Die GamesCom findet noch bis zum 9. August in Köln statt.
Buchverleger im Wunderland
Eine Gruppe Buchverleger hat die Computerspielemesse GamesCom in Köln besucht, wo sich Jahr für Jahr die Spieleindustrie trifft. Sie wollen den Raum für gemeinsame Projekte ausloten. Das Ziel: Games und Literatur verknüpfen. Doch ganz so einfach ist das nicht.
"Die Spielebranche gibt es seit 40 Jahren, die hatte zwei Wurzeln, das eine sind die Heimspielkonsolen, aber noch etwas eher gab es die Münzautomaten..."
Der Spielejournalist und Spielesammler René Meyer beginnt seine Führung über die GamesCom ganz am Anfang. Denn die meisten Gäste wissen wenig von der Spielebranche. Es sind zwanzig Vertreter von Verlagsbranche und Buchmedien. Jeannette Hammerschmidt, beim Loewe Verlag für Verwertungsrechte & Lizenzen zuständig, ist auch dabei. Sie erwartet...
"...Inspiration, Anregungen – wir als Buchverlag, als Jugendbuchverlag gucken in Richtung Game, wir wollen die Möglichkeit austesten, unsere eigenen Bücher als Spiel irgendwann mal zu entwickeln, und auch Anregungen für den Lizenzeinkauf verspreche ich mir auch."
"Jetzt gehen wir rein."
René Meyer sieht tatsächlich ein bisschen wie ein Reiseführer aus: Kurze Hosen, Strohhut und roter Regenschirm, dem die Reisegruppe brav hinterherläuft. Durch die Hallen, mit den riesigen, mehrere hundert Quadratmeter großen, mit Spielfiguren bedruckten Messeständen, die an Sportarenen erinnern. Ab und zu unterbrochen von Erklärungen, in denen die Grundlagen der Gameswelt vermittelt werden.
"World of Warcraft gibt es seit zehn Jahren und es hat immer noch sieben Millionen zahlende Abonnenten..."
Miteinander ins Gespräch kommen
Die Buchverleger schauen sich all dies interessiert an. Nur einmal, ganz kurz gibt es auf der Führung direkten Kontakt zur anderen Seite: Jana Reinhardt von Ratking Entertainment wird kurz von Reiseführer Meyer dazu geholt.
"...die so kürzer waren, um ein oder zwei Monate. - Ja, oder länger. - und dadurch hat sich natürlich auch die Entwicklung des Spiels hinausgezögert. - Ja, genau..."
Es geht um das preisgekrönte Spiel Tri, dessen Entwicklung sich aber schwierig gestaltete. Brancheninterna, denen die Buchmenschen interessiert und neugierig lauschen. Schnell aber muss es weiter gehen, es bleibt kaum Zeit für Konkretes. Auch für Dorothea Martin, die beim Egmont Verlag für Digitale Medien zuständig ist:
"Für mich ist das gerade wie der Besuch des Fantasialand als Kind so woooohooo (lacht), aber natürlich Networking und Neues erfahren. Also wie funktionieren da die Businessmodelle, wie kommt man miteinander ins Gespräch und ins Geschäft."
Bastei Lübbe ist das bereits gelungen. Der Roman "Die Säulen der Erde" von Ken Follet soll vom Hamburger Studio Daedelic in ein Computerspiel umgesetzt werden. Am Rande der GamesCom werden die ersten Arbeitsergebnisse präsentiert:
"Das ist zustande gekommen, weil Daedelic bei uns aufgenommen wurde und dadurch, dass Ken Follet bei uns Hausautor vom ersten Buch an ist, war das sehr naheliegend", ...
...erklärt Mirka Uhrmacher von Bastei Lübbe. Der Verlag hatte sich letztes Jahr als Mehrheitseigner in das Hamburger Spielestudio eingekauft, Daedalic-Entwickler Kevin Mentz erklärt der Reisegruppe das Projekt.
"Unser Ziel ist es, durch das Spiel eine zusätzliche Ebene in das Buch reinzubringen und zwar dadurch, dass ich selbst teilnehme an diesen Schicksalen, so dass man so selbst diese Karrieren dieser drei Charaktere spielen kann, das ist unser Ziel und das ist, was eben die Stärke ist, des Mediums Computerspiel."
Fans kaufen die Bücher als Sammelobjekte
Dabei wird mit Textpassagen aus dem Buch gearbeitet, aber die Spieler sollen auch Rätsel lösen, die sich nahtlos in Geschichte und Charakterzeichnung einfügen. 2017 soll das Spiel erscheinen.
Und es gibt noch eine aktuelle Erfolgsgeschichte, die in der Gesprächsrunde immer wieder erwähnt wird: Zum Computerspiel "Minecraft" sind bei Egmont Schneiderbuch Handbücher zum Spiel erschienen, die sehr erfolgreich sind. Fans kaufen sie wahrscheinlich als Sammelobjekte, spekuliert Justine Lipke von Schneiderbuch:
"Wir vermuten das. Wobei ich von meinem eigenen Neffen weiß, dem ich die Bücher noch vor Erscheinen (lacht) testweise gegeben habe, dass er spontan gesagt hat: Super, jetzt habe ich es endlich mal Schwarz auf Weiß."
Es ist also noch nicht ganz klar, wie und warum Literatur und Games zusammen funktionieren. Aber der Besuch auf der Computerspielemesse hat den Verlagsvertretern ein genaueres Gefühl für die Branche vermittelt. Erste Grundlagen für weitere Ideen sind gelegt, stellt Julia Hammerschmidt vom Loewe Verlag fest:
"Ich werd mich überhaupt ein bisschen schlauer machen über die Branche, auch zum Beispiel jetzt, dass es diese Independent-Spieleentwickler gibt, auch das fand ich ganz interessant, weil am Anfang dachte ich, es gibt nur diese ganz großen Namen, an die man erstmal gar nicht rankommt, aber vielleicht ist auch mal so eine Kooperation mit einem ganz kleinen Entwickler interessant."