Gefahren durch Naturkatastrophen
In "Fragile Welt" warnen Wissenschaftler vor globalen Naturkatastrophen und stellen dar, was man dagegen präventiv tun kann. Es ist ein hoch informatives Buch.
"Niemals seit dem Ende der Hongkong-Grippe von 1968 waren wir einer neuen Pandemie so nah wie heute." Sätze wie diese haben das Zeug zur Panikmache. Was die Autoren mit Blick auf die Verbreitung des "Schweinegrippe"-Virus dann folgen lassen, setzt noch eins um andere drauf.
Der Impfstoff sei zu teuer, das Medikament biete keinen hundertprozentigen Schutz, und deswegen steige das Risiko einer Resistenz des Virus gegen die Impfung. Wenn, so die Annahme, 15 Prozent der Bevölkerung vom Erreger befallen würden, brächte das schätzungsweise 50.000 Menschen um und weitere fast 200.000 Menschen zumindest ins Krankenhaus.
Dergleichen Prognosen ruft natürlich die Katastrophenfunktionäre auf den Plan, also jene nützlichen Menschen, die mit solchen mehr oder weniger abgesicherten Wahrscheinlichkeitsrechnungen argumentativ hantieren, um diverse Vorsorgepläne aufzustellen und allerhand Maßnahmen in Gang setzen, von gesetzlichen über organisatorische bis hin zu mentalen. Vor allem die Letzteren sollen den Menschen landauf landab das permanente Bewusstsein einbläuen, wie gefährlich es ist, auf dieser Welt zu leben und wie wichtig es ist, sich gegen alles abzusichern.
Die Autoren haben eine etwas eigenwillige Auswahl von Naturkatastrophen getroffen, deren Entstehen, Risiko und Präventionsmöglichkeiten sie ausführlich darstellen: Einschläge von Asteroiden, Vulkanausbrüchen, Erdbeben und eben Pandemien. Warum nicht auch Hochwasser, Bergrutsche und dergleichen? Die drei Wissenschaftler, zwei Astrophysiker und ein Elektrotechniker haben sich auf Großereignisse konzentriert, die mit einer gewissen Garantie etliche Tausend Todesopfer hinterlassen.
Mit Staunen liest man, wie sich im Umfeld der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA haufenweise Fachleute scharen, die jeden Asteroiden im Sonnensystem aufspüren und ausrechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie auf der Erde einschlagen, und die sich wie Hollywood-Drehbuchschreiber den Kopf darüber zerbrechen, wie solchen Raumgeschossen beizukommen ist. Der Aufwand, der da in den USA getrieben wird, scheint nach der Darstellung der Autoren aberwitzig hoch im Vergleich zur Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen kosmischen Ereignisses.
Am Ende empfehlen sie, innerhalb der UNO sollte ein Vertrag geschlossen werden, in dem die NASA verpflichtet wird, für den Abschuss eines drohenden Asteroiden zu sorgen und im Gegenzug die Weltraumorganisation von Schadensersatzforderungen freizuhalten, falls ein abgesprengtes Bruchstück unvorhergesehen Furchtbares in einem Land anrichten würde, das ohne die Star-wars-Attacke ungeschoren davongekommen wäre.
An solche Übereinkünfte wirklich zu glauben, grenzt an Naivität – vor allem vor dem Hintergrund des jüngsten Debakels von Kopenhagen, wo die Klimakonferenz-Staaten sich noch nicht einmal auf den kleinsten Kompromiss einigten. Inzwischen steht die Treibhaus-Katastrophe manchen Inselstaaten bereits bis zum Hals.
Die Autoren haben im Ganzen ein flüssig und umkompliziert zu lesendes und, was die Grundinformation über das Entstehen der dargestellten Naturkatastrophen angeht, hoch informatives Buch vorgelegt. Beim Kapitel Erdbeben, gestehen sie immerhin ein, ist keine vernünftige Prävention möglich. Im Falle der Pandemie sind sie indes von der Realität überholt worden, denn die hat ihnen gezeigt, dass nicht jeder Grippevirus, der im Schweinsgalopp daherkommt, gefährlich sein muss wie ein Trupp Wildeber.
Besprochen von Florian Hildebrand
Andreas Burkert, Helmut Hetznecker, Pjilipp A. Schoeller:
Fragile Welt, Wie die Menschheit globale Naturkatastrophen überleben kann
Herbig-Verlag, 320 Seiten, 19,95 Euro
Der Impfstoff sei zu teuer, das Medikament biete keinen hundertprozentigen Schutz, und deswegen steige das Risiko einer Resistenz des Virus gegen die Impfung. Wenn, so die Annahme, 15 Prozent der Bevölkerung vom Erreger befallen würden, brächte das schätzungsweise 50.000 Menschen um und weitere fast 200.000 Menschen zumindest ins Krankenhaus.
Dergleichen Prognosen ruft natürlich die Katastrophenfunktionäre auf den Plan, also jene nützlichen Menschen, die mit solchen mehr oder weniger abgesicherten Wahrscheinlichkeitsrechnungen argumentativ hantieren, um diverse Vorsorgepläne aufzustellen und allerhand Maßnahmen in Gang setzen, von gesetzlichen über organisatorische bis hin zu mentalen. Vor allem die Letzteren sollen den Menschen landauf landab das permanente Bewusstsein einbläuen, wie gefährlich es ist, auf dieser Welt zu leben und wie wichtig es ist, sich gegen alles abzusichern.
Die Autoren haben eine etwas eigenwillige Auswahl von Naturkatastrophen getroffen, deren Entstehen, Risiko und Präventionsmöglichkeiten sie ausführlich darstellen: Einschläge von Asteroiden, Vulkanausbrüchen, Erdbeben und eben Pandemien. Warum nicht auch Hochwasser, Bergrutsche und dergleichen? Die drei Wissenschaftler, zwei Astrophysiker und ein Elektrotechniker haben sich auf Großereignisse konzentriert, die mit einer gewissen Garantie etliche Tausend Todesopfer hinterlassen.
Mit Staunen liest man, wie sich im Umfeld der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA haufenweise Fachleute scharen, die jeden Asteroiden im Sonnensystem aufspüren und ausrechnen, mit welcher Wahrscheinlichkeit sie auf der Erde einschlagen, und die sich wie Hollywood-Drehbuchschreiber den Kopf darüber zerbrechen, wie solchen Raumgeschossen beizukommen ist. Der Aufwand, der da in den USA getrieben wird, scheint nach der Darstellung der Autoren aberwitzig hoch im Vergleich zur Eintrittswahrscheinlichkeit eines solchen kosmischen Ereignisses.
Am Ende empfehlen sie, innerhalb der UNO sollte ein Vertrag geschlossen werden, in dem die NASA verpflichtet wird, für den Abschuss eines drohenden Asteroiden zu sorgen und im Gegenzug die Weltraumorganisation von Schadensersatzforderungen freizuhalten, falls ein abgesprengtes Bruchstück unvorhergesehen Furchtbares in einem Land anrichten würde, das ohne die Star-wars-Attacke ungeschoren davongekommen wäre.
An solche Übereinkünfte wirklich zu glauben, grenzt an Naivität – vor allem vor dem Hintergrund des jüngsten Debakels von Kopenhagen, wo die Klimakonferenz-Staaten sich noch nicht einmal auf den kleinsten Kompromiss einigten. Inzwischen steht die Treibhaus-Katastrophe manchen Inselstaaten bereits bis zum Hals.
Die Autoren haben im Ganzen ein flüssig und umkompliziert zu lesendes und, was die Grundinformation über das Entstehen der dargestellten Naturkatastrophen angeht, hoch informatives Buch vorgelegt. Beim Kapitel Erdbeben, gestehen sie immerhin ein, ist keine vernünftige Prävention möglich. Im Falle der Pandemie sind sie indes von der Realität überholt worden, denn die hat ihnen gezeigt, dass nicht jeder Grippevirus, der im Schweinsgalopp daherkommt, gefährlich sein muss wie ein Trupp Wildeber.
Besprochen von Florian Hildebrand
Andreas Burkert, Helmut Hetznecker, Pjilipp A. Schoeller:
Fragile Welt, Wie die Menschheit globale Naturkatastrophen überleben kann
Herbig-Verlag, 320 Seiten, 19,95 Euro