Kritik an Grimme-Preis für Comedian Oliver Polak
Die Vergabe des Grimme-Preises an Oliver Polak und seine ProSieben-Talkshow "Applaus und raus!" wird scharf kritisiert. Umstritten ist die Sendung unter anderem, weil sie den Hashtag #GastoderSpast verbreitete. Zwei Jury-Mitglieder distanzieren sich von der Auszeichnung.
Fand er seinen Talkgast zu langweilig, konnte ihn Moderator Oliver Polak aus der Late-Show "Applaus und raus!" per Knopfdruck hinausbefördern. Die Sendung wird inzwischen nicht mehr auf ProSieben ausgestrahlt. Die erste Folge wurde mit #GastoderSpast in den Sozialen Medien beworben. Der Sender erhielt als einziger Privatsender 2017 eine Grimme-Auszeichnung.
Einmalig in der Geschichte des Grimme-Preises
Jury-Mitglied und "TAZ"-Journalist Jürn Kruse distanzierte sich in einem offenen Brief an Oliver Polak von der Preisvergabe in der Kategorie Unterhaltung, der er nicht zugestimmt habe. Darin heißt es: "Das einzige, woran Sie mit diesem Reim mitgewirkt haben, ist die Etablierung eines Jahrzehnte alten Schimpfworts gegen Menschen mit Behinderungen."
Auch der Vorsitzende der Grimme-Jury, Dieter Anschlag, rückte inzwischen von der Entscheidung ab. Dies hat es bislang noch nicht in der Geschichte des Grimme-Preises gegeben.
Behinderten-Aktivisten gehen in die Offensive
Die gehörlose Aktivistin Julia Probst, die als "Lippenleserin" bekannt ist, twitterte:
Die Journalistin Lilian Masuhr arbeitet unter anderem für die Initiative leidmedien.de, die sich für eine ausgewogene Berichterstattung über Behinderte stark macht. Sie sagte in unserem Programm:
"Wir würden schon sagen, dass es gut ist, wenn Witze auch über Menschen mit Behinderung gemacht werden. Aber eigentlich werden immer Witze über Menschen mit Behinderung gemacht, wenn sie nicht dabei sind. (...) Wenn jeder Gast, der nicht interessant ist, einfach rausfliegt und dann ein Spast ist, dann ist Spast die größte Beleidigung, die er erfahren kann. Und dann ist kein guter Witz, sondern einfach gar nicht geschmackvoll."
Und der Behinderten-Aktivist und Rollifahrer Raul Krauthausen verbreitete diesen Tweet von leidmedien.de weiter:
(cosa)