"Gebäude sind nur eine Möglichkeit der Beeinflussung"
Der Raumtaktiker Matthias Böttger hat sich über seine Planung für den deutschen Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig geäußert. Auf allen Gebieten sei versucht worden herauszufinden, was Architekten für dieses Projekt tun, sagte Böttger.
Ulrike Timm: Es gibt Architekten, die nicht bauen. Stattdessen suchen sie nach Ideen für die Zukunft und fragen sich: Wie kann die Welt Schritt für Schritt verbessert werden? Drunter geht es nicht. Oder sie fragen sich: Was können Computerspiele und Völkerball für den öffentlichen Raum bedeuten? Matthias Böttger vom Berliner Büro Raumtaktiker stellt sich solche Fragen und man hat ihm trotzdem oder auch deswegen die Planung für den deutschen Pavillon bei der Architekturbiennale in Venedig anvertraut, die dieser Tage beginnt. Matthias Böttger, schönen guten Tag.
Matthias Böttger: Guten Tag.
Timm: Herr Böttger, Sie nennen sich Raumtaktiker, wundervolles Wort, und Sie haben sogar mal versucht, mit diesem Fachgebiet offiziell bei der Architektenkammer eingetragen zu werden. Was tun Sie denn, was ein Architekt nicht tut?
Böttger: Gut, ich denke mal, Architekten tun ähnliche Dinge, aber wir behandeln die gelebte Umwelt als Gesamtes, und das sind eben nicht nur Gebäude. Und das eingangs erwähnte Zitat von Betsky mit dem "Gebäude sind die Gräber der Architektur", das sehe ich auch nur zum Teil so, aber es ist eben eine Möglichkeit des Bauens. Es gibt aber noch viele andere, um Raum zu entwickeln, zu beeinflussen, sich daran zu beteiligen. Und das versuchen wir zu erforschen und eventuell auch dann zu intervenieren oder gemeinsam mit Bürgern den Raum so zu verändern, dass sie dort besser leben können.
Timm: Das heißt, Sie sind in erster Linie ein Fragensteller und nicht ein Antwortengeber.
Böttger: Sind wir sehr oft, ja.
Timm: Sie gestalten jetzt den deutschen Pavillon bei der Biennale in Venedig. Was wollen Sie denn dort an Ideen zeigen, was wollen Sie anbieten?
Böttger: Also, die ganze Ausstellung heißt "Updating Germany" und es geht darum, dass wir uns auf die Suche gemacht haben nach möglichen kleinen Schritten in was wir eine bessere Zukunft nennen, weil wir realisiert haben, oder wie viele Menschen gerade realisieren, dass wir so, wie wir gerade leben, vermutlich nicht weitermachen können, weil es nicht gut ausgehen wird, wir aber auch nicht von heute auf morgen alles anders machen können, sondern jetzt in kleinen Schritten, die aber schnell größer werden müssen, entgegensteuern. Und dafür haben wir aus allen Gebieten versucht, herauszufinden, was können Architekten für dieses große Projekt, das sie sicher nicht alleine bewältigen können, aber woran sie auch eine Stellschraube sind, tun.
Timm: Machen wir es mal konkret: Die Ideen reichen von einem Chip zum Strom sparenden Haushalt bis hin zu Sky Sails. Das sind große Segel, die am Himmel vor Frachter gespannt werden sollen. Das stelle ich mir lebhaft vor. Wer segelt denn da und warum?
Böttger: Also, Sky Sails ist ein Projekt, was ja auch öfters durch die Medien gegangen ist, wo eine alte Technologie, das Segeln, neu über den Sport des Kitesurfens über Lenkdrachen wiederentdeckt wird und man das vor große Containerschiffe spannen kann. Und diese Firma testet das jetzt schon und es ist sehr erfolgreich und man kann damit einen erheblichen Anteil des Sprits einsparen und so könnte man sich vorstellen, dass große Containerschiffe in Zukunft an diesen Lenkdrachen durch die Weltmeere gezogen werden. Das ist ja erst mal keine Architektur, aber für uns spannend, weil wir den Architekturbegriff a) erweitert sehen und außerdem dort lernen, wie eine alte Technik neu angewandt ein ganz anderes Feld oder das Transportfeld mit dem Sport zusammen wieder revolutioniert und ändert und es wieder angewandt werden kann. Und ich denke, solche Phänomene finden wir dann auch in der Architektur, und man kann das auch übertragen.
Timm: "Updating Germany", so lautet Ihr Motto für den Pavillon in Venedig. Haben Sie denn Hoffnung, dass sich Deutschland in Ihrem Sinne auf den neusten Stand bringen lässt, dass die Ideen fruchten?
Böttger: Durchaus. Deshalb haben wir uns ja auf die Suche gemacht, weil wir eben, oft werden diese Ausstellungen sehr stark nach ästhetischen Designkriterien ausgewählt, was wir auch richtig und wichtig finden, aber wir haben uns eben auch gefragt, dass Deutschland diese Tradition einerseits aus so einer Ökoarchitektur hat, die schon relativ lange da ist, und außerdem eine High-Tech-Architektur, die sich mit Klimatechnik und ähnlichen Dingen an der Weltspitze befindet. Aber das ist oft noch nicht so durchgedrungen, dass man das verbinden kann und dass das eben eigentlich auch heutzutage common sense ist, dass man sich damit wiederum bemüht und dass man das auch ausstellen sollte und damit sozusagen aus Deutschland heraus und in Deutschland das weiter betreiben kann und an allen Enden diese kleinen Updates durchführen muss.
Timm: Die Ideen haben ja was Skurriles und was sehr Ästhetisches zugleich. Metropolis war eine, die Sie schon ein bisschen vorab gestreut haben. Da gibt es Strom für die ganze Stadt aus so ganz merkwürdigen grünen würmerförmigen Windungen. Sie können das viel besser erklären, als ich, denn Sie wissen, im Gegensatz zu mir, worum es genau geht.
Böttger: Ja, es ist ein Büro aus New York, Hollwich Kushner Architekten, die sich im Grunde gedacht haben, wenn wir die Pflanzen besser verstehen können und deren Gencode knacken können, dann sollte es doch eigentlich möglich sein, die irre Kraft, die hinter Pflanzen steckt, das hier ja eigentlich aus der Sonne in Verbindung mit Wasser und anderen Stoffen Energieerzeugung zu wachsen, dass man das direkt so umsetzen kann, dass auch die Menschen davon direkt profitieren und im Grunde ihren Strom aus den Baumstämmen ziehen. Und wir haben halt die Vision entwickelt, dass diese neue Pflanze dann die alte Stadt überwuchert und als Infrastrukturmedium dient. Das ist sozusagen eins von den Beispielen, die sehr weit in die Zukunft greifen. Wir haben, eigentlich alle Projekte, die wir zeigen, sind gerade erst in der Mache oder liegen in der Zukunft. Manche sind aber sehr bald schon realisierbar. Das ist sicher eins, was eher in 100 Jahren oder so vielleicht Realität werden kann.
Timm: Deutschlandradio Kultur, das "Radiofeuilleton". Wir sprechen mit dem Raumtaktiker, nicht Architekten, Mattthias Böttger und im Hintergrund ein Alarmsignal. Wir hoffen, dass der deutsche Pavillon bei der Biennale in Venedig noch steht, Herr Böttger.
Böttger: Das hoffe ich auch. Ich weiß auch nicht genau, was, das ist alles relativ busy hier, weil heute ist der erste Tag, an dem so eine gewisse Öffentlichkeit hier ist und aber gleichzeitig an einigen Pavillons auch noch gewerkelt wird. Wir sind relativ fertig, aber manche brauchen noch ein bisschen, und das ist eine ganz spannende Situation eigentlich.
Timm: Alles Work and Progress. Matthias Böttger, was Sie uns beschreiben, sind skurrile Ideen, die aber immer auch einen ökologischen nachhaltigen Ansatz haben. Das versuchen heute viele Architekten. Sie mögen diese Begriffe nicht. Warum eigentlich nicht?
Böttger: Also, ich habe, im Prinzip habe ich nichts dagegen, also Nachhaltigkeit ist ein tolles Wort, wenn es wirklich ernst genommen wird. Aber es ist halt so, dass heutzutage jedes Produkt, jede Architektur nachhaltig ist und es zu einer Worthülse geworden ist, die wie so ein Attribut angeheftet wird und man auch gar nicht so leicht dann messen kann, ob etwas wirklich dem Attribut entspricht. Und deshalb versuchen wir eben auf anderen Weisen, das wieder neu aufzufüllen. Und es gibt da auch viele Möglichkeiten, das zu tun. Das zeigen wir in der Ausstellung.
Timm: Und Sie meinen, dann kommt man nicht mehr auf skurrile Gedanken, weil man irgendwie schon so in eine deutsch-grün gut-menschenmäßige Richtung denkt. Oder verstehe ich Sie da falsch?
Böttger: Ja, das auch. Und es ist halt irgendwie, es ist halt ein bisschen abgegriffen gerade, aber das, trotzdem, nichtsdestotrotz ist es wichtig und ist eben in aller Munde, weil, man muss es eben mit den neuen Ideen füllen und wir haben halt ja schon, es wird ja jetzt schon, man sagt ja immer, die ganzen technischen Möglichkeiten wie, dass man bessere Fenster hat und bessere Dämmungen, das ist ja schon gemacht, und wir versuchen das halt noch einen Schritt weiter zu drehen, dass auch der Lebensstil oder die Art, wie man überhaupt lebt, die gelebte Umwelt entwickelt, auch ein Update vertragen kann.
Timm: Ziel einer guten Idee sollte es natürlich sein, auch verwirklicht zu werden. Also, wenn die Fragen beantwortet sind, die Sie stellen mit Ihren Projekten, und wenn die Welt dann verbessert ist, dann entstehen natürlich auch menschengerechtere Städte und Gebäude. Sind Sie dann wieder Architekten? Schließt sich dann der Kreis für Architektur und Raumtaktiker zusammen?
Böttger: Gut, also wir sind auch nach wie vor Architekten, aber die Raumtaktik ermöglicht halt uns, in einem gewissen weiteren Feld zu arbeiten und wir würden ja auch nicht ausschließen, Gebäude zu machen. Bislang gibt es halt genug anderes zu tun, und Gebäude sind nur eine Möglichkeit der Beeinflussung von Stadt.
Timm: Matthias Böttger, engagierter Raumtaktiker und Kurator des deutschen Pavillons bei der Biennale in Venedig. Wir wünschen Ihnen alles Gute. Ich fand das sehr interessant, was Sie uns beschrieben haben und ich wünsche Ihnen jetzt, dass das Alarmsignal dann bei der Eröffnung nicht mehr erklingt. Vielen Dank für das Gespräch.
Böttger: Vielen Dank. Tschüss.
Matthias Böttger: Guten Tag.
Timm: Herr Böttger, Sie nennen sich Raumtaktiker, wundervolles Wort, und Sie haben sogar mal versucht, mit diesem Fachgebiet offiziell bei der Architektenkammer eingetragen zu werden. Was tun Sie denn, was ein Architekt nicht tut?
Böttger: Gut, ich denke mal, Architekten tun ähnliche Dinge, aber wir behandeln die gelebte Umwelt als Gesamtes, und das sind eben nicht nur Gebäude. Und das eingangs erwähnte Zitat von Betsky mit dem "Gebäude sind die Gräber der Architektur", das sehe ich auch nur zum Teil so, aber es ist eben eine Möglichkeit des Bauens. Es gibt aber noch viele andere, um Raum zu entwickeln, zu beeinflussen, sich daran zu beteiligen. Und das versuchen wir zu erforschen und eventuell auch dann zu intervenieren oder gemeinsam mit Bürgern den Raum so zu verändern, dass sie dort besser leben können.
Timm: Das heißt, Sie sind in erster Linie ein Fragensteller und nicht ein Antwortengeber.
Böttger: Sind wir sehr oft, ja.
Timm: Sie gestalten jetzt den deutschen Pavillon bei der Biennale in Venedig. Was wollen Sie denn dort an Ideen zeigen, was wollen Sie anbieten?
Böttger: Also, die ganze Ausstellung heißt "Updating Germany" und es geht darum, dass wir uns auf die Suche gemacht haben nach möglichen kleinen Schritten in was wir eine bessere Zukunft nennen, weil wir realisiert haben, oder wie viele Menschen gerade realisieren, dass wir so, wie wir gerade leben, vermutlich nicht weitermachen können, weil es nicht gut ausgehen wird, wir aber auch nicht von heute auf morgen alles anders machen können, sondern jetzt in kleinen Schritten, die aber schnell größer werden müssen, entgegensteuern. Und dafür haben wir aus allen Gebieten versucht, herauszufinden, was können Architekten für dieses große Projekt, das sie sicher nicht alleine bewältigen können, aber woran sie auch eine Stellschraube sind, tun.
Timm: Machen wir es mal konkret: Die Ideen reichen von einem Chip zum Strom sparenden Haushalt bis hin zu Sky Sails. Das sind große Segel, die am Himmel vor Frachter gespannt werden sollen. Das stelle ich mir lebhaft vor. Wer segelt denn da und warum?
Böttger: Also, Sky Sails ist ein Projekt, was ja auch öfters durch die Medien gegangen ist, wo eine alte Technologie, das Segeln, neu über den Sport des Kitesurfens über Lenkdrachen wiederentdeckt wird und man das vor große Containerschiffe spannen kann. Und diese Firma testet das jetzt schon und es ist sehr erfolgreich und man kann damit einen erheblichen Anteil des Sprits einsparen und so könnte man sich vorstellen, dass große Containerschiffe in Zukunft an diesen Lenkdrachen durch die Weltmeere gezogen werden. Das ist ja erst mal keine Architektur, aber für uns spannend, weil wir den Architekturbegriff a) erweitert sehen und außerdem dort lernen, wie eine alte Technik neu angewandt ein ganz anderes Feld oder das Transportfeld mit dem Sport zusammen wieder revolutioniert und ändert und es wieder angewandt werden kann. Und ich denke, solche Phänomene finden wir dann auch in der Architektur, und man kann das auch übertragen.
Timm: "Updating Germany", so lautet Ihr Motto für den Pavillon in Venedig. Haben Sie denn Hoffnung, dass sich Deutschland in Ihrem Sinne auf den neusten Stand bringen lässt, dass die Ideen fruchten?
Böttger: Durchaus. Deshalb haben wir uns ja auf die Suche gemacht, weil wir eben, oft werden diese Ausstellungen sehr stark nach ästhetischen Designkriterien ausgewählt, was wir auch richtig und wichtig finden, aber wir haben uns eben auch gefragt, dass Deutschland diese Tradition einerseits aus so einer Ökoarchitektur hat, die schon relativ lange da ist, und außerdem eine High-Tech-Architektur, die sich mit Klimatechnik und ähnlichen Dingen an der Weltspitze befindet. Aber das ist oft noch nicht so durchgedrungen, dass man das verbinden kann und dass das eben eigentlich auch heutzutage common sense ist, dass man sich damit wiederum bemüht und dass man das auch ausstellen sollte und damit sozusagen aus Deutschland heraus und in Deutschland das weiter betreiben kann und an allen Enden diese kleinen Updates durchführen muss.
Timm: Die Ideen haben ja was Skurriles und was sehr Ästhetisches zugleich. Metropolis war eine, die Sie schon ein bisschen vorab gestreut haben. Da gibt es Strom für die ganze Stadt aus so ganz merkwürdigen grünen würmerförmigen Windungen. Sie können das viel besser erklären, als ich, denn Sie wissen, im Gegensatz zu mir, worum es genau geht.
Böttger: Ja, es ist ein Büro aus New York, Hollwich Kushner Architekten, die sich im Grunde gedacht haben, wenn wir die Pflanzen besser verstehen können und deren Gencode knacken können, dann sollte es doch eigentlich möglich sein, die irre Kraft, die hinter Pflanzen steckt, das hier ja eigentlich aus der Sonne in Verbindung mit Wasser und anderen Stoffen Energieerzeugung zu wachsen, dass man das direkt so umsetzen kann, dass auch die Menschen davon direkt profitieren und im Grunde ihren Strom aus den Baumstämmen ziehen. Und wir haben halt die Vision entwickelt, dass diese neue Pflanze dann die alte Stadt überwuchert und als Infrastrukturmedium dient. Das ist sozusagen eins von den Beispielen, die sehr weit in die Zukunft greifen. Wir haben, eigentlich alle Projekte, die wir zeigen, sind gerade erst in der Mache oder liegen in der Zukunft. Manche sind aber sehr bald schon realisierbar. Das ist sicher eins, was eher in 100 Jahren oder so vielleicht Realität werden kann.
Timm: Deutschlandradio Kultur, das "Radiofeuilleton". Wir sprechen mit dem Raumtaktiker, nicht Architekten, Mattthias Böttger und im Hintergrund ein Alarmsignal. Wir hoffen, dass der deutsche Pavillon bei der Biennale in Venedig noch steht, Herr Böttger.
Böttger: Das hoffe ich auch. Ich weiß auch nicht genau, was, das ist alles relativ busy hier, weil heute ist der erste Tag, an dem so eine gewisse Öffentlichkeit hier ist und aber gleichzeitig an einigen Pavillons auch noch gewerkelt wird. Wir sind relativ fertig, aber manche brauchen noch ein bisschen, und das ist eine ganz spannende Situation eigentlich.
Timm: Alles Work and Progress. Matthias Böttger, was Sie uns beschreiben, sind skurrile Ideen, die aber immer auch einen ökologischen nachhaltigen Ansatz haben. Das versuchen heute viele Architekten. Sie mögen diese Begriffe nicht. Warum eigentlich nicht?
Böttger: Also, ich habe, im Prinzip habe ich nichts dagegen, also Nachhaltigkeit ist ein tolles Wort, wenn es wirklich ernst genommen wird. Aber es ist halt so, dass heutzutage jedes Produkt, jede Architektur nachhaltig ist und es zu einer Worthülse geworden ist, die wie so ein Attribut angeheftet wird und man auch gar nicht so leicht dann messen kann, ob etwas wirklich dem Attribut entspricht. Und deshalb versuchen wir eben auf anderen Weisen, das wieder neu aufzufüllen. Und es gibt da auch viele Möglichkeiten, das zu tun. Das zeigen wir in der Ausstellung.
Timm: Und Sie meinen, dann kommt man nicht mehr auf skurrile Gedanken, weil man irgendwie schon so in eine deutsch-grün gut-menschenmäßige Richtung denkt. Oder verstehe ich Sie da falsch?
Böttger: Ja, das auch. Und es ist halt irgendwie, es ist halt ein bisschen abgegriffen gerade, aber das, trotzdem, nichtsdestotrotz ist es wichtig und ist eben in aller Munde, weil, man muss es eben mit den neuen Ideen füllen und wir haben halt ja schon, es wird ja jetzt schon, man sagt ja immer, die ganzen technischen Möglichkeiten wie, dass man bessere Fenster hat und bessere Dämmungen, das ist ja schon gemacht, und wir versuchen das halt noch einen Schritt weiter zu drehen, dass auch der Lebensstil oder die Art, wie man überhaupt lebt, die gelebte Umwelt entwickelt, auch ein Update vertragen kann.
Timm: Ziel einer guten Idee sollte es natürlich sein, auch verwirklicht zu werden. Also, wenn die Fragen beantwortet sind, die Sie stellen mit Ihren Projekten, und wenn die Welt dann verbessert ist, dann entstehen natürlich auch menschengerechtere Städte und Gebäude. Sind Sie dann wieder Architekten? Schließt sich dann der Kreis für Architektur und Raumtaktiker zusammen?
Böttger: Gut, also wir sind auch nach wie vor Architekten, aber die Raumtaktik ermöglicht halt uns, in einem gewissen weiteren Feld zu arbeiten und wir würden ja auch nicht ausschließen, Gebäude zu machen. Bislang gibt es halt genug anderes zu tun, und Gebäude sind nur eine Möglichkeit der Beeinflussung von Stadt.
Timm: Matthias Böttger, engagierter Raumtaktiker und Kurator des deutschen Pavillons bei der Biennale in Venedig. Wir wünschen Ihnen alles Gute. Ich fand das sehr interessant, was Sie uns beschrieben haben und ich wünsche Ihnen jetzt, dass das Alarmsignal dann bei der Eröffnung nicht mehr erklingt. Vielen Dank für das Gespräch.
Böttger: Vielen Dank. Tschüss.