Seit wann zieht es uns ins Grüne?
Aus purer Lust am Draußensein in die Natur: Wenn bei frühlingshaften Temperaturen die Blätter an den Bäumen sprießen, blühen auch die Menschen auf. Was hinter der Begeisterung fürs Grüne steckt, erklärt der Landschaftsgarten-Experte Hans von Trotha.
Was für ein Wochenende! Nicht nur die Bäume blühen, auch die Menschen blühten auf bei frühlingshaften Temperaturen, blauem Himmel und Sonnenschein. Die Cafés hatten die Stühle draußen, in den Gartencentern war Hochbetrieb, auf den Landstraßen stauten sich die Ausflügler.
Doch seit wann treibt es uns eigentlich ins Grüne?
Jahrhundertelang sei die Natur wahrgenommen worden als "das Andere, das Feindliche, das Bedrohliche, das Dunkle [...], das man mied, wo immer man nur konnte", sagte Hans von Trotha, Autor des Buches "Im Garten der Romantik", im Deutschlandradio Kultur. Im frühen 14. Jahrhundert dann habe ein Brief Petrarcas über eine Besteigung des Mont Ventoux erstmals die Idee transportiert, dass Natur als etwas Schönes und zu Genießendes betrachtet werden konnte.
Die Aufklärung brachte die Kulturtechnik des Spazierengehens
Mit der Aufklärung wurde die Natur dann endgültig zu etwas Gutem, sagt von Trotha. "Darüber wurde sehr viel geredet, und man sah es auch in der Alltagswelt."
So veränderten sich die vorher stark angelegten und künstlichen Gärten sich zu solchen, die die Natur kopierten. Darin hätten die Menschen die Kulturtechnik des Spazierengehens gelernt. "Und jetzt kommen die Romantiker. Die haben diese Kulturtechnik aus der kopierten Mini-Natur des Gartens rausgenommen in die Natur selbst und die, die es sich leisten konnten, sind in die Alpen gefahren, die anderen sind in ihre heimische Landschaft gefahren."
Deshalb gebe es in Deutschland auch zwischen 50 und 70 "Schweizen" wie etwa die Märkische Schweiz. "Das waren die, die nicht bis in die Schweiz kamen, aber das gleiche Landschaftserlebnis haben wollten."