Der 8. Mai wäre ein würdiger Feiertag − jedes Jahr
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Am 8. Mai wird in Berlin nun wieder das Kriegsende vor 75 Jahren als Feiertag begangen. Der Historiker René Schlott erläutert, warum dieser Tag künftig bundesweit als ein Tag der Freude und Befreiung gefeiert werden sollte.
Im Gegensatz zur Entscheidung des Bundestags, plädiert der Historiker René Schlott dafür, den 8. Mai künftig jedes Jahr als bundesweiten Feiertag zu begehen. Dieser Tag sei eine Gelegenheit, um Menschen zu befragen, die das Ende des Krieges 1945 noch selbst miterlebt hätten. Schlott forscht zum Holocaust und ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Leibnitz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. "Ich kann es im Falle der Großmutter meiner Kinder ganz klar sagen: Das war ein Tag der Erleichterung und der Freude, denn Frieden war in Deutschland."
Doppelte Bedeutung
Aus Sicht des Historikers gebe es mehrere Gründe, den 8. Mai als Feiertag zu begehen: "Einmal haben wir seitdem eine der längsten Friedenszeiten in unserer deutschen Geschichte. Das ist doch wirklich eine Leistung, dass wir so ein stabiles, friedliches, wohlhabendes Land geworden sind."
Aber es gebe auch den 71. Jahrestag der Verabschiedung des Grundgesetzes zu feiern - das am 8. Mai 1949 vom Parlamentarischen Rat verabschiedet wurde und Schlott als eine der großen Errungenschaften der deutschen Gesellschaft sieht: "Konrad Adenauer, damals Präsident des Rates, hat kurz vor zwölf die Debatte abgebrochen und gesagt: Es ist wichtig, dass wir das Grundgesetz noch an diesem bedeutungsvollen Tag vier Jahre nach Kriegsende verabschieden."
Der 8. Mai werde zwar in Ost und West unterschiedlich betrachtet, dies sei die Folge der Prägung aus 40 Jahren DDR. "Eine der Staatsziele der DDR war der Antifaschismus. Dieser Tag wurde auch in der DDR als Feiertag begangen, in den 50er-, 60er-Jahren, bevor er dann doch auch dort abgeschafft worden ist. Also von daher noch sehr viel stärker dieser Impuls, dass man befreit worden ist. Einfach aufgrund der Staatsdoktrin, die lange dort geherrscht hat."
Tag der Befreiung und des Friedens
Schlott ist überzeugt, dass eine große Mehrheit der Deutschen diesen Tag als Befreiungstag empfindet. Auch wenn es faktisch für die Wehrmacht eine Niederlage gewesen sei, habe der Großteil der Bevölkerung das Kriegende als Erleichterung empfunden.
"Deutsche Städte wurden nicht weiter bombardiert, Flakhelfer und junge Leute mussten plötzlich nicht mehr kämpfen. Von daher was es ein Tag des Friedens für das gesamte deutsche Volk. Wenn sie in Not und Elend leben, dann ist das eine große Erleichterung, wenn dieser Krieg zu Ende ist." Vergessen dürfe man auch nicht die Insassen von Konzentrationslagern. "Für deutsche Juden war es tatsächlich ein Tag der Befreiung."
Die Befreiung vom Gedankengut der Ideologie des Nationalsozialismus habe dann erst im Laufe der nachfolgenden Jahrzehnte stattgefunden. Dies hätten die Alliierten nicht verordnen können, so Schlott. Zum heutigen Erinnerungskonsens gehöre, dass es mitten in Berlin, ein großes Denkmal gebe, das an den Völkermord an den europäischen Juden erinnert. "Diesen Weg zum Erinnerungskonsens, diese innere Befreiung von der NS-Ideologie und die Erinnerung an die NS-Verbrechen, die mussten die Deutschen selber leisten."
(mle)