Während Maria Kulikovska vor der Neuen Nationalgalerie ihre Performance aufführt, zeigt Barbara Kruger in der Neuen Nationalgalerie eine Schrift-Installation, die auf die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Social Media Bezug nimmt. "Bitte lachen / please cry" nennt sich die Ausstellung.
Flagge zeigen beim Gallery Weekend
09:18 Minuten
Gallery Weekend in Berlin heißt normalerweise: Sehen und gesehen werden! Und nebenbei gibt's ein bisschen Kunst. Nicht so in diesem Jahr, da wird der Krieg in der Ukraine zum Thema. Es gibt aber auch Kunstorte, an denen man einfach mal abschalten kann.
Reglos liegt Maria Kulikovska unter der ukrainischen Flagge. Sie führt ihre Performance "254" auf den Treppen der Neuen Nationalgalerie im Rahmen des Gallery Weekends Berlin auf. Zum ersten Mal zeigte sie ihre Kunstaktion 2014 in St. Petersburg nach der Annexion der Krim.
Kulikovska ist auf der Krim geboren. Nachdem russische Truppen die Halbinsel besetzt hatten, floh sie nach Kiew. Die Performance "254" ist nach der ersten Flüchtlingsnummer benannt, die sie erhielt, als sie nicht mehr auf die Krim zurückkehren konnte.
Nach der zweiten Flucht in Sicherheit
Aber auch in Kiew holte der Krieg sie ein und sie musste wieder fliehen. Inzwischen lebt sie mit ihrer kleinen Tochter in Linz. Kulikovska ist zwar in Sicherheit, aber die doppelte Vertreibung hat sie tief getroffen: "Da ist eine riesige Leere in mir. Vielleicht bin ich noch im Schock. Oder vielleicht bin ich abgestumpft, weil das jetzt schon das zweite Mal passiert",
sagt sie.
Wer mittels Kunst den geflüchteten Menschen aus der Ukraine helfen will, ist bei der Messe "Paper Positions" richtig, die parallel zum Gallery Weekend in Berlin stattfindet. Bei der Aktion "Hundert für hundert" werden hundert Siebdrucke des ukrainischen Künstlers Artjom Chepovetskyy für
hundert Euro verkauft.
Eine Wohlfühloase und ein Superstar
Aber auch für Weltflucht ist auf dem Gallery Weekend Platz. Anna Witt hat die Galerie Tanja Wagner in eine Wohlfühloase verwandelt: orangener Teppichboden, gemütliche Sessel und allerlei Deko-Elemente. An einem Tisch in der Mitte werden live Trigger-Sounds erstellt. Das sind Geräusche, die ein leichtes Kribbeln auf der Kopfhaut verursachen, zum Beispiel das Zerreißen von Papier. Das wird hier von einem Performer ausgeführt, der sich den Brockhaus vornimmt und jede Seite einzeln zerreißt.
In der Galerie Konrad Fischer gibt es einen großen Namen: Bruce Nauman zeigt eine Videoarbeit, bei der man über 40 Minuten Naumans Hand sieht, die auf einer alten Tischplatte immer wieder das X-Zeichen wiederholt. Unser Kunstkritiker Carsten Probst vermutet eine Abschiedsgeste an Naumans kürzlich verstorbene Frau und urteilt: "Meditativ und zugleich anrührend."
(beb)