Gefährliche Alge
Die Hersteller von Algenprodukten bewerben ihre Erzeugnisse gerne als Allheilmittel. Sie sollen gegen diverse Krankheit oder Befindlichkeitsstörung helfen. Wissenschaftlich bewiesen ist das nicht. Im Gegenteil: Nun wurde ein erhöhter Gehalt an Giftstoffen in Nahrungsergänzungsmitteln aus Algen festgestellt.
Anlass: Von der Universität Konstanz erreicht uns eine Warnung vor Algenprodukten, die aus Gründen der Gesundheit geschluckt werden. Ihr Gehalt an Giften soll den Richtwert bis zum Achtfachen überschreiten.
Um was für Algen und Giftstoffe handelt es sich? Die Warnung des Umwelttoxikologen Professor Daniel Dietrich gilt für Blaualgen (wie AFA-Algen), die vor allem als Nahrungsergänzung angeboten werden. Dietrich hatte sechzehn handelsübliche Präparate aus Deutschland und der Schweiz untersucht und in zehn Präparaten erhöhte Gehalte an Mikrocystinen nachgewiesen. Sie überschritten den Richtwert von ein Mikrogramm pro Gramm Algenpräparat. Dieser Richtwert geht davon aus, dass täglich davon aber nur zwei Gramm davon geschluckt werden.
Wie wirken die Toxine? Diese Algengifte wirken etwa so wie das Gift des Knollenblätterpilzes. Bei chronischer Zufuhr kleiner Mengen werden vor allem Leberschäden beziehungsweise Leberkrebs erwartet. Allerdings ist es schwierig, die exakte Wirkung anzugeben, da es viele Algengifte gibt und diese Algen ja nicht in reinen Monokulturen im Labor erzeugt werden, sondern industriell aus Seen geerntet werden. Da gibt es ganz unterschiedliche Algenarten, die dort miteinander vergesellschaftet sind. Deshalb können durchaus auch mal unerwartete Stoffe in den Präparaten auftauchen. In der Tat bilden die AFA-Algen vermutlich selbst keine Microcystine, aber die gleichzeitig auftretende Mycrocystis aeruginosa - Alge ist ein fleißiger Produzent.
Wozu werden diese Produkte überhaupt verkauft? Als Allheilmittel. Es gibt wohl kaum noch eine Krankheit oder Befindlichkeitsstörung, die laut Websites und Werbeaussagen der Händler nicht mit diesen Algen behandelt werden könnte. Das Zeug macht angeblich jung, gesund und erfolgreich. Egal ob Alter, Amalgamvergiftung, Alzheimer oder Arthrose mit Algenpräparaten lässt sich alles wieder beheben.
Und welche Wirkungen sind davon gesichert? Laut Professor Dietrich keine – einmal abgesehen von der Giftigkeit der Algengifte. Dietrich sorgt sich dabei vor allem um die Kinder, denen das Tag für Tag als "Gedeihhilfe" von besorgten Müttern appliziert wird und die aus seiner Sicht besonders gefährdet sind.
Besteht auch ein Risiko für unser Trinkwasser oder für Badende, wenn sie in einem See mit Blaualgen schwimmen und dabei etwas Wasser schlucken? Im Prinzip schon. Allerdings ist das in der Praxis nur in Extremfällen möglich. Bei der höchsten im Wasser gemessenen Konzentration muss ein Kind schon zwei Liter Algenwasser trinken, um daran zu sterben. Da Algen zehn Mal soviel Gift enthalten wie das Wasser, in dem sie leben, würde für ein Baby – rein rechnerisch – ein Glas Algenplörre genügen und bei Überempfindlichkeit ein Schluck. Ein Risiko besteht hier allenfalls für Gesundheitsfanatiker, die meinen, das "Gute der Natur" gleich vor Ort in vollen Zügen genießen zu müssen. Algen sollen ja so gesund sein.
In der Praxis dürfte ein Risiko vor allem dort bestehen, wo das Trinkwasser nicht aus unterirdischen Quellen stammt, sondern - wie vielfach in den USA - in offenen Tanks oberirdisch gesammelt wird. Da können sich neben den obligatorischen Enten gleichermaßen Algen ansiedeln und das Trinkwasser kontaminieren.
Literatur:
Dietrich D, Höger S: Guidance values for microcystins in water ans cyanobacterial supplement products (blue-green algal supplements): a reasonable or misguided approach? Toxicology and Applied Pharmacology 2005; 203: 273-289
Engeli B: Annex zur SKLM-Stellungnahme "Microcystine in Algenprodukten zur Nahrungsergänzung" vom 28. September 2005
Dietrich D, Höger S: Cyanobakterielle Toxine und der Mensch: Hintergründe und Gefahren. http://www.vorarlberg.at/pdf/prof_dietrich.pdf
Botana LM (Ed): Seafood and Freshwater Toxins. Marcel Dekker, New York 2000
Um was für Algen und Giftstoffe handelt es sich? Die Warnung des Umwelttoxikologen Professor Daniel Dietrich gilt für Blaualgen (wie AFA-Algen), die vor allem als Nahrungsergänzung angeboten werden. Dietrich hatte sechzehn handelsübliche Präparate aus Deutschland und der Schweiz untersucht und in zehn Präparaten erhöhte Gehalte an Mikrocystinen nachgewiesen. Sie überschritten den Richtwert von ein Mikrogramm pro Gramm Algenpräparat. Dieser Richtwert geht davon aus, dass täglich davon aber nur zwei Gramm davon geschluckt werden.
Wie wirken die Toxine? Diese Algengifte wirken etwa so wie das Gift des Knollenblätterpilzes. Bei chronischer Zufuhr kleiner Mengen werden vor allem Leberschäden beziehungsweise Leberkrebs erwartet. Allerdings ist es schwierig, die exakte Wirkung anzugeben, da es viele Algengifte gibt und diese Algen ja nicht in reinen Monokulturen im Labor erzeugt werden, sondern industriell aus Seen geerntet werden. Da gibt es ganz unterschiedliche Algenarten, die dort miteinander vergesellschaftet sind. Deshalb können durchaus auch mal unerwartete Stoffe in den Präparaten auftauchen. In der Tat bilden die AFA-Algen vermutlich selbst keine Microcystine, aber die gleichzeitig auftretende Mycrocystis aeruginosa - Alge ist ein fleißiger Produzent.
Wozu werden diese Produkte überhaupt verkauft? Als Allheilmittel. Es gibt wohl kaum noch eine Krankheit oder Befindlichkeitsstörung, die laut Websites und Werbeaussagen der Händler nicht mit diesen Algen behandelt werden könnte. Das Zeug macht angeblich jung, gesund und erfolgreich. Egal ob Alter, Amalgamvergiftung, Alzheimer oder Arthrose mit Algenpräparaten lässt sich alles wieder beheben.
Und welche Wirkungen sind davon gesichert? Laut Professor Dietrich keine – einmal abgesehen von der Giftigkeit der Algengifte. Dietrich sorgt sich dabei vor allem um die Kinder, denen das Tag für Tag als "Gedeihhilfe" von besorgten Müttern appliziert wird und die aus seiner Sicht besonders gefährdet sind.
Besteht auch ein Risiko für unser Trinkwasser oder für Badende, wenn sie in einem See mit Blaualgen schwimmen und dabei etwas Wasser schlucken? Im Prinzip schon. Allerdings ist das in der Praxis nur in Extremfällen möglich. Bei der höchsten im Wasser gemessenen Konzentration muss ein Kind schon zwei Liter Algenwasser trinken, um daran zu sterben. Da Algen zehn Mal soviel Gift enthalten wie das Wasser, in dem sie leben, würde für ein Baby – rein rechnerisch – ein Glas Algenplörre genügen und bei Überempfindlichkeit ein Schluck. Ein Risiko besteht hier allenfalls für Gesundheitsfanatiker, die meinen, das "Gute der Natur" gleich vor Ort in vollen Zügen genießen zu müssen. Algen sollen ja so gesund sein.
In der Praxis dürfte ein Risiko vor allem dort bestehen, wo das Trinkwasser nicht aus unterirdischen Quellen stammt, sondern - wie vielfach in den USA - in offenen Tanks oberirdisch gesammelt wird. Da können sich neben den obligatorischen Enten gleichermaßen Algen ansiedeln und das Trinkwasser kontaminieren.
Literatur:
Dietrich D, Höger S: Guidance values for microcystins in water ans cyanobacterial supplement products (blue-green algal supplements): a reasonable or misguided approach? Toxicology and Applied Pharmacology 2005; 203: 273-289
Engeli B: Annex zur SKLM-Stellungnahme "Microcystine in Algenprodukten zur Nahrungsergänzung" vom 28. September 2005
Dietrich D, Höger S: Cyanobakterielle Toxine und der Mensch: Hintergründe und Gefahren. http://www.vorarlberg.at/pdf/prof_dietrich.pdf
Botana LM (Ed): Seafood and Freshwater Toxins. Marcel Dekker, New York 2000