Der Aufstand der Nerds
Müssen Frauenfiguren in Computerspielen eigentlich immer den sexuellen Fantasien pickliger Nerds entsprechen? Nein, meinten einige Kritikerinnen - und werden dafür nun via Twitter und Mail mit Mord und Vergewaltigung bedroht.
Im Sommer starteten einige Spieleentwicklerinnen und -kritikerinnen eine Diskussion um die Frauenfeindlichkeit von Computerspielen: Sie bemängelten, Frauen würden darin übersexualisiert, passiv und als Opfer dargestellt, und forderten mehr Vielfalt. Inzwischen ist die dadurch ausgelöste Debatte eskaliert:
"Bis jetzt ist noch niemand körperlich zu Schaden gekommen", sagt der Journalist Marcus Richter. Allerdings gebe es "Todes- und Vergewaltigungsdrohungen", die persönlichen Daten der Opfer würden veröffentlicht.
Mobbingkampagne gegen Frauen in der Branche
Gamergate sei so im Ergebnis eine "Belästigungskampagne mit dem Ziel, all die Menschen, vor allem Frauen aus der Branche zu mobben, die sich für mehr Vielfalt, weniger Sexismus und kulturelle Debatten über Videospiele einsetzen", meint Marcus Richter.
Dahinter steckt dem Journalisten zufolge die für den harten Kern der Gamerszene schmerzhafte Entwicklung, dass "Computerspieler-Sein" kein Disktinktionsmerkmal mehr sei, sondern dass inzwischen fast jeder spiele.
Gamer sehen ihren Lebensraum bedroht
"Andererseits sind die Spiele eben auch im Feuilleton - also quasi Hochkultur - angekommen und sind dementsprechend fundierter kultureller, feministischer oder gesellschaftlicher Kritik ausgesetzt." Die Szene habe jedoch noch nicht gelernt, sich damit wirklich auseinanderzusetzen, sagt Richter.
"Man könnte also sagen, das Medium Computerspiel ist in der Pubertät. Was wir sehen, sind Wachstumsschmerzen, die Betroffenen haben Angst und sind zornig, weil sie einen Lebensraum bedroht sehen, der bis jetzt ihnen ganz gehörte."