Kein Tag ohne Gedicht

Elias Canetti, Joseph Brodsky, Herta Müller oder Tomas Tanströmer - alles Nobelpreisträger des Hanser-Verlags, die mit Verleger Michael Krüger eng verbunden sind. Sie gehören zur Erfolgsgeschichte des Literaturbegeisterten, der heute seinen 70. Geburtstag feiert - und der die Literaturlandschaft in Deutschland nicht nur als Verleger, sondern auch als Autor und Publizist mitgeprägt hat.

Seine literarische Karriere startete Michael Krüger als Buchhändlerlehrling beim Herbig-Verlag. Anfang der 1960er-Jahre ging er dann zu Harrods nach London, bevor er 1968 eine Tätigkeit als Lektor beim Carl Hanser Verlag aufnahm. 1986 wurde er dort zum literarischen Leiter berufen, seit 1995 war er dann auch geschäftsführender Gesellschafter. Nicht nur der runde Geburtstag Michael Krügers rückt ihn derzeit in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit - auch sein Abschied vom Hanser-Verlag ist in aller Munde. Ende des Jahres gibt er die Geschäfte ab. Über seinen Abschied und seine Zukunftspläne sprach Michael Krüger im August ausführlich im Deutschlandradio.

In der Literaturszene wird Michael Krüger als urteilsstarke Persönlichkeit geschätzt. Rüdiger Safranski bezeichnete ihn im Interview mit Deutschlandradio Kultur als einen "lakonischen Genauigkeitsmenschen". Er könne das Geschwätz, das Drumrumreden nicht leiden. "Michael Krüger ist ein Liebhaber der Lyrik, da gibt es nur noch sehr sehr wenige, und das lyrische Talent, das er selber hat, ist das Talent, die Dinge auf den Punkt zu bringen, so dass sie elastisch werden, dass Klarheit in Schönheit übergeht." "Kein Tag ohne Gedicht", so ein Motto von Michael Krüger.

Er prägte das Profil und den Aufbau des Repertoires des Hanser-Verlags entscheidend mit, und landete dabei mit deutschen und ausländischen Autoren etliche Bestseller-Erfolge wie Umberto Ecos "Der Name der Rose" oder Jostein Gaarders "Sophies Welt". "Ich kann mir schwer vorstellen, jetzt den Michel Krüger im Hanser-Verlag nicht mehr anzutreffen" - so wie Rüdiger Safranski wird es wohl vielen gehen.