"Gehen Sie bitte mal aus dem Bild"
Der Mann an ihrer Seite, das ist eigentlich keine so tolle Nebenrolle. Aber einige Herren trugen und tragen es mit Fassung, mit einer berühmten Frau verheiratet zu sein: Prinz Claus der Niederlande ebenso wie der Mann von der Merkel, wie heißt er noch gleich?
"Gehen Sie doch mal bitte aus dem Bild." Nein, diesen Satz hat Claus von Amsberg sicher nie zu hören bekommen. Im Gegenteil, man hatte den Prinzgemahl der niederländischen Königin Beatrix gerne im Bild. Der stilvolle, freundliche Mann machte sich ganz wunderbar beim Bänderdurchschneiden, beim Zelebrieren von Einweihungen und Eröffnungen – er wusste freundlich zu lächeln und sich sonst im Hintergrund zu halten. Denn vorne, da stand ja die Königin.
Während Frauen, die Könige heiraten, Königinnen werden, werden Männer, die Königinnen heiraten, Prinzgemahle. Und deren Rolle ist, naja:
"Ich bin verurteilt zu einer gewissen Farblosigkeit"
... so hatte das Claus von Amsberg selbst einmal definiert. Und farblos war das Leben des ehemaligen deutschen Diplomaten tatsächlich phasenweise − seit seiner Heirat 1966 mit Beatrix, damals noch Kronprinzessin. Als unterbeschäftigter Ehemann mit rein repräsentativen Aufgaben kämpfte er seit den 1980er-Jahren wiederkehrend mit Depressionen.
"Es fällt mir schwer, fast immer im Abseits zu stehen"
... gestand er 1991 in einem Fernsehinterview. Und:
"Ohne sie bin ich nichts."
"Ohne ihn bin ich nichts" – würde eine Frau das sagen? Die Frau im Schatten eines Mannes, oder die Frau, die ausschließlich wegen ihres Mannes im Licht steht – das ist lang geübte Tradition. Claus von Amsberg jedoch hatte kein Role Model, und das Damenprogramm lag ihm nicht. Dabei hätte er durchaus Orientierungshilfe finden können: im Vereinigten Königreich.
"Gehen Sie doch bitte einmal aus dem Bild."
Nein, Prinz Philip, der heutige Herzog von Edinburgh, seit 1947 an der Seite von Queen Elizabeth, hat diesen Satz vermutlich auch nie gehört. Mit dieser Bitte war ein anderer gemeint: Sir Denis Thatcher. Der hätte Claus von Amsberg inspirieren können. Im Mai 1979 war auch über ihn der lange Schatten seiner Frau, der frisch gekürten Premierministerin, gefallen. Doch der gestandene Geschäftsmann nahm's britisch, blieb amused. Zumindest nach außen. Zigaretten und Gin, das sagte er einmal, seien probate Hilfsmittel und ansonsten:
"Sie ist der Boss, ich bin ihr größter Fan."
Tatsächlich fand sich Denis Thatcher schnell zurecht an der Seite der Eisernen Lady. Mit Humor und Gelassenheit reagierte er auf spöttische Presseberichte – denn die gab es schon – und machte sich ansonsten rar. Wenig öffentliche Auftritte, kaum Interviews. Aber: Er galt als ihr Berater und stand fest an ihrer Seite. Ohne ihn, das sagte Maggie Thatcher mehrmals, wäre sie nie so weit gekommen.
Hinter jeder erfolgreichen Frau, steht also ein ... nein, so ist es nun auch nicht. Doch in dem Maße, in dem Frauen in Spitzenpositionen gelangen, werden sich auch mehr Männer mit neuen Rollen anfreunden (müssen). Vielleicht geht das in der Kunst-, Musik- und Glamourwelt leichter als in Politik und Königshäusern?
Obwohl: aus dieser Welt stammt ja der respektlose Satz:
"Gehen Sie doch bitte mal aus dem Bild."
Zu hören bekam ihn Niklas Worgt, alias Dapayk. Dabei ist der Satz bei ihm nun wirklich fehl am Platz. Zwar steht der Musiker, DJ und Technoproduzent oft neben seiner schönen Frau und verstellt den Fotografen den Blick. Aber er steht da nicht als Garnitur, sondern als Akteur – Niklas Worgt ist die Hälfte eines musikalischen Duos. Die andere Hälfte ist – Eva Padberg. Weltweit gefragtes Top-Model und Sängerin bei Dapayk & Padberg. Das ist das Problem. Wenn das Duo live auftritt, schauen alle auf sie:
"Wenn man weiß, da sind jetzt viele Leute im Publikum, die offenbar nicht da sind wegen der Musik, sondern weil sie gucken wollen, was ich da oben mache, dann – dann – "
... dann ist das nicht so prickelnd für den Mann. Zwei Jahre sind die beiden deshalb nicht aufgetreten. Und zu ihren Veranstaltungen geht er nur noch selten mit. In einem Interview sprach Worgt von dem Deal,
"dass ich pro Jahr auf eine Promi-Party gehe, und die darf ich mir aussuchen."
Das Damenprogramm heißt jetzt "Partnerprogramm"
Eigentlich hält es der Musiker wie der Chemie-Professor Joachim Sauer. Mit seiner Gattin tritt er in der Öffentlichkeit selten auf. Bayreuth, Salzburg, klar, das muss sein, der Mann an der Seite von...
Angela Merkel: "Ich persönlich fühle mich ja nicht immer so, dass ich Kanzlerin bin. Also, wenn ich da im Kochtopf rühre, dann sage ich ja nicht, Kanzlerin rührt jetzt im Kochtopf oder so."
Aber die großen politischen Gipfel im eigenen Land: 2007 – G8 in Heiligendamm, 2015 – G7 auf Schloss Elmau, da lud Joachim Sauer zum Damen-, nein, so heißt das nicht mehr, vielleicht auch seinetwegen, da lud er zum Partnerprogramm ein. Zu einem erweiterten: nicht nur Kunst und Kultur wie sonst üblich, sondern auch Wissenschaft stand auf dem Programm.
Geht doch, möchte man sagen. Keine Depressionen, keine Zigaretten, kein Gin, kein Schatten und kein "Gehen Sie doch bitte mal aus dem Bild."
Die Männer lernen halt noch, sich einzufügen, wenn die Frau die Hauptrolle spielt.