Galavorstellung "Der Golem – Wie er in die Welt kam"

Restaurierter Film in Venedig

THE GOLEM, (aka DER GOLEM, WIE ER IN DIE WELT KAM), Albert Steinruck, Paul Wegener, 1920 | Keine Weitergabe an Wiederverkäufer.
Der Stummfilm-Klassiker "Der Golem – Wie er in die Welt kam" wird beim Filmfestival in Venedig in einer neu restaurierten Fassung gezeigt © Courtesy Everett Collection/dpa
Anke Wilkening im Gespräch mit Susanne Burg |
Beim Filmfestival in Venedig wird vorab ein Stummfilm-Klassiker von Paul Wegener "Der Golem – Wie er in die Welt kam" gezeigt. Die Restauratorin Anke Wilkening erläutert ihre Arbeit an dieser neuen Fassung.
Es sind gerade gute Wochen für Liebhaber von restaurierten Klassikern der Filmgeschichte: Die Werke bekommen prominente Plattformen. Gerade sind in Berlin die Ufa-Filmnächte zu Ende gegangen, und da waren drei Stummfilmklassiker zu sehen – Ernst Lubitschs orientalisches Märchen Sumurun, Nikolai Malikoffs Die Apachen von Paris und der vor fast hundert Jahren von der damaligen Ufa produzierte Film Der Geiger von Florenz von Paul Czinner.
Nächste Woche beginnt das Filmfestival in Venedig – und da wird am Dienstag vorab in einer Galavorstellung "Der Golem – Wie er in die Welt kam" gezeigt, ein Stummfilm von Paul Wegener aus dem Jahr 1920, nach "Der Golem" und "Der Golem und die Tänzerin" Wegeners dritte Bearbeitung des Golem-Motivs. Maßgeblich beteiligt an der Restaurierung sowohl des Golem-Films als auch des Geigers von Florenz war die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung in der Person von Anke Wilkening.
Sie wurde mit einer erneuten Restaurierung beauftragt, weil in der Brüsseler Cinémathèque ein Original-Negativ des Films aufgetaucht war. "Es hat sich dann herausgestellt, dass dieses Original-Negativ eine andere Fassung ist als das, was damals das Filmmuseum München nutzen konnte", sagte Wilkening im Deutschlandfunk Kultur. Dort war der Film schon früher einmal restauriert worden.

Abweichungen an den Negativen

Von Stummfilmen seien früher in der Regel zwei oder drei Original-Negative geschnitten worden, um den Film auch massenhaft verbreiten zu können, sagte die Restauratorin. Eine einzige Kopie wäre zu schnell abgenutzt gewesen. Das Ziel sei zwar gewesen, dass diese Fassungen identisch sein sollten, aber es kam zu Abweichungen. "Man hat mehrere Aufnahmen erzeugt, in dem man die Szene mit zwei Kameras parallel gedreht hat", erläuterte Wilkening. Oder Aufnahmen wurden mehrfach wiederholt.
E.Deutsch u.P.Wegener in Der Golem Filme / Einzeltitel: "Der Golem, wie er in die Welt kam" (Deutschland 1920; Regie: Paul Wegener, Carl Boese; Buch: Paul Wegener, Henrik Galen). - Szene mit Ernst Deutsch und Paul We- gener. - Photo: AKG Berlin |
Licht- und Schatteneffekte sollen neu zur Wirkung kommen © dpa
Deshalb basiere die frühere Fassung aus den 1990er-Jahren aus dem B-Negativ, sagte Wilkening. "Wir waren der Meinung bei dem Vergleich der ganzen Materialien ist das Original-Negativ, das jetzt in der Cinémathèque in Brüssel gefunden worden sei, das A-Negativ, weil es die schöneren Einstellungen sind." Es sei nicht ganz vollständig und vielen Manipulationen ausgesetzt gewesen. Die gravierendste Veränderung schon aus dem Jahr 1921 war eine drastische Kürzung und Umstellung des Films für den US-Verleih. Später sei offenbar versucht worden, das wieder rückgängig zu machen. "Aber es waren einfach Teile verloren." Jetzt sei es sehr viel Arbeit gewesen, herauszufinden, wie dieses Negativ eigentlich zu bewerten sei.

Andere Licht- und Schatteneffekte

"Der Schlüssel zu diesen Fragen war dann, dass es glücklicher Weise ein Duplikat dieser amerikanischen Verleihfassung noch gibt", sagte Wilkening. Davon habe sie in den USA eine Kopie erhalten. "Wenn man das vergleicht mit dem Original-Negativ, dann lassen sich so merkwürdige Schnittvarianten ganz gut nachvollziehen."
Für die neu editierte Fassung sei also physisch das A-Negativ aus der Cinémathèque genutzt worden, aber der Schnitt sei dem B-Negativ gefolgt, weil das am authentischsten gewesen sei. Die neue Version habe einen anderen Blick auf den Film ermöglicht. Da es sich um einen expressionistischen Film handele, hoffe sie, dass bestimmte Licht- und Schatteneffekte besser herauskämen, weil der Kamerawinkel optimaler gewesen sei.
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