München ringt um seine Haltung zu den Stolpersteinen
Viele tausend Stolpersteine - die an Opfer der Nazidiktatur erinnern - sind in Deutschland und Europa auf öffentlichem Straßenland verlegt. In München gibt es allerdings nur ein paar und die ausschließlich auf privatem Grund. Der Stadtrat will Stolpersteine in der Stadt haben, doch er trifft auf erbitterten Widerstand. Kommt nun ein "Münchner Weg"?
Sie sind 10 mal 10 Zentimeter groß und leuchten – je nach Zustand - messingfarben aus dem grauen Asphalt heraus: Die "Stolpersteine", die seit 1996 zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes in Deutschland und einigen weiteren Ländern Europas verlegt werden. Eingraviert sind die Worte: "Hier wohnte...", dann Name, Geburtsjahr und Datum und Ort der Deportation oder der Ermordung des Menschen.
6000 Stück von diesen Stolpersteinen gibt es in Berlin, nur wenige in München, dort sind sie auf städtischem Grund verboten – und darüber wird immer wieder diskutiert. So auch am Montagabend, bei einer Podiumsdiskussion, geladen hatte Isabel Zacharias, kulturpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion.
Großer Diskussionsbedarf in München
Der neue Oberbürgermeister Dieter Reiter hat sich zu dieser Problematik noch gar nicht geäußert, er hält sich bisher sehr bedeckt. Druck kommt nun aber von den Stadträten: München könne sich da nicht mehr heraushalten. Andere bayerische Städte haben sich längst für die Stolpersteine entschieden - 200 Steine liegen bereits im Freistaat.
Doch es gibt viele Argumente dagegen: Man könne doch die Opfer nicht ein zweites Mal in den Dreck legen und auf ihnen herumtreten, meint etwa Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde in München und Oberbayern.
In München ist großer Diskussionsbedarf zu diesem Thema. Auf der Podiumsdiskussion ging es deshalb um einen "Münchner Weg": Wäre es eventuell eine Möglichkeit, die Steine in Häuserwände einzulassen, damit man nicht auf ihnen herumtritt? Am 5. Dezember soll es ein "Stadtrats-Hearing" geben. Alle Argumente sollen noch einmal zusammengetragen und ergebnisoffen ausgewertet werden.