"Sie behandeln uns wie Tiere"
18.000 Geflüchtete sind in diesem Jahr bislang auf den griechischen Inseln angekommen. 2015 waren es noch 850.000 Menschen. Trotz der stark gesunkenen Zahlen sind die Bedingungen weiterhin schlecht. Die Behörden sind überlastet, der EU-Türkei-Deal wankt.
"Selbst wenn 100 Leute kommen – das ist ungefähr die Zahl von Angekommenen in zwei Tagen – dann gibt es ein Problem. Wir kommen erneut an unsere Grenze."
So schildert es der Chef der griechischen Asylbehörde auf Chios: Nikos Papamanolis. Er klagt, dass die griechischen Behörden mit jedem neuen Boot ein Stück näher an den Kollaps kämen. Die Sachbearbeiter kämen nicht hinterher, die Asylanträge zu bearbeiten. So sitzen die Geflüchteten oft Monate in den Zelt-Lagern fest. Nicht mal genug Schlafplätze gebe es auf Chios, sagt Khaled:
"Das Camp in Vial war überfüllt. Da waren etwa 225 neue Flüchtlinge ohne zuhause und sie bekamen nicht einmal ein Zelt. Das Büro in Vial hat sie registriert und ihnen danach gesagt: Sucht euch selbst eigene Schlafplätze. Allein gelassen? Jeder ist allein hier."
EU-Türkei-Deal könnte platzen
Die Verfahren dauern auch deshalb so lange, da unklar sei, ob Griechenland die Türkei als sicheren Drittstaat einstuft. Ein Syrer hatte gegen seine Abschiebung in die Türkei geklagt. Jetzt muss das oberste Verwaltungsgericht in Griechenland entscheiden, ob ohne weiteres in die Türkei abgeschoben werden kann.
Das Urteil könnte somit auch den "EU-Türkei-Deal" ins Wanken bringen. Demnach sollen "alle neuen irregulären Migranten, die ab dem 20. März 2016 von der Türkei auf die griechischen Inseln gelangen, in die Türkei zurückgeführt werden."
Im gesamten Jahr 2016 kamen rund vergangenen Jahr kamen etwa 170.000 Menschen auf den Griechischen Inseln an. In diesem Jahr waren es bisher 18.000. In die Türkei abgeschoben wurden 1.300 - also nur ein geringer Teil der Ankommenden.
Misshandlungen von Geflüchteten
Die Menschen aus den Kriegsländern Syrien, Irak und Afghanistan bilden die größte Gruppe. Sie sitzen wie der 24-jährige Syrer Khaled seit vier Monaten auf Chios fest - ohne Perspektive auf ein neues Leben. Er berichtet auch von Misshandlungen durch die Polizei.
"Sie behandeln uns wie Tiere. Ihnen ist es egal, ob sie uns hauen, ins Gesicht schlagen, oder einfach nur schubsen. Aber nach all dem sind wir immer noch Menschen. Vielleicht mögen sie uns nicht, aber wir sind nun einmal hier. Wir haben keine Wahl. Hätte ich eine Wahl, wäre ich nicht hier. Es wäre ehrenvoller gewesen in meinem Land zu sterben, als diese Erniedrigung hier zu ertragen."