Zyklus mit Mendelssohns Sinfonien in Turin

Reformation und Lobgesang im katholischen Stammland

Ein Dirigent hebt seinen rechten Arm mit Taktstock, um dem Orchester etwas anzuzeigen. Vom Orchester sieht man nur ein paar Geiger und Geigerinnen.
2024 übernimmt er die Chefposition an der Sächsischen Staatsoper – der Mailänder Dirigent Daniele Gatti. Hier steht er am Pult des Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI. © Piú Luce / EBU
Moderation: Volker Michael |
Beim Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI in Turin leitete Daniele Gatti jetzt einen Zyklus mit allen fünf Sinfonien Felix Mendelssohn Bartholdys. Im zweiten Teil stehen die beiden protestantischen Werke auf dem Programm: der „Lobgesang“ und die Reformationssinfonie.
Daniel Gatti will die Poesie der Sinfonien Mendelssohn Bartholdys hörbar machen - ebenso ihre repräsentative Glaubensgewissheit. Der Komponist war schließlich bestens mit der Musik Johann Sebastian Bachs vertraut und einige Jahre auch für die Kirchenmusik Preußens verantwortlich. In seiner Sinfonie-Kantate versucht Mendelssohn das „Unmögliche“ – die Verbindung von Choral, Operngesang, Kantatenstil und Sinfonik zu einer festen Einheit. In der Reformationssinfonie wiederum versöhnt er den alten Stil Palestrinas mit dem Lutherchoral, das gläubige Volkslied mit dem gelehrten Kontrapunkt. Mendelssohn hatte all das genau studiert, nicht zuletzt bei seiner Studienreise nach Italien, insbesondere in Rom.
Gatti begreift Mendelssohn Bartholdy als Klassiker mit starken Wurzeln im Barock und einem Hang zu diskreten Experimenten und weniger als Romantiker. Die Turiner Aufführungen unter Leitung des zukünftigen Musikdirektors der Dresdner Semperoper waren geprägt von gemächlichen Tempi und einem epischen Klangbild.

Felix Mendelssohn Bartholdy
Sinfonie Nr. 2 B-Dur op. 52 „Lobgesang“
Sinfonie Nr. 5 d-Moll op. 107 "Reformation"

Sara Blanche, Sopran
Michèle Losier, Mezzosopran
Bernard Richter, Tenor
Chor des Teatro Regio Turin
Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI
Leitung: Daniele Gatti

Aufzeichnung vom 16.01. und 19.01.2023, aus dem Auditorium "Arturo Toscanini" der RAI, Turin
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