RomArchiv Online - Kunst von Sinti und Roma
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In Moritz Pankoks Galerie findet die Kunst der Sinti und Roma seit Jahren Raum, Künstler dieser Minderheit begegnen sich hier. Nun kommt ein digitales Archiv hinzu. Dass Pankok sich für ihre Kultur engagiert, hat mit einem seiner Vorfahren zu tun.
Bereits als junger Mensch folgte Moritz Pankok dem Beispiel seines berühmten Großonkels, dem Maler Otto Pankok, der als einer der ersten den Völkermord an den Sinti und Roma beim Namen nannte. "Ich habe Otto Pankok nie persönlich kennengelernt, aber da er ein Künstler war, konnte ich ihn aufgrund seines Werkes sehr genau kennenlernen. Ich bin aufgewachsen mit seiner Kunst. Die ersten Bilder, die ich gesehen habe, waren seine. Ich habe mit seinen Bronzefiguren gespielt. Und das waren Abbilder von Sinti, mit denen er sich beschäftigt hat", erzählt er.
Theaterstücke auf Romanés
Moritz Pankok wurde Künstler wie sein Großonkel. Seine ersten Theaterstücke auf Romanés brachte er mit Flüchtlingen auf die Bühne. "Wir haben Szenen aus dem Alltag der Jugendlichen umgesetzt. Das war sehr bewegend, weil auf einmal ein Forum entstand – für das, was die Flüchtlinge erlebt hatten. Das war ein großer Erfolg. Das Theater war dann so populär, dass aus den Städten rundherum die Leute kamen, weil sie so begeistert waren, dass endlich mal etwas in Romanés gezeigt wurde."
Seit seinem Kunststudium in England arbeitet er seit vielen Jahren als Bühnenbildner und Theaterregisseur mit Künstlern zusammen, die der Minderheit der Sinti und Roma angehören. Die Theaterstücke entsprächen dabei nicht den gängigen Klischees der Sinti-und-Roma-Kultur, sagt er. "Das ist eine Kultur, die natürlich traditionelle Wurzeln hat, was aber mit der heutigen Lebensrealität manchmal gar nichts mehr zu tun hat. Das kann für Künstler eine Inspiration sein, aber die Künstler, mit denen ich zu tun habe, sind zeitgenössische Künstler, die an Akademien studiert haben."
"Es geht uns darum, Hierarchien aufzubrechen"
Sein jüngstes Projekt ist das Stück "Medea Romnja", zu sehen im Theater im Aufbau-Haus in Berlin-Kreuzberg. "Wir haben uns die Geschichte der Medea, der ewig Fremden in der griechischen Mythologie, angeeignet, um eine Geschichte der Roma zu erzählen."
Gearbeitet werde kollektiv. "Es geht uns darum, Hierarchien aufzubrechen, was gerade interessant ist, wenn man sich mit Themen wie Rassismus oder Diskriminierung auseinandersetzt. Das sollte man versuchen, in seinen eigenen Arbeitsstrukturen umzusetzen."
Erste Galerie für Kunst von Sinti und Roma
Seit etwa acht Jahren betreibt Moritz Pankok die erste Galerie in Westeuropa, die sich der Kunst von Sinti und Roma widmet. Eine wichtige Anregung für ihn sei der erste Pavillon der Minderheit der Sinti und Roma auf der Biennale in Venedig 2007 gewesen. Der Titel: "Paradise Lost". Ein Jahr später habe er selbst eine Ausstellung im britischen Doncaster kuratiert. "Als ich dann sah, was für eine tolle Kunst ich in den Händen hatte - da habe ich mir gedacht, das kann ja nicht sein, dass ich das hier in Doncaster in einem Kulturzentrum aufbaue, sondern es braucht einen besonderen Ort für diese Kunst." Den gibt es nun am Berliner Moritzplatz.
Ein weiterer Ort, der sich der Kultur der Sinti und Roma widmet, lässt sich von überall begehen. Vor Kurzem wurde in Berlin das digitale RomArchive eröffnet, an dessen Entwicklung Pankok beteiligt war. Darstellende und Bildende Kunst, Musik, Filme, Tanz (mit einer Sondersektion zum Flamenco) aus ganz Europa findet man dort, sowie das Projekt "Voices of the Victims" mit Zeugnissen aus der Zeit des Holocaust. "Es gibt für jeden dieser Archivbereiche fast ausschließlich Angehörige der Minderheit, die die jeweiligen Bereiche kuratiert haben und die dem Betrachter einen Weg in dieses Material liefern."