Geflüchtetenlager Moria

Wie werden Bilder ikonisch?

33:03 Minuten
Ein rennedes Paar flieht vor den Flammen und dem Feuer, das im Flüchtlingslager Moria ausgebrochen ist.
Geflüchtete müssen erneut fliehen - vor den Flammen im Lager Moria auf Lesbos. © Getty Images / LightRocket / SOPA Images / Afshin Ismaeli
Von Katrin Rönicke und Christine Watty |
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Nach dem Brand des Flüchtlingscamps in Moria scheint die Aufmerksamkeit für die Situation vor Ort abzunehmen. Wir sprechen mit der Journalistin Isabel Schayani und der Medienwissenschaftlerin Kathrin Fahlenbrach und fragen: Fehlen starke Bilder?
In der Nacht vom 8. auf den 9. September brannte das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos nieder. Tausende Menschen landeten auf der Straße und auf einmal schienen alle hinzusehen und das Elend der Menschen in dem Lager bewusst wahrzunehmen. Neben den Bildern des brennenden Lagers, die auch die sozialen Medien durchgeisterten, illustrierte unter anderem die Reporterin Isabel Schayani vor Ort die prekäre Lage.

Live-Gespräch aus Moria

Sie sprach bei Anne Will live in die Sendung und das ausnahmsweise nicht im kurzen Interviewtake: Während die einen im Studio in ihren Sesseln hingen, saß sie auf der Straße inmitten einer afghanischen Familie, um persönlich mit ihnen über die Auswirkungen des Feuers zu sprechen. Kurz mal war Moria DAS Thema – auch in Kontroversen –, kurz mal gab es jede Menge Engagement für die Menschen dort und weitreichende Empörung über die Situation.

Mehr Bilder für mehr Aufmerksamkeit?

Jetzt, über einen Monat später, berichten immer weniger Medien über Moria – klar, das Coronavirus und damit wir selbst brauchen den Platz. Allerdings: Die Bilder des neuen Camps nach den ersten Regenfällen, zu sehen vor allem in kurzen selbstgedrehten Sequenzen von Journalistinnen und Journalisten auf Twitter, scheinen es auch nicht zu schaffen, die kollektive Betroffenheit von neulich zu reaktivieren.
Warum eigentlich nicht, obwohl sich die Lage ja eher verschlimmert? Braucht es andere Bilder? Immer mal entstanden rund um die Krisen der Welt ikonische Bilder, die tatsächlich Druck erzeugt haben und blieben. Etwa: Das Bild des toten Alan Kurdi oder das Bild des vietnamesischen Kriegsopfers Phan Thi Kim Phúc, das 1972 zum Pressefoto des Jahres wurde.

Abgestumpft durch zu viele Eindrücke?

Wir sprechen mit der Journalistin Isabel Schayani über die Bilder, die sie selbst liefert – und die kaum ohne ihre Kommentierung funktionieren würden. Wie sucht sie nach den "richtigen" Bildern für ihre Geschichten? Mit Schayani zusammen im Gespräch: Kathrin Fahlenbrach, sie ist stellvertretende Direktorin des Instituts für Medien und Kommunikation in Hamburg und beschäftigt sich mit Bildern in der politischen Kommunikation und Metaphern und Ikonen in der Medienkultur. Sie soll uns erklären, wie denn ein ikonisches Bild entsteht, ob es immer hilft. Vielleicht ja sind wir auch schon durch die tägliche Bilderflut zu abgestumpft?
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