20 dürfen keine G0 werden." Seine Hoffnung: "Gerade wegen Trump und wegen Putin könnten sich die anderen zusammenschließen."
Dialog und Zusammenarbeit aller
Messner hat auch Verständnis für den Protest. Mitarbeiter seines Instituts treten auf Veranstaltungen auf, um Informationen zu liefern. "Einmal im Jahr führen die G20 dazu, dass so intensiv wie sonst nie über diese Fragen diskutiert wird."
Dirk Messner will die Diskussion aber auch jenseits des Gipfels in die Gesellschaft tragen. Die Politik könne und müsse Rahmenbedingungen setzen, doch auch jeder Einzelne könne sich engagieren. Und: Eine gerechte Globalisierung könne nur im Dialog und der Zusammenarbeit aller funktionieren.
"Ich möchte Lust auf Veränderung machen. Wir haben ernsthafte Probleme, zum Beispiel die Mobilität. Wir brauchen Modelle, wie wir es besser machen können. Wir müssen gemeinsam nachdenken über unseren globalen Lebensstil. Da Lösungen zu finden, wird die Kunst des 21. Jahrhunderts sein."
Wie ist eine gerechte Globalisierung möglich?
Darüber diskutiert Gisela Steinhauer heute von 9 Uhr 05 bis 11 Uhr mit Dirk Messner. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 00800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.