Wie ein gutes Ablagesystem
"Brauch ich das noch - oder kann das weg?" Stellt sich auch das menschliche Gehirn diese Frage?
Eine Forschergruppe an der Universität Regensburg hat sich damit beschäftigt, wie das Gedächtnis Spreu vom Weizen trennt – und wie wir diese Tätigkeit aktiv unterfüttern können.
Teamleiter Karl-Heinz Bäuml, Professor für Experimentelle und angewandte Entwicklungspsychologie, sagt, eine wichtige Voraussetzung, um Informationen im Gehirn zu aktualisieren, sei es zu wissen, wie relevant diese seien, sagt Bäuml. Bekämen wir diese Info, könnten wir eine Art innere Prioritäten-Liste anlegen.
Altes wird nicht komplett verdrängt
Das Gute: Auch alte Informationen – zum Beispiel alte Passwörter für den Zugang zu Computern oder Firmennetzwerken – würden nicht komplett verdrängt, sondern seien durchaus wieder abrufbar, wenn auch nicht so einfach sie die frischen Infos. Es gebe verschiedene Schlüssel, um alte Informationen wieder abzurufen. Einer dieser Schlüssel könne zum Beispiel ein emotionales Erlebnis sein. Sei eine Information mit Emotionen verbunden, falle es den meisten Menschen leichter, diese noch lange abzurufen. Andere Schlüssel seien etwa "das, was Sie gerade hören oder das, was Sie gerade riechen."
Funktioniert unser Gedächtnis also wie eine Software die ein Update bekommt?
"Ich würde eher sagen: Etwas wird weiter nach oben gehievt – wie wenn Sie eine Ablage haben. Etwas ist weiter oben und etwas ist weiter unten. Und weiter oben heißt: Es ist eher leicht abrufbar. Und bei Dingen, die eher weiter unten sind, heißt es, dass sie schwerer abrufbar sind. Richtig gelöscht wird nichts."