Über die Frage "Gefährlich süß – Wie kommen wir weg vom Zucker?" diskutiert Klaus Pokatzky heute von 9:05 Uhr bis 11 Uhr mit Dagmar von Cramm und Andreas Pfeiffer. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254, per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de – sowie auf Facebook und Twitter.
Wie kommen wir weg vom Zucker?
84:23 Minuten
Der Morgenkaffee ordentlich süßen, mittags eine Limo und abends Gummibärchen zur Lieblingsserie: Pro Jahr isst jeder laut Statistik 34 Kilogramm Zucker. Zu viel, warnen Mediziner. Aber wie schaffen wir es, weniger Zucker zu essen?
"Ohne Zucker kommen wir in unserer Lebensmittelumwelt kaum aus", sagt Dagmar von Cramm, Autorin von Ernährungsratgebern und Kochbüchern. Das Problem sei der versteckte Zucker in vielen Produkten: Er befindet sich u.a. als Glukosesirup in der Leberwurst, als Dextrose in Chips und Weißkrautsalat und als Maltodextrin in Tütensuppen. Viele Fertigmüslis bestehen zu einem Viertel aus Zucker. "Zucker ist preiswert, er ist technologisch leicht einzusetzen. Das führt dazu, dass er überall vorkommt. In dem Moment, wo ich alles selber koche, kann ich das bewusst steuern, aber wir bewegen uns in der Welt der Fertigprodukte."
Selbstgemischtes Müsli als Alternative
Die Ernährungswissenschaftlerin hat viele Tipps, wie man Zucker problemlos reduzieren kann, ohne auf Genuss zu verzichten: Müslis selbst zusammenstellen aus Haferflocken, Nüssen, Leinsamen – und zum Süßen Trockenobst. Mineralwasser oder Saftschorlen trinken statt Limo oder reine Säfte. Den Joghurt selbst mixen – naturbelassen mit süßem Obst.
Eine generelle Regel für alle Hobbybäcker:"20 Prozent Zucker können aus so gut wie jedem Rezept ersatzlos gestrichen werden. Ein Viertel des übrigen Zuckers kann man zudem ersetzen, beispielsweise durch Honig oder pürierte Trockenfrüchte." So könne man schon Kinder auf einen anderen – weniger gezuckerten – Geschmack bringen.
"Zucker liefert nicht nur leere Kalorien ohne Mineralien und Mikronährstoffe, sondern trägt unmittelbar zur Entstehung einer Fettleber und Insulinresistenz bei", sagt Andreas Pfeiffer, Direktor der Abteilung Endokrinologie, Diabetes und Ernährungsmedizin der Charité Berlin. "Kinder nehmen relativ zum Körpergewicht noch mehr Zucker mit Limonaden auf als Erwachsene."
Übergewichtige Deutsche kosten Millionen Euro
Die Folge: Zwei Drittel der Männer und etwa die Hälfte der Frauen sind übergewichtig. 13 Prozent der Kinder in Deutschland sind zu dick, über sechs Prozent fettleibig - mehr als doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Aktuell leben mehr als sechs Millionen Diabetiker in Deutschland, die Zahl der Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen steigt. Dies habe auch mit dem hohen Zuckerkonsum zu tun.