Ganz Deutschland in einem Online-Archiv
Kulturpolitiker schwärmen von einem "Jahrhundertprojekt", das Ziel ist die Demokratisierung unseres Wissens: Die "Deutsche Digitale Bibliothek" soll Daten aus über 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen im Netz zugänglich machen. Jetzt ist eine erste Fassung online gegangen.
Universitätsbibliothek Köln, unterwegs ins Magazin.
"Das Gebäude ist aus den 60er-Jahren, es ist sehr verwinkelt wie Sie merken."
Keine geheimnisumwitterte Klosterbibliothek, Joseph Hardt, Dezernent für Datenverarbeitung, führt durch einen Zweckbau: muffig, grau, mit langen Gängen, ...
" ... in denen Studenten Artikel für Semesterarbeiten kopieren: Buch aufschlagen, auf die Glasplatte drücken, kopieren; nächste Seite aufschlagen, auf die Glasplatte drücken, kopieren und so weiter. Technik von gestern! Nur wenige Meter weiter ist aber schon alles anders. Monitor steht neben Monitor, ein paar Mausklicks…"
... und ein "Digitales Buch" erscheint auf dem Bildschirm. Im Dezember 2009 entschied das Bundeskabinett den Aufbau der "Deutschen Digitalen Bibliothek", kurz DDB, als Netzwerk der wichtigsten deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen.
"Die 'Deutsche Digitale Bibliothek' ist das nationale Kultur- und Wissenschaftsportal, das aus der Initiative des Europäischen Kulturportals 'Europeana' entstanden ist und damit der nationale Beitrag zu einer gemeinsamen Darstellung des Europäischen Kulturerbes auf der einen Seite und in Deutschland das nationale Kultur- und Wissenschaftsprogramm, in dem alle vor allem öffentliche aber auch sonstige Einrichtungen ihre Bestände, ihre Schätze einer weltweiter Öffentlichkeit zur Verfügung stellen."
Günther Schauerte, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin und Vorstandsmitglied des "Kompetenznetzwerkes Deutsche Digitale Bibliothek". 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen - Museen und Bibliotheken, Forschungsinstitute und Archive - sollen Filme und Texte, Noten und Fotos, Schallplatten und Websites, Gemälde und Plastiken über das Internet zugänglich machen.
"Das ist hier die Startseite der 'Deutschen Digitalen Bibliothek', Beta-Version steht noch drauf."
Uwe Müller, Informatiker an der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und Technischer Projektleiter der "Deutschen Digitalen Bibliothek".
"Als klassischen Einstieg hat man sich für den Suchschlitz entschieden, für die einfache Suche, es gibt hier unten aber auch noch mehrere Teaser nennen wir das, da wird dann regelmäßig auf wechselnde Themen hingewiesen, die in der 'Deutschen Digitalen Bibliothek' sich wiederfinden oder wo man interessante Inhalte dazu findet."
Zum Beispiel die Zahl der angeschlossenen Wissenschafts- und Kultureinrichtungen: 1800 mit 5,5 Millionen Exponaten sind es aktuell. In der Endausbaustufe sollen es 30.000 Institutionen sein mit einer kaum abzuschätzenden Zahl von Ausstellungsstücken.
"Dann gibt es aber auch gleich hier Noten, die man sich angucken könnte…"
Neben den Noten werden auch Tonträger angezeigt. Zum Beispiel eine Aufnahme des "Fidelio", die nicht wirklich gut klingt. Wie auch, es ist die digitalisierte Aufnahme einer Schelllackplatte – historisch sicher wertvoll, akustisch von zweifelhaftem Genuss – womit eines der gravierendsten Probleme sicht- und hörbar wird: Die "Deutsche Digitale Bibliothek" bietet zurzeit nur den Zugriff auf alte Exponate, genauer: In ihren digitalen Regalen stehen fast ausschließlich urheberrechtsfreie Bücher und Bilder, Musikstücke und Filme.
"Urheberrecht besagt, dass man 70 Jahre tot sein muss, bevor über die Werke verfügt werden darf."
Sagt Ute Schwens, Stellvertretende Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und maßgeblich am Aufbau der "Deutschen Digitalen Bibliothek" beteiligt. Und dann gibt es noch die sogenannten "Verwaisten Werke".
"Die Digitalisierung von solchem Material ist ein besonderes Nutzungsrecht, da hat damals nie jemand dran gedacht, wir müssen aber heute auf die Autoren zugehen, um dieses Recht zu bekommen. Diese Urheber findet man dann gegebenenfalls nicht mehr, das sind dann die 'Verwaisten Werke'."
Wie können Lösungen aussehen? Zunächst einmal müsse man die aktuell geltenden Regeln vereinfachen – sagt Rolf Rasche, Geschäftsführender Gesellschafter der Digitalisierungsfirma Imageware in Bonn. Warum gilt 70 Jahre nach Tod des Autors? Warum nicht 70 Jahre nach Erscheinen des Buches? Außerdem – so Rasche – sollte es einfacher sein, ein Buch mit mehreren Autoren zu digitalisieren.
"Das gilt auch für kleinste Textpassagen, weil, unter das Urheberrecht fällt schon jede Satzsequenz mit mehr als elf Worten, das heißt, in der Form ist es eigentlich nicht praktikabel."
Trotz aller Probleme - alle sind froh, dass die "Deutsche Digitale Bibliothek" endlich online gegangen ist. Vorstandssprecher Hermann Parzinger betonte auf der heutigen Pressekonferenz, endlich geb es "eine wirkliche Demokratisierung von Kunst und Kultur", während Referatsleiter Matthias Harbort als Vertreter des Bundes von einem "Jahrhundertprojekt" sprach, das heute seinen Anfang genommen hat.
Bis die DDB sowohl bei den Zulieferern digitaler Inhalte wie den Nutzern als wichtigstes deutsche Kultur- und Wissenschaftsportal akzeptiert wird, muss allerdings noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ein lohnender Einsatz, bemerkt die Thüringer Bildungsexpertin Elke Harjes-Ecker: Immerhin wolle man "mit der Digitalen Bibliothek die Anschluss- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Wissenschaft, Forschung und Bildung sichern."
"Das Gebäude ist aus den 60er-Jahren, es ist sehr verwinkelt wie Sie merken."
Keine geheimnisumwitterte Klosterbibliothek, Joseph Hardt, Dezernent für Datenverarbeitung, führt durch einen Zweckbau: muffig, grau, mit langen Gängen, ...
" ... in denen Studenten Artikel für Semesterarbeiten kopieren: Buch aufschlagen, auf die Glasplatte drücken, kopieren; nächste Seite aufschlagen, auf die Glasplatte drücken, kopieren und so weiter. Technik von gestern! Nur wenige Meter weiter ist aber schon alles anders. Monitor steht neben Monitor, ein paar Mausklicks…"
... und ein "Digitales Buch" erscheint auf dem Bildschirm. Im Dezember 2009 entschied das Bundeskabinett den Aufbau der "Deutschen Digitalen Bibliothek", kurz DDB, als Netzwerk der wichtigsten deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen.
"Die 'Deutsche Digitale Bibliothek' ist das nationale Kultur- und Wissenschaftsportal, das aus der Initiative des Europäischen Kulturportals 'Europeana' entstanden ist und damit der nationale Beitrag zu einer gemeinsamen Darstellung des Europäischen Kulturerbes auf der einen Seite und in Deutschland das nationale Kultur- und Wissenschaftsprogramm, in dem alle vor allem öffentliche aber auch sonstige Einrichtungen ihre Bestände, ihre Schätze einer weltweiter Öffentlichkeit zur Verfügung stellen."
Günther Schauerte, Vizepräsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Berlin und Vorstandsmitglied des "Kompetenznetzwerkes Deutsche Digitale Bibliothek". 30.000 Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen - Museen und Bibliotheken, Forschungsinstitute und Archive - sollen Filme und Texte, Noten und Fotos, Schallplatten und Websites, Gemälde und Plastiken über das Internet zugänglich machen.
"Das ist hier die Startseite der 'Deutschen Digitalen Bibliothek', Beta-Version steht noch drauf."
Uwe Müller, Informatiker an der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und Technischer Projektleiter der "Deutschen Digitalen Bibliothek".
"Als klassischen Einstieg hat man sich für den Suchschlitz entschieden, für die einfache Suche, es gibt hier unten aber auch noch mehrere Teaser nennen wir das, da wird dann regelmäßig auf wechselnde Themen hingewiesen, die in der 'Deutschen Digitalen Bibliothek' sich wiederfinden oder wo man interessante Inhalte dazu findet."
Zum Beispiel die Zahl der angeschlossenen Wissenschafts- und Kultureinrichtungen: 1800 mit 5,5 Millionen Exponaten sind es aktuell. In der Endausbaustufe sollen es 30.000 Institutionen sein mit einer kaum abzuschätzenden Zahl von Ausstellungsstücken.
"Dann gibt es aber auch gleich hier Noten, die man sich angucken könnte…"
Neben den Noten werden auch Tonträger angezeigt. Zum Beispiel eine Aufnahme des "Fidelio", die nicht wirklich gut klingt. Wie auch, es ist die digitalisierte Aufnahme einer Schelllackplatte – historisch sicher wertvoll, akustisch von zweifelhaftem Genuss – womit eines der gravierendsten Probleme sicht- und hörbar wird: Die "Deutsche Digitale Bibliothek" bietet zurzeit nur den Zugriff auf alte Exponate, genauer: In ihren digitalen Regalen stehen fast ausschließlich urheberrechtsfreie Bücher und Bilder, Musikstücke und Filme.
"Urheberrecht besagt, dass man 70 Jahre tot sein muss, bevor über die Werke verfügt werden darf."
Sagt Ute Schwens, Stellvertretende Direktorin der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main und maßgeblich am Aufbau der "Deutschen Digitalen Bibliothek" beteiligt. Und dann gibt es noch die sogenannten "Verwaisten Werke".
"Die Digitalisierung von solchem Material ist ein besonderes Nutzungsrecht, da hat damals nie jemand dran gedacht, wir müssen aber heute auf die Autoren zugehen, um dieses Recht zu bekommen. Diese Urheber findet man dann gegebenenfalls nicht mehr, das sind dann die 'Verwaisten Werke'."
Wie können Lösungen aussehen? Zunächst einmal müsse man die aktuell geltenden Regeln vereinfachen – sagt Rolf Rasche, Geschäftsführender Gesellschafter der Digitalisierungsfirma Imageware in Bonn. Warum gilt 70 Jahre nach Tod des Autors? Warum nicht 70 Jahre nach Erscheinen des Buches? Außerdem – so Rasche – sollte es einfacher sein, ein Buch mit mehreren Autoren zu digitalisieren.
"Das gilt auch für kleinste Textpassagen, weil, unter das Urheberrecht fällt schon jede Satzsequenz mit mehr als elf Worten, das heißt, in der Form ist es eigentlich nicht praktikabel."
Trotz aller Probleme - alle sind froh, dass die "Deutsche Digitale Bibliothek" endlich online gegangen ist. Vorstandssprecher Hermann Parzinger betonte auf der heutigen Pressekonferenz, endlich geb es "eine wirkliche Demokratisierung von Kunst und Kultur", während Referatsleiter Matthias Harbort als Vertreter des Bundes von einem "Jahrhundertprojekt" sprach, das heute seinen Anfang genommen hat.
Bis die DDB sowohl bei den Zulieferern digitaler Inhalte wie den Nutzern als wichtigstes deutsche Kultur- und Wissenschaftsportal akzeptiert wird, muss allerdings noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden. Ein lohnender Einsatz, bemerkt die Thüringer Bildungsexpertin Elke Harjes-Ecker: Immerhin wolle man "mit der Digitalen Bibliothek die Anschluss- und Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands in Wissenschaft, Forschung und Bildung sichern."