John Eliot Gardiner: Beethovens "Missa solemnis"

Von Herzen, zu Herzen

Eine weiße Skulptur, weitlich abgelichtet, von Ludwig van Beethoven als Abguss von Max Klingers Werk aus dem Jahr 1900, wobei er mit freiem Oberkörper und geballter Faust auf einem Stein sitzt und sich leicht nach vorn beugt.
Die "Missa Solemnis" bezeichnete Ludwig van Beethoven als sein "größtes Werk". © picture alliance / Beate Schleep
Moderation: Olaf Wilhelmer |
Die "Missa solemnis" sollte die Menschen direkt erreichen. So feilte Beethoven jahrelang an ihr und zog damit die Summe seines Schaffens: im Hinblick auf Tradition und Religion. Nun widmet sich einer der erfahrensten Beethoven-Dirigenten dem Werk: John Eliot Gardiner.
Unter den Spätwerken Ludwig van Beethovens nimmt die in den Jahren um 1820 komponierte „Missa solemnis“ eine besondere Stellung ein: Sie ist legendär, aber auch gefürchtet. Sie ist in jeder Hinsicht schwierig und sperrig, sie geht weit über den üblichen Rahmen von Gottesdiensten wie auch weltlichen Chorkonzerten hinaus.

Ein Chor-Magnet

Gleichwohl hat sie viele Chöre, Orchester und Dirigenten immer wieder zu neuen Lesarten herausgefordert, so dass es eine ansehnliche Diskographie und von Zeit zu Zeit auch besondere Aufführungen gibt. Im Idealfall vermitteln diese Deutungen das, was Beethoven über sein Manuskript schrieb: „Von Herzen – Möge es wieder – zu Herzen gehen.“

Vor dem Berliner Konzert beim Musikfest Berlin diskutierte das „Quartett der Kritiker“ des Preises der deutschen Schallplattenkritik mit durchaus kontroversen Einschätzungen über Musik, Werk und Interpretation. Dieses Gespräch verstand sich auch als Einleitung zu Gardiners Aufführung.

Sir John Eliot Gardiner, Pionier der Beethoven-Interpretation aus der Perspektive der Historischen Aufführungspraxis, hat sich oft mit Beethovens später Messe beschäftigt. In den vergangenen Wochen holte er die Konzerte nach, die schon für das Beethoven-Jahr 2020 geplant waren.
So gastierte er mit seinem Monteverdi Choir und dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique in der Berliner Philharmonie, in Breslau und in der Royal Albert Hall London, um die „Missa solemnis“ in die Gegenwart zu holen.
Der Dirigent Sir John Gardiner steht mit auffordernder Geste vor einem Orchester und scheint mitzusingen, um dem Chor den richtigen Einsatz zu geben.
Sir John Eliot Gardiner in vollem Einsatz vor seinen Ensembles, die er auch selbst gründete: das Orchestre Révolutionnaire et Romantique und der Monteverdi Choir.© picture alliance / dpa / Bea Kallos

Ludwig van Beethoven
„Missa solemnis“ für Soli, Chor, Orchester und Orgel D-Dur op. 123

Lucy Crowe, Sopran
Ann Hallenberg, Mezzosopran
Giovanni Sala, Tenor
William Thomas, Bass

Monteverdi Choir
Orchestre Révolutionnaire et Romantique
Leitung: Sir John Eliot Gardiner

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