Unterkünfte für Ukraine-Flüchtlinge
Im Bau befindliche Flüchtlingsunterkunft in Holzmodulbauweise (2016 in München): Das Gebäude gehörte zum deutschen Beitrag für die Architekturbiennale in Venedig. © picture alliance / dpa / Peter Kneffel
Bauten für die Zukunft
07:08 Minuten

Wie man Geflüchtete am besten unterbringt, hat man in den vergangenen Jahren gelernt, meint der Architekt Peter Schmal. Ideale Unterkünfte bräuchten eine bestimmte Größe und eine ÖPNV-Anbindung – so dass sie später einmal weitergenutzt werden können.
Durch den Krieg in der Ukraine ist die Frage nach Unterkünften für Flüchtlinge in Deutschland wieder aktuell. Grundsätzlich dauere es immer sehr lange, bis neue Gebäude entstünden, sagt Peter Schmal. Er leitet das Architekturmuseum in Frankfurt am Main und hat sich schon 2015 für den Biennale-Beitrag „Making Heimat“ mit Flüchtlingsbewegungen beschäftigt.
Geflüchtete suchen nach ihresgleichen
Wichtige Erkenntnisse dazu finde man bei dem Journalisten Doug Saunders, der weltweit Wanderungsbewegungen in die Städte untersucht habe, berichtet Schmal. Demnach zieht es Flüchtlinge immer zu ihresgleichen, also in Städte und Stadtviertel, wo schon Flüchtlingsgruppen mit gleichen ethnischen und kulturellen Hintergründen leben.

Peter Schmal leitet das Architekturmuseum in Frankfurt.© picture alliance / dpa
Dies habe man 2015 bei der ersten Flüchtlingswelle beobachtet und das werde auch bei den ukrainischen Flüchtlingen so sein, glaubt Schmal.
Viele der damaligen Flüchtlingscamps seien nur mit temporären Genehmigungen entstanden und später entweder entfernt oder zu „halbwegs normalen“ Siedlungen umgeformt worden. Manche davon kämen vermutlich auch jetzt wieder als Flüchtlingsunterkünfte in Frage. Weitere Kapazitäten sieht Schmal bei den Notaufnahmezentren, die für Bürgerkriegsflüchtlinge aus aller Welt gebaut worden waren, und leerstehenden Hotels.
Kleine Projekte werden besser akzeptiert
Und wenn doch neu gebaut werden muss? Aus der Vergangenheit habe man gelernt, besser modular und kleinere Einheiten zu bauen, wie es etwa die Stadt München gemacht habe: „Die sind in den Stadtvierteln auf Akzeptanz gestoßen, weil sie eben nicht so riesig sind, sondern sich einfacher integrieren lassen.“

Vor der Registrierungsstelle für Flüchtlinge in Hamburg: Menschen, die unsere Hilfe brauchen.© picture alliance / dpa / Marcus Brandt
Gebäude nur für Geflüchtete zu planen und diese dann für den Fall der Fälle freizuhalten, hält Schmal für kontraproduktiv. Es müsse vielmehr genug gebaut werden und günstiger Wohnraum entstehen, so dass dort beispielsweise auch sozial bedürftige Menschen einziehen könnten.
Dazu seien eher kleine Wohnungen ideal, mit der Nähe zu öffentlichen Verkehrsmitteln – und damit einer Nähe zu Jobs und der Möglichkeit, ein Gewerbe zu betreiben. Bei den Flüchtlingen aus der Ukraine geht Schmal davon aus, dass viel auch einfach von der Bevölkerung aufgenommen werden: „Denn natürlich wird eine Frau mit ihren Kindern von vielen Leuten als harmlos und nicht bedrohlich empfunden.“